Die Tora, die G-tt uns gab, enthält eine innere und eine äußere Dimension. Die äußere ist der einfache Sinn der Erzählungen und Gebote; die innere enthält das Wesen der Tora, ihre Geheimnisse und mystischen Wahrheiten. Wer diese inneren Aspekte der Tora studiert, sieht G-ttes Weisheit und seinen Einfluss auf unser Leben aus einem ganz anderen Blickwinkel als jene, die nur den einfachen Sinn berücksichtigen.
Das dies ein großer Vorteil ist, zeigt sich schon darin, wie wir die ersten drei Verse der Tora lesen.
Die Tora beginnt so:
Am Anfang schuf G-tt die Himmel und die Erde. Und die Erde war Chaos und Leere, und Dunkelheit war auf dem Antlitz der Tiefe, und der Geist G-ttes schwebte über dem Antlitz der Wasser. Und G-tt sprach: „Es werde Licht.“ Und es war Licht. (Genesis 1:1-3)
Um das mystische Licht zu entdecken, das diese Worte verbergen, müssen wir sie neu lesen. Die Tora wurde nicht mit Sätzen und Absätzen geschrieben. Verzichten wir also auf vorgefasste Meinungen darüber, wie die Worte zu lesen sind, und werfen wir einen neuen, tieferen Blick darauf.
Am Anfang schuf G-tt die Himmel und die Erde ...
Die Tora spricht jeden einzelnen Menschen an und zeigt, vor welchen Entscheidungen er im Leben steht. G-tt schuf zwei Wege, zwischen denen wir wählen können. Er schuf „die Himmel“, also ein spirituelles Leben, und „die Erde“, eine rein materielle Existenz. Wir müssen zwischen „den Himmeln“ und „der Erde“ wählen.
Und die Erde ...
Wer die Erde wählt, das Leben des Körpers, fühlt sich zur Festigkeit und Greifbarkeit des materiellen, weltlichen Lebens hingezogen. Die Welt ist real und solide, und er kann sich daran festhalten.
... war Chaos und Leere.
Er hat sich verirrt. Er sehnte sich nach Ordnung und Erfüllung und fand das Gegenteil. Er wollte Klarheit, doch nun fühlt er sich verloren und leer. Das Leben des Körpers, des Ichs und der materiellen Bequemlichkeit verschafft ihm nicht den Frieden, nach dem er sich sehnt.
Jetzt weiß er, dass er nach etwas anderem suchen muss.
Und Dunkelheit war auf dem Antlitz der Tiefe.
Aber es ist dunkel, und er ist tief gefallen. Er sucht Klarheit und Wahrheit. Doch es ist so schwer zu entscheiden, was richtig ist. Und was ist mit diesem inneren, spirituellen Selbst, dessen stumme Schreie er tief im Inneren spürt, aber nie gehört hat?
Und der Geist G-ttes schwebte über dem Antlitz der Wasser.
Der Geist G-ttes, des Menschen g-ttliche Seele, der g-ttliche Funke in jedem von uns, fliegt wie verloren über das tosende Wasser. Aber es gibt Hoffnung.
But there is hope.
Und G-tt sprach ...
Der Mensch ruft nach G-tt. In der Finsternis und in der Tiefe erkennt er, dass er nach G-tt gesucht hat. Er findet den Weg nicht allein, und das braucht er auch nicht; denn er weiß nun, wonach er immer gesucht hat.
„Es werde Licht.“
Jetzt ist alles klar. Es gibt ein Licht für ihn.
„Und es war Licht.“
Und es gibt ein Licht für die Welt.
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