Ab seinem 13. Geburtstag wird ein Junge als erwachsener Mann betrachtet und ist daher verpflichtet, alle Mizwot zu beachten.1 An diesem Tag wird der junge Mann "Bar Mizwa" ("Sohn der Pflicht").2
Abgeleitet vom biblischen Vers,3 der besagt, dass Schimon und Levi ihre Schwerte nahmen, um die Einwohner der Stadt Schechem als Strafe für die Entführung und Schändung ihrer Schwester Dina zu bestrafen. Die Tora benutzt bei dieser Szene die Worte ish charbo (jeder Mann ergriff sein Schwert), was andeutend, dass die Brüder zu jenem Zeitpunkt als "Männer"4 betrachtet wurden,5 und genau an diesem Tag wurde Levi dreizehn.6
Einige sagen, dass das Bar und das Bat Mizwa Alter eine Tradition ist, die von Moses am Sinai-Berg erhalten wurde.7
Das Ausrechnen des Bar Mizwa-Datums
Bar Mizwa wird ein Junge am Vorabend (bei Nachtanbruch8) seines dreizehnten jüdischen Geburtstages, unabhängig von der Uhrzeit, zu der er geboren wurde.9
Falls ein Kind zur Zeit, die wir Bejn HaSchemaschot nennen, auf die Welt kam (der Zeitabschnitt zwischen Sonnenuntergang und dem Erscheinen dreier Sterne), von der wir nicht wissen, ob sie immer noch als den vorangegangenen Tag oder die folgende Nacht betrachtet werden soll, wird er bereits am Tag davor verpflichtet, alle Mizwot zu beachten, und das ist dann auch der Tag,10 an dem seine Bar Mizwa gefeiert werden soll.11
Kalenderfragen:
- Ein Junge, der im Monat Adar eines gewöhnlichen Jahres geboren wurde, also in keinem "Schaltjahr", das zwei Adar-Monate enthält, feiert seine Bar Mizwa im zweiten Adar-Monat, falls das Jahr seiner Bar Mizwa ein Schaltjahr ist.12 Trotzdem gibt es einige halachische Autoritäten, die behaupten, dass er seine Bar Mizwa im ersten Adar-Monat feiern soll. Um dieser Meinung gerecht zu werden, sollte ein Junge, der sich in einer solchen Situation befindet, von seinem Geburtstagsdatum im ersten Adar an bereits Tefillin anlegen.13
- Falls der Junge im Adar eines Schaltjahres auf die Welt kam, und die Bar Mizwa ebenfalls in einem Schaltjahr stattfindet, soll die Bar Mizwa an jenem Tag gefeiert werden, an dem er in der Tat auf die Welt kam.
- Falls der Junge am dreißigsten Cheschwan oder Kislew auf die Welt kam, und im Jahr seiner Bar Mizwa kein solcher Tag existiert (für eine genauere Erklärung, wie sich ein solches Phänomen ereignen kann, klicken Sie bitte hier), wird er am ersten Tag des folgenden Monates (Kislew bzw. Tewet) Bar Mizwa.14
Die neuen Rechte des Bar Mizwa-Jungen
Als Folge davon, dass er jetzt als Erwachsener betrachtet wird, ist es dem Bar Mizwa Jungen erlaubt, folgende Rituale auszuführen oder an ihnen teilzunehmen:
- Als Vorbeter (Chasan) zu dienen.15
- Als Mitglied eines Minjan gezählt zu werden.16
- Falls er ein Kohen ist, die Gemeinde beim Segen der Kohanim (Priestersegen) zu segnen.17
- An öffentlichen Tora-Lesungen als Tora-Leser zu fungieren.18
- Eine Alija zu bekommen (zur Tora aufgerufen zu werden).19
- Das Simun anzuführen (Tischgebet) und als eine der drei Personen zu gelten, die zur Ausführung eines Simuns notwendig sind.20
Die Verantwortungen eines Bar Mizwa-Jungen
Von dem Tag an, an dem er Bar Mizwa wird, ist der junge Mann verpflichtet, alle Mizwot der Tora zu beachten. Darin eingeschlossen sind das Anlegen der Tefillin21 und das Fasten an öffentlichen Fastentagen.22
Zusätzlich wird er als erwachsener, junger Mann nicht nur für seine eigenen Taten verantwortlich, sondern auch für die anderer Juden.23 Dieser Begriff wird Arwut (geteilte Verantwortung) genannt.
Die Alija
Der Bar Mizwa-Junge wird bei der ersten Gelegenheit mit einer Alija geehrt, um zu zeigen, dass er das Erwachsenenalter nun erreicht hat.24 Nach Chabad-Brauch sollte diese Alija nicht am Schabbat-Morgen stattfinden.25
Nach dieser Alija sagt der Vater einen Segen, in dem er G-tt dankt, ihn von jetzt an von den Strafen für die Missetaten seines Sohnes zu befreien.26 Er ist nicht mehr verpflichtet, seinen Sohn dazu zu erziehen, Mizwot zu beachten, sondern der Junge trägt von jetzt an selbst die Verantwortung für seine Taten.27 In den meisten Gemeinden, einschließlich Chabad, wird dieser Segen gesagt, ohne dabei G-ttes Namen zu erwähnen, da dieser Segen nicht im Talmud erscheint.28 Der Text dieses Segens lautet: ברוך שפטרני מענש הלזה. Baruch scheptarani mej-onesch halaseh. ("Gesegnet sei derjenige, der mich davor befreit hat, für diesen [Jungen] bestraft zu werden").
In vielen Gemeinden ist es Brauch, dass der Bar Mizwa-Junge öffentlich aus der Tora liest. Rabbiner Nevenzahl aus der Altstadt von Jerusalem sagt, dass dieser Brauch dazu dient, den jungen Mann in die Mizwa des Tora-Lesens einzuführen. Einige sagen, dass es für diesen Brauch keine Quelle gibt und es daher nicht obligatorisch ist, ihn zu befolgen.29 Der Lubawitscher Rebbe schreibt,30 dass der Bar Mizwa-Junge, als Vorbereitung zur Verpflichtung "das Joch der Mizwot" auf sich zu nehmen, sich die Zeit nehmen sollte, die Grundlagen des Judentums zu studieren, einschließlich den Gesetzen, die das Alltagsleben regeln. Die Vorbereitung auf die Tora-Lesung ist sehr zeitaufwendig und nicht annähernd so wichtig, wie das Studieren der oben erwähnten Themen. Daher wäre es wohl angebrachter, auf die Tora-Lesung zu verzichten, und diese Zeit in wesentlichere Studien des Judentums zu investieren.
Die Bar Mizwa Feier
Es ist eine Mizwa, am Tag der Bar Mizwa ein Fest zu organisieren und die neue Verpflichtung des Jungen, jetzt alle Mizwot zu beachten, zu feiern.31 Im Talmud finden wir, dass Rabbi Schimon Bar Jochai für seinen Sohn, Rabbi Elasar, ein Fest am Tage seiner Bar Mizwa organisierte.32 Obwohl es besser ist, dieses Fest am Tag (oder in der Nacht33) seines 13. Geburtstages zu veranstalten, wird es, falls das Fest nicht am eigentlichen Bar Mizwa – Tag organisiert werden kann, der Junge aber einige Tora-Gedanken zitiert, immer noch als Bar Mizwa-Fest betrachtet.34
Falls es unmöglich ist, am Tag der Bar Mizwa eine Feier zu organisieren und diese daher ein paar Tage später stattfindet, sollte er wenigstens am Tage seiner Bar Mizwa selbst ein kleines Fest feiern.35
Es ist Brauch, dass der Bar Mizwa-Junge während dieser Feier ein paar Tora-Gedanken vorträgt.36 Rabbi Chaim Shalom Deitch, Dekan des Zemach Zedek Kollegs in Jerusalem, sagt, dass der Sinn dieser Rede darin besteht, dem neuen Bar Mizwa-Jungen die Wichtigkeit des öffentlichen Tora-Lehrens beizubringen. Oft hält er diese Rede in der Synagoge nach der Tora-Lesung.37
Es ist Chabad-Brauch, dass der Bar Mizwa-Junge einen Ma'amar vorträgt (chassidischer Diskurs), der sich auf die Mizwa des Tefillin-Anlegens bezieht. Der traditionell vorgetragene Ma'amar beginnt mit den Worten "Ita b'Midrasch Tillim" und wurde vom fünften Lubawitscher Rebben, dem Raschab, anlässlich seiner Bar Mizwa zum ersten Mal gesagt. Um den Text dieses Ma'amars zu lesen, klicken Sie bitte hier.
Was die Ursprünge und Traditionen der Bat Mizwa betrifft, so werden wir diese, so G-tt will, in einem späteren Artikel genauer beschreiben.
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