Lieber Leser,

in seinem tiefsten Wesen ist Rosch Haschana der "Krönungstag" des Königs der Könige; und an dieser "Krönung" nimmt jeder einzelne Jude teil. Dieser Idee wird besonders in den "Malchijot" des Mussafgebetes für Rosch Haschana Ausdruck verliehen.

Unter diesen Gesichtspunkten ist eine (erst einmal frappant erscheinende) Tatsache zu verstehen: Obwohl Rosch Haschana die "Zehn Tage der Rückkehr" (auch "Zehn Bußtage" genannt) einleitet und zu diesen gehört, wird während Rosch Haschana weder das "Tachanun"-Gebet noch das Sündenbekenntnis gesagt. Sondern das Gefühl der "Zugehörigkeit zu G-tt", wie es durch den Gedanken an die "Krönung" hervorgerufen wird, erfüllt unser ganzes Gemüt so sehr, dass die Reue für die Sünden der Vergangenheit – so wichtig diese als solche ist – in dem überwältigenden Gefühl von "Ehrfurcht vor der Erhabenheit" untergeht.

In ihrem tiefsten Wesen ist "Tschuwa" selbst – im Sinne dieses Wortes als "Rückkehr (zur Quelle)" – absolut vereinbar mit dem wesentlichen Gehalt von Rosch Haschana, als dem Ereignis der "Krönung G-ttes".

Schabbat Schalom