Der neue Wochenabschnitt beginnt mit einer Anweisung an das jüdische Volk: „Kedoschim tihiju“, was mit „Ihr sollt heilig sein“ übersetzt wird.

Das Wort „heilig“ bedeutet g-ttlich, jenseitig, grundlegend verschieden von unserem Alltag. Es geht auf dieselbe Wurzel zurück wie „heil“ und das englische „whole“ (ganz) und meint etwas, was ganz G-tt geweiht ist.

Wenn wir jedoch näher untersuchen, was die Parascha „kadosch“ (heilig) nennt, fällt uns auf, dass es hier nicht nur um den Tempel und dergleichen geht (das „typisch Heilige“), sondern auch darum, dass wir einen Teil unserer Felder den Armen überlassen und einander nicht belügen sollen. Es gibt Gebote zum Schabbat, und eines der wichtigsten ist das Gebot, uns an diesem Tag des Lebens zu freuen. Wir müssen unschuldigen Menschen helfen, wenn sie angegriffen werden. Und wir sollen anderen weder grollen noch Rache üben.

Diese Gebote gelten nicht allein g-ttlichen und spirituellen Dingen, sie sagen uns auch, wie wir im Alltag „kodesch“ bleibenDiese Gebote gelten nicht allein g-ttlichen und spirituellen Dingen, sie sagen uns auch, wie wir im Alltag „kodesch“ bleiben.

Das hebräische Wort kodesch bedeutet wörtlich „getrennt“, aber im Sinne von „verbessert“. Wenn wir Erwünschtes von Unerwünschtem trennen, bleibt etwas Besseres übrig.

Kodesch sind die gewöhnlichen Dinge und Ereignisse des Lebens, jedoch getrennt das unerwünschten Aspekten, die sie verdünnen und schwächen.

Das heißt also: Fliehe nicht aus der Welt und aus dem Alltag, sondern verbessere beide.

Es ist nicht sinnvoll, wenn Sie Ihr Geschäft aufgeben und betteln gehen – aber trennen Sie davon alles ab, was unehrlich und inkonsequent ist.

Trinken Sie einen besonders guten Wein, aber trennen Sie ihn von den anderen Flaschen, und trinken Sie ihn am Schabbat.

Tun Sie nicht so, als hätten andere keine Fehler. Sprechen Sie Fehler an, wenn es nötig ist. Aber trennen Sie momentane Erfahrungen von Ihrer langfristigen Einschätzung, und hegen Sie keinen Groll.

Unterdrücken Sie Ihren Ehrgeiz nicht, streben Sie sogar nach wirtschaftlichem Erfolg; aber trennen Sie ihn von Gier und Arroganz, so dass nur Dankbarkeit vor G-tt und Großzügigkeit gegenüber den Bedürftigen übrig bleiben.

Versuchen Sie nicht, G-tt näher zu kommen, indem Sie Ihr alltägliches Leben aufgeben, sondern bringen Sie G-tt in Ihren Alltag hinein, indem Sie „Unreinheiten“ wie negative Charakterzüge, Egoismus und Seichtheit abtrennen.

Seien Sie nicht heilig, sondern machen Sie Ihr Leben „kadosch“.