Lieber Leser,

Der bevorstehende Schabbat "Schabbat Hachodesch", kündet den Monat Nissan und das bald bevorstehende Pessach-Fest an. Wie alle anderen unserer Feiertage muss auch es uns geistig bereichern, und dies nicht nur während seiner tatsächlichen Dauer sondern das ganze Jahr hindurch: Seine Lehre muss Anfeuerung für das tägliche Leben sein. Eine der "Hauptsäulen" unserer Tora und unseres Glaubens ist die Erinnerung an den Auszug aus Ägypten. Jeden Tag erneut müssen wir daran denken. In der Nacht von Pessach steht dieses Ereignis selbstverständlich im Mittelpunkt all unserer Gedanken. Vielerlei Lehren sind darin enthalten; heute jedoch sei ein Punkt besonders herausgegriffen, weil er sowohl auf den Anfang wie auf das Ende des Festes Bezug hat, weil er beide miteinander vereint.

Die erste Zeremonie für Pessach, gleich nach Eintritt der Nacht, ist der "Seder". Hier tritt sofort eines seiner wesentlichen Merkmale in Erscheinung: die Erfüllung der Vorschrift "Du sollst es deinem Kinde erzählen". Im Verlauf des Seder fallen einige Abweichungen von unseren normalen Gebräuchen auf; die Absicht ist dabei, das Interesse der Kinder hierdurch zu erwecken und sie zur aktiven Teilnahme zu bewegen. Zudem ist unsere Verpflichtung den Kindern gegenüber keineswegs nur auf die Weisen und Klugen beschränkt; vielmehr erstreckt sie sich, in den Worten der Haggada, auf "das weise, das böse, das einfältige und das noch nicht des Fragens kundige Kind". Alle müssen beim Seder versammelt sein und müssen belehrt werden, jedes seiner Intelligenz und seiner Verstandeskraft gemäß.

Das Ende des Pessach-Festes wiederum ist gekennzeichnet durch den Bericht über den Durchzug der Israeliten durch das Schilfmeer. Damals enthüllte G-tt sich in einer so eindrucksvollen Weise, dass jeder einzelne im Volk Israel "mit dem Finger darauf zeigen" und ausrufen konnte (Exodus 15, 2): "Dies ist mein G-tt, und ich will Ihn verherrlichen". Da nun waren es die Söhne und Töchter, die in der Zeit tiefster Versklavung und Unterdrückung geboren worden waren, die G-tt als erste erkannten. So kann man feststellen: Das Ende des Festes "wurzelt" in seinem Anfang – es handelt sich um die Kinder.

Uns Heutigen obliegt es, jede nur mögliche Anstrengung zu machen (sogar wenn wir dabei persönliche Gewohnheiten und Bequemlichkeiten opfern müssen), um die junge Generation aufzuwecken und alle Jungen und Mädchen ohne Ausnahme – das "weise, böse, einfältige und noch nicht des Fragens kundige Kind" – an Tora und Mizwot heranzuführen. Dann können wir zuversichtlich auf die Erlösung harren, in der Gewissheit (Exodus 10, 9): "Mit unserer Jugend und mit unseren Alten werden wir gehen, mit unseren Söhnen und unseren Töchtern".

Schabbat Schalom