Mizwot, die mit der rechten Hand ausgeführt werden, und Richtlinien für Linkshänder

(Einige der folgenden Beispiele betreffen ausschließlich Rechtshänder. Dieses Thema wird in diesem Artikel noch im Detail behandelt.)
- Wir werden für viele religiöse Rituale gebeten, unsere rechte Hand oder rechte Seite zu benutzenBei der Reinigung eines Mezora (einer Person mit einem Hautleiden, wie im Buch Levitikus beschrieben) streicht der Kohen ein Gemisch aus Öl und Opferblut auf seinen rechten Daumen und den großen Zeh des rechten Fußes. Oft wird Mezora mit "leprakrank" übersetzt, wobei jedoch die in der Tora beschriebene "Lepra" nicht viel mit der modernen Hautkrankheit zu tun hat, die vor allem in Ländern der 3. Welt verbreitet ist.2
- Die Mesusa wird auf der rechten Seite des Eingangs angebracht.3
- Ein Schreiber muss eine Tora-Rolle mit seiner rechten Hand schreiben.4
- Wir verdecken unsere Augen beim Sagen desSchma Jisrael mit der rechten Hand, um unsere Konzentration zu stärken.5
- Wenn wir nach dem Aufstehen oder vor dem Brotessen unsere Hände waschen, fangen wir mit der rechten Hand an.6
- Wir halten den Kidusch-Becher in der rechten Hand.7
- Wenn wir das Schofar blasen, halten wir das Horn an der rechten Seite unseres Mundes.8
- Einige haben den Brauch, beim Beten der Amida als Zeichen des Bittgesuches mit den Händen zu klatschen, und darauf geachtet wird, die rechte Hand über der linken zu halten.9
- Wir tragen die Tora-Rolle unserer rechten Schulter.10
- Wenn sich der Chasan (Vorbeter) vom vorderen Bereich der Synagoge zur Bima (Lesetisch) begibt, oder umgekehrt, wählt er den Weg zu seiner Rechten.11
- Wenn wir einen Segen über einem Nahrungsmittel oder einer Mzwa sagen, halten wir das Betreffende in unserer rechten Hand.12
- Während der Chalza-Zeremonie, wird der Schuh vom rechten Fuß des Bruders des verstorbenen Ehemannes13 durch die Witwe mit ihrer rechten Hand entfernt.14
- Wenden sich die Kohanim zur Erteilung des Priestersegen zur Gemeinde und wenden sich nach dem Segnen wieder dem Tora-Schrein zu, drehen sie sich zu ihrer rechten Seite.15
- Während seines Dienstes im Heiligen Tempel, benutzt der Kohen immer seine rechte Hand.16
In nicht-rituellen Angelegenheiten
Der rechten Seite wird auch in alltäglichen Angelegenheiten Vorrang gegeben:
- Die rechte Seite repräsentiert die gute SeiteWir kleiden unseren rechten Arm, unser rechtes Bein und unseren rechten Fuß immer vor dem linken Arm, dem linken Bein und dem linken Fuß.17 Beim Ausziehen tun wir das Gegenteil: Wir entkleiden den linken Arm, das linke Bein zuerst, und danach den rechten Arm, das rechte Bein. Es ist respektvoll, die rechte Seite längere Zeit als die linke bekleidet zu lassen.18
- Auch beim Waschen kommt der rechte Arm als erster an die Reihe.19
- Sind wir uns unterwegs nicht sicher, ob nach links oder rechts abzubiegen ist, wird empfohlen, nach rechts zu biegen.20
Der Grund
Wir erweisen der rechten Seite diese Ehre, weil die Tora zu verschiedenen Gelegenheiten präzisiert, die rechte Seite zu benutzen.21 Der Me'iri22 erklärt, dass die rechte Seite die Seite des Guten darstellt, und indem wir ihr Vorrang geben, erinnern wir uns daran, auf dem rechten Weg zu gehen. Gemäß Kabbala repräsentiert die rechte Seite die Eigenschaft Chessed (Wohlwollen), die vor der linken Seite, welche die Eigenschaft Gwura (Disziplin) darstellt, bevorzugt werden soll.23
Ausnahmen
Es gibt verschiedene Ausnahmen zu dieser Regel:
- Wir legen die Tefillin an unserem linken Arm.
- Bezüglich des Anlegens der Tefllin gibt die Tora der linken Seite den Vorrang. Unsere Weisen sagen, dass wir mit der linken Seite bei unseren Schuhen oder jedem zu bindenden Kleidungsstück beginnen.24
- Beim Nägelschneiden fangen wir mit der linken Hand an.25
- Männer halten ihre Zizit in der linken Hand, wenn sie morgens das Schma Jisrael sagen, damit diese gegen das Herz ausgerichtet sind.26
- Wenn wir nach der Vollendung des Amida-Gebetes drei Schritte zurückgehen, beginnen wir mit dem linken Fuß, um zu zeigen, wie schwer es uns fällt, von der Gegenwart G-ttes Abschied zu nehmen.27 Sind wir drei Schritte zurückgegangen, beugen wir uns zuerst zu unserer linken Seite. Die rechte Seite steht uns als G-ttliche Gegenwart gegenüber, - weshalb wir uns erst danach nach rechts beugen.28
- Beim Tachanun (Bittgebete, die nach der Amida gesagt werden) des Nachmittagsgebetes legen wir unseren Kopf auf den linken Arm, um die G-ttliche Gegenwart zu ehren, die sich auf unserer rechten Seite befindet. Wenn wir morgens mit Tefillin beten, legen wir unseren Kopf auf denjenigen Arm, der nicht mit Tefillin-Streifen umwickelt ist.29
- Wir lehnen uns beim Sedertisch auf die linke Seite, um die rechte Hand zu befreien, mit der wir essen. Außerdem erscheint es auch gesundheitlichen Gründen gefährlich, sich auf die rechte Seite zu lehnen.30
- Beim Zünden der Chanukka-Kerzen fangen wir mit der neusten Kerze an, die immer links zugefügt wird und fahren mit der nächstliegenden Kerze zu ihrer Rechten fort.31
Tefillin
Wir benutzen die rechte Hand, um die Tefillin dem linken Arm anzulegenWir legen die Tefillin an den linken Arm wegen des zusätzlichen Buchstaben "hei" am Ende des Wortes "jadcha" ("dein Arm") im Buch Exodus,32 wenn wir die Mizwa des Anlegens der Tefillin am Arm diskutieren. Der Talmud33 liest dieses Wort daher als "jad kejhe" – "der schwächere Arm". Auch steht im Talmud das Gesetz von der Nebeneinander-Stellung des Gebotes, eine Mesusa zu schreiben und der Mizwa der Tefillin.34 Wir lernen daraus, dass die zum Schreiben gebrauchte Hand auch dem Anlegen der Tefillin dient. Das heißt, dass wir die rechte Hand benutzen, um die Tefillin an der linken anzulegen.
Mehrere Erklärungen werden vorgeschlagen, warum der linke Arm für die Tefillin ausgewählt wurde:
- Der rechte Arm dient oft für Tätigkeiten des Alltags, so dass zum Ausführen dieser Mizwa der linke gewählt wird.35
- Der rechte, gewandtere Arm ist geeigneter um die Teflilin dem linken Arm anzulegen.36
- Einer der Gründe für das Anlegen der Teflilin ist die Erinnerung an den Auszug aus Ägypten.37 Wir legen die Tefillin am linken Arm an, um "G-ttes starken Arm" in Erinnerung zu rufen, den Er benutzte, um die Ägypter zu bestrafen. Der "starke (strafende) Arm" ist G-ttes linker Arm.38
- Die Tefllin helfen uns, unsere Köpfe und unsere Herzen dem Willen des Schöpfers zu beugen. Daher ist es angebracht, dass sie auf die linke Seite angelegt werden – dem Herzen gegenüber.39
- Die rechte Seite repräsentiert physische Kraft, während die linke Seite mehr auf die intellektuellen Leistungen deutet. Das kommt durch die Tatsache zum Ausdruck, dass sich das Herz nach links neigt. Wir legen die Tefillin an unserem linken Arm an, weil wir uns bemühen, unsere physischen Verlangen durch unseren Verstand zu überwinden, und sie in die richtigen Bahnen zu lenken, wie sie G-tt uns vorgegeben hat.40
- Wir legen die Tefllin der schwächeren Seite an, um nicht zu vergessen, dass es nicht in unserer Macht steht, jegliche Tätigkeiten ohne Seine Hilfe auszuführen. Alles, was wir erreichen, erreichen wir lediglich mit der Kraft, die G-tt uns dazu gegeben hat.41
Tefillin für Links- oder Beidhänder
Der Talmud sagt42, dass ein Linkshänder die Tefillin seinem schwächeren Arm,43 d.h. dem rechten Arm, anlegen soll.44
Ein Beidhänder legt die Tefillin seinem linken Arm an.45 Wenn er seine rechte Hand zum Schreiben benutzt und alles andere mit seiner linken Hand tut oder umgekehrt, gibt es Meinungsverschiedenheiten zwischen den halachischen Autoritäten, welches der richtige Arm zum Tefillinanlegen ist.46 In der Praxis sollten die Tefillin im ersten Fall dem linken Arm angelegt werden und im umgekehrten Fall dem rechten.47
Linkshänder hinsichtlich anderer Mizwot
Mizwot, die mit der rechten Hand ausgeführt werden, führt ein Linkshänder mit der linken Hand ausIm Allgemeinen führt ein Linkshänder diejenigen Mizwot, die sonst mit der rechten Hand ausgeführt werden, mit seiner linken Hand aus. Da seine linke Hand stärker ist, stellt sie dasselbe dar, wie die rechte Hand für den Rechtshänder.48
Folgende Tätigkeiten49 sollten beim Linkshänder mit oder an der linken Seite ausgeführt werden:
- Das Bekleiden und das Waschen der linken Seite kommt zuerst an die Reihe.50
- Das Ritual des Händewaschens vor dem Brotessen oder nach dem morgendlichen Aufwachen beginnen wir mit der linken Hand.51
- Den Kiddusch-Becher erfassen wir mit der linken Hand.52
- Der Lulw soll in der linken und der Etrog in der rechten Hand gehalten werden.53
- Nach der Amida starten wir die drei Schritte zurück mit dem rechten Fuß, weil beim Betenden das linke Bein das Stärkere ist.54
- Essen soll während des Segenspruchs in der linken Hand gehalten werden. Gleiches gilt für alle Artikel zum Ausführen einer Mizwa.55
Folgende Aktivitäten sollten jedoch auch beim Linkshänder mit der rechten Hand oder auf der rechten Seite ausgeführt werden, - so als handele es sich um einen Rechtshänder:
- Das Anbringen einer Mesusa am rechten Türpfosten.
- Das Bedecken der Augen mit der rechten Hand beim Sagen des Scma Jisrael, so das die Zizit gleichzeitig in der linken Hand, gegen das Herz gehalten werden können.
- Das Verbeugen nach dem Amida-Gebet – zuerst nach links und dann nach rechts, weil die rechte Seite der G-ttlichen Gegenwart entspricht, die dem Betenden gegenübersteht.
- Das Legen des Kopfes auf den linken Arm ebenso für das Tachanun-Gebet.
- Das Lehnen auf die linke Seite während des Pessach-Seders, aus Gesundheitsgründen.56
- Das Halten des Schofars in derrechten Seite des Mundes.57
- Ein Kohen, der Linkshänder ist, dreht sich für den Segen der Kohanim auf dieselbe Weise zur Gemeinde, wie der Kohen, der Rechtshänder ist.58
- Die Tora-Rolle wird von allen auf derselben Seite getragen.59
- Wenn der Chasan sich mit der Tora-Rolle der Bima oder dem Tora-Schrein nähert, soll er stets nach rechts gehen.60
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