Grund Nr. 1:
Die Medien und die Boulevardpresse haben uns beigebracht, dass es unsere vaterländische und in der "Meinungsfreiheit"s-Klausel des Grundgesetzes aufbewahrte Pflicht ist, die dreckige Wäsche unserer Nachbarn hell zu beleuchten. Nein, es gibt keine Privatsphäre. Dein Leben ist mein Leben, und Dein Fehler ist meine Vorspeise. Natürlich muss ich wissen, warum sie sich zum dritten Mal hat scheiden lassen; und ich habe ein Recht, über alle Details bezüglich ihres Kampfes um das Sorgerecht des in der Mitte zerrissenen zweijährigen Kindes genau informiert zu werden.
Um es kurz zu sagen: Wir lernen von den Medien, - und das sind furchterregende Lehrer.
Grund Nr. 2:
Wir sind G‑ttes Krieger. Und genau wie G‑tt keine Falschheit dulden kann, so haben wir, Seine Kämpfer, eine moralische Verpflichtung, die Geheimnisse unserer Mitmenschen zu erforschen und zu publizieren, so dass ein Mensch, G-tt bewahre, eingebildet wird.
Um es kurz zu sagen: Wir tun alles im Namen G‑ttes.
Grund Nr. 3:
Es ist ein alter Brauch in Familien und Gemeinden, zu festlichen Anlässen um den Esstisch sitzend, ein Menschenopfer mit verbalen Messern zu schlachten.
Um es kurz zu sagen: Wir pflegen die Tradition.
Grund Nr. 4:
Weil Sie diese Geschichte noch nie gehört haben:
Rabbiner Schmuel, der vierte Chabad Rebbe, hörte, wie sich seine Söhne Salman und Scholom im Hof stritten. Als er herausfand, worum es ging, stellte er fest, dass Salman seinen jüngeren Bruder in den Graben gestoßen hatte.
Auf die Frage des Vaters antwortete Salman: "Es ist nicht fair. Ich bin der Ältere und sollte deshalb auch der Größere sein, aber Scholom ist größer als ich. Indem ich ihn hinunter stieß, war ich größer!"
Da sagte sein Vater: "Mein Sohn, wenn du größer als dein Bruder sein möchtest, warum steigst du nicht auf einen Stuhl, anstatt ihn hinunter zu stoßen?"
Warum fühlen wir uns schlecht, wenn wir nicht so gut sind, wie wir sein könnten? Warum aber sich um seine Fehle grämen? Es ist einfacher, das Negative der anderen hervorzuheben. Schließlich bin ich dann doch nicht so schlecht, weil andere schlechter sind.
Um es kurz zu sagen: Es ist viel einfacher, andere schlecht zu machen, als selbst besser zu werden.
Zusammenfassung: Ohne Klatsch wäre die Arbeitslosenrate in den Medien zu hoch. Nationale Langeweile würde zu Anarchie führen. Aber das Schlimmste könnte eintreten: Die Menschen würden netter und ehrlicher, die Welt einfach besser werden.
Wie furchtbar.
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