In unserem Zeitalter der politischen Korrektheit haben viele Menschen, deren Beruf sie in die Nähe eines Mikrofons bringt, den angeblichen Truismus angenommen: "Es ist egal was Du denkst. Wichtig ist was Du sagst". Ein schweigsamer Heuchler ist ein Menschenfreund. Ein wortreicher Heuchler ist die Ausgeburt des Bösen.

So entstehen Gruppen von Politikern, Medien- und Führungspersönlichkeiten, die darin geschult werden: "Sagt nicht, was Ihr denkt, sondern was akzeptabel ist" und "verbalisiert niemals Eure Heuchlerei, denn es könnte ein geheimes Abhörgerät unter Eurem Stuhl sein!"

Menschen verloren schon ihre Position, weil sie das Falsche zur falschen Zeit sagten. Grosse Karrieren scheiterten an "einem schwachen Moment". Experten und Laien fragten, ob es richtig ist, dass Menschen wegen "eines solchen schwachen Moments" den Berg hinabgestürzt werden.

Der gesunde Menschenverstand schreit aber: War es wirklich nur "ein schwacher Moment"? Oder war es vielmehr "ein schwaches Leben", in dessen Sumpf der Geist jahrelang schwimmen durfte? Ist es nicht sonnenklar, dass es kein Versprecher, sondern eine Lawine des Geistes war?

In Dwarim finden wir einige Verse, die mit den Worten: "Wenn Ihr in Eurem Herzen sagen solltet..." beginnen:

"Wenn Ihr in Eurem Herzen sagen solltet: 'Diese Völker haben viel mehr Menschen als wir. Wie können wir sie verdrängen?'" (Deut. 7:17)

"Ihr werdet in Eurem Herzen sagen: 'Durch meine Kraft und die Kraft meiner Hände habe ich mir diesen Reichtum erarbeitet...'" (Deut. 8:17)

Moses warnt die Juden vor Furcht und Hochmut in ihren Herzen. Er ermahnt sie nicht bezüglich politischer Korrektheit – "seid vorsichtig, was Ihr sagt", – sondern "passt auf, was Ihr denkt und fühlt". Der Grund ist offensichtlich: Die Zunge hat keinen eignen Kopf; sie macht öffentlich, was im Kopf verborgen ist. Die Zunge ist wie das zweijährige Kind, das die vertraulichen Gespräche der Eltern ausplaudert.

Unsere Weisen haben die Redewendung geprägt, dass ein Mensch "mund- und herz-gleich" sein sollte. Es geht nicht darum, was wir sagen, sondern was wir denken.

Was können wir daraus lernen?

Rassismus, Hass, Heuchelei und Geschwätz sollten viel frührer entfernt werden, bevor die Worte den Zug zum Mikrophon nehmen. Haben die Worte einmal die Station der Gedanken erreicht haben, dann ist es zu spät. Der Zug kann jede Minute kommen, aber dann nicht mehr zurück.