Lieber Leser,

in der dieswöchigen Sidra schildert die Tora den verheerenden spirituellen Rückschlag, den die Israeliten mit der Episode des Goldenen Kalbes erlitten. Aaron, immer bestrebt, seine intensive Liebe zu seinen Nebenmenschen unter Beweis zu stellen, tat sein Möglichstes, um den Götzenkult des Goldenen Kalbes zu verhindern (s. Raschi zu Exodus 32, 2 und 32, 5). Ein Ausspruch unserer Weisen lautet ("Sprüche der Väter" 1, 12): "Zähle dich zu den Schülern Aarons ..., liebe alle Geschöpfe und bring sie der Tora näher." Zwei Anweisungen sind in diesen Worten enthalten: Erstens besagt der ziemlich ungewöhnliche Ausdruck "Geschöpfe" (statt "Menschen", "Personen" oder dgl.), dass wir uns mit jedem abzugeben haben, selbst denjenigen, die kein anderes Verdienst haben, als G-ttes "Geschöpfe" zu sein – also: dass er sie geschaffen hat.

Zweitens wird uns die Methode gezeigt, die wir bei unserem Umgang mit anderen anwenden sollen: Wir sollen sie der unverfälschten, uneingeschränkten Tora näherbringen, nicht aber, umgekehrt, die Tora (sozusagen) an sie herantragen; das heißt, wir sollen die Tora nicht für den Gebrauch "zuschneiden", sie nicht "zurechtstutzen" oder sonst wie dem Bedarf der Leute anpassen.

Schabbat Schalom