Der erste Teil des Buches Numeri bespricht die Zählung der Israeliten, die Moses nach der Errichtung des Tabernakel (Stiftshütte) ausführte. Mehrere Gründe wurden für die Zählung angegeben, unter anderem:

1) Aus Liebe zu Seinem Volk zählte uns G-tt zu besonderen Anlässen im Verlauf unserer Geschichte. Eine dieser Gelegenheiten war die Fertigstellung der Stiftshütte.1 2) Um sicherzustellen dass die Juden eine ausreichende Anzahl aufwiesen, um das Verweilen der G-ttlichen Gegenwart unter ihnen zu verdienen.2 3) Um zu bestimmen, wie viele Krieger die Juden in den bevorstehenden Kämpfen wohl haben würden, um das Land Kanaan zu erobern.

Nachmanides3 erklärt, dass anstelle des direkten Zählens der Menschen von jedem ein halber Schekel eingesammelt wurde, um danach die Münzen zu zählen.

"Und die Anzahl an Kindern Israels soll sein wie der Sand am Meer, der weder gemessen noch gezählt werden kann."Diese Methode wird im Buch Exodus beschrieben, im Zusammenhang mit einer früheren Zählung4: "Wenn du die Summe der Kinder Israels gemäß ihrer Anzahl aufnimmst, lass jeden von ihnen G-tt eine gewisse Sühne für seine Seele darbringen, wenn sie gezählt werden; dann wird es unter ihnen keine Plage geben, wenn sie gezählt werden. Das sollen sie geben, jeder der durch die Zählung geht: einen halben Schekel..."

Die Juden direkt zu zählen ist verboten,5 wie das der Prophet sagt6: "Und die Anzahl an Kindern Israels soll sein wie der Sand am Meer, der weder gemessen noch gezählt werden kann."

Was ist der Grund für dieses Verbot? Die Kommentatoren sagen, dass ein direktes Zählen der Juden eine Beurteilung der Individuen hervorrufen kann. Fällt ihr Urteil nicht positiv aus, riskieren sie, bestraft zu werden.7

Zusätzlich erklärt der Panim Jafot8, dass vereinte Juden mit ihrer Quelle verbunden sind und keinen weiteren Schutz benötigen. Jedoch einzeln gezählt, trennt sie das von ihrer Quelle und dann unterliegen sie einer individuellen Musterung.

Aus diesem Grund zählte König Saul sein Heer, indem er jeden Soldaten bat, eine Topfscherbe vorzulegen, die er dann zählte,9 - und später wurden Ziegenböcke verwendet.10

König David vergaß scheinbar dieses Verbot und zählte seine Soldaten direkt11, was dazu führte, dass 70.000 Juden durch eine Plage ums Leben kamen.

Es heißt, dass König David dieses Verbot nicht etwa vergessen hatte, sondern durchaus wusste, was er tat. Das Problem bestand aber darin, dass er diese Zählung ohne jede Notwendigkeit, sondern nur aus persönlicher Neugier durchführte. Denn das Zählen der Juden ist ohne speziellen Anlass sogar verboten, wenn es indirekt und grundlos getan wird.12

Obwohl das Verbot des Zählens der Juden nicht im Kodex des jüdischen Gesetzes vermerkt ist, wird es von späteren halachischen Autoritäten erörtert.13

Einige Einzelheiten dieses Gesetzes sind:

  1. Anstatt Individuen zu zählen, ist es erlaubt, bestimmte Körperteile zu zählen, wie z.B. Nasen oder Finger.14 Jedoch raten die Kommentatoren dabei keine Körperteile zu verwenden, deren Entfernung lebensgefährliche Folgen haben würde.15
  2. Nachdem auf eine erlaubte Art und Weise gezählt wurde, ist es nicht verboten, die tatsächliche Anzahl der Juden in Zahlen auszudrücken Wird für einen Minjan gezählt, ist es Brauch, dazu einen Tora-Vers zu verwenden, der zehn Wörter beinhaltet, anstatt Zahlen zu gebrauchen.16 Der am meisten dazu benutzte Vers lautet: "Hoschia et Amecha ubarech et Nachalatecha ur'em venas'em ad ha'Olam." "Rette Dein Volk und segne Dein Erbe, hege sie und erhebe sie für immer."17
  3. Eine weitverbreitete Methode besteht darin, zu sagen: Nicht eins, nicht zwei etc."
  4. Einige erlauben das Zählen, wenn es in Gedanken getan und von niemandem gehört wird.18 Andere verbieten sogar diese Art des Zählens.19
  5. Sobald auf eine erlaubte Art und Weise gezählt wird, ist es nicht verboten, die tatsächliche Personenzahl auszudrücken. Wir lernen das aus der Niederschrift der Gesamtanzahl an Mitgliedern der verschiedenen Stämme in der Tora.
  6. Wir sollen unsere Kinder dazu erziehen, dieses Gesetz zu beachten.20
  7. 7. Ein Jude darf an keiner Zählung teilnehmen, selbst wenn er nicht derjenige ist, der die Zählung durchführt. Bei einer Zählung in Israel ist es umstritten, ob die Teilnahme daran gemäß Halacha erlaubt ist.21
    Ein Argument, die Teilnahme an der Zählung zu erlauben, liegt vor, weil nur geschriebene Namen und nicht leibhaftige Menschen gezählt werden. Dazu kommt noch, dass in den Endresultaten dieser Zählungen auch viele Nichtjuden enthalten sind. Zeitgenössische halachische Autoritäten sind sich jedoch einig, dass nicht an der Zählung teilgenommen werden soll, - es sei denn, sie wird auf eine Weise ausgeführt, dass die Anzahl an Mitgliedern pro Familie nicht mit eingerechnet wird.22