Drei Einsiedler ziehen zusammen in eine Höhle. Sie vereinbaren, dass sie nicht mehr als einen Satz alle 7 Jahre sagen. Eines Morgens trabt ein Pferd vorbei.
Sieben Jahre später sagt der erste Einsiedler: "Das war ein schönes weißes Pferd, das da vorbei getrabt ist."
Nach weiteren sieben Jahren sagt der zweite Einsiedler: "Das Pferd war nicht weiß, es war schwarz!"
Nach weiteren sieben Jahren packt der dritte Einsiedler seine Sachen. Als die anderen beiden ihn fragend anschauen, sagt er, "Wenn ihr euch immer streitet, dann ziehe ich aus."
Unter dem Einfluss vieler weitverbreiteter Religionen sind viele Menschen davon überzeugt, dass die physische Welt zu meiden und eine asketische Lebensweise zu pflegen, Spiritualität bedeutet. Je weiter wir uns von der Weltlichkeit und Körperlichkeit entfernen, um so näher kommen wir dem G-ttlichen.
Das sagen sie jedenfalls.
Zölibat ist ein Ideal und Hungern ist eine Tugend. Das sagen sie jedenfalls.Ein Mann, der in Lumpen auf der Spitze eines Berges sitzt, nur das Nötigste isst und stundenlang meditiert, muss total spirituell sein. Ein Guru, der in einem Jahrzehnt nichts gesprochen hat, wird als "heiliger Mann" angesehen. Und ein Höhlenmensch, der wie vor 2000 Jahren lebt, erscheint uns super spirituell. Zölibat ist ein Ideal und Hungern ist eine Tugend.
Das sagen sie jedenfalls.
Das Judentum sieht das alles ganz anders.
Lasst mich Nadab und Abihu, die zwei älteren Söhne des Hohepriesters Aaron, vorstellen, die selbst sehr gerechte Männer waren.
Sie kommen ins biblische Rampenlicht, als das tragbare Heiligtum für G‑tt in der Wüste errichtet worden war. Ein Feuer kommt vom Himmel, um die Opfer auf dem Altar zu verbrennen.
Da sind Nadab und Abihu so begeistert, dass sie das Heilige der Heiligsten betreten und Weihrauch verbrennen, "was ihnen nicht befohlen worden war". Das himmlische Feuer vertilgt ihre Seelen, lässt aber ihre Körper intakt. Sie sterben einen Tot der Leidenschaft. Eine der beeindruckendsten Augenblicke der Geschichte wird durch diese Tragödie getrübt.
Was haben sie falsch gemacht? Ihr Wunsch, der gewöhnlichen Welt zu entrinnen, ging zu weit. Ihr Verlangen, eins mit dem Schöpfer zu werden, war aus dem Zusammenhang genommen.
Wir sollen uns auf jeden Fall nach dem G-ttlichen sehnen und eine Leidenschaft dafür entwickeln, aber wir müssen das mit der Erkenntnis ausgleichen, dass G‑tt möchte, dass wir in dieser Welt leben und mit ihr nicht gegen sie arbeiten.
Daher feiern wir Pessach, den Feiertag der Freiheit und Unabhängigkeit mit Mazza und bitterem Gemüse. Am Rosch Haschana, dem Tag des Urteils, verbringen wir stundenlang im Gebet in der Synagoge, um dann eine festliche Mahlzeit einzunehmen. Eine Tora-Unterrichtsstunde ohne Bagel und Lachs ist unvollständig ... So sind wir eben.
önnte unsere Religion von einem Chefkoch zusammengebraut worden sein ...?Könnte unsere Religion von einem Chefkoch zusammengebraut worden sein ...?
So ist es eben im Judentum. Die Augen sind dazu da, die richtigen Sachen anzuschauen. Berühmtheit ist ein Vorteil, wenn sie zu guten Dingen führt. Technologie soll für heilige Dinge verwendet werden. Die Ehe wird geheiligt. Und Essen ist die Grundlage jeder jüdischen Zeremonie.
Sind wir nun auf dem Mount Everest G‑tt am nächsten? Ja, wenn wir eine koschere Schabbat-Mahlzeit auf seinem 29.028-Fuss-hohen Gipfel einnehmen, dann glaube ich, dass wir G‑tt so nah wie möglich sind ...
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