Lieber Leser,
G-tt legte fest, dass der Auszug aus Ägypten, den wir während der augenblicklichen Pessachtage feiern, im Frühling stattfinden sollte. Noch mehr: die Tora selbst besteht ausdrücklich darauf, dass stets genau darauf geachtet wird, dieses Fest im Frühjahr zu feiern, wie es heißt: "Halte den Frühlingsmonat inne, um darin das Pessach dem Ewigen, deinem G-tte, zu begehen; denn im Frühlingsmonat führte der Ewige, dein G-tt, dich aus Ägypten bei Nacht". Eben diese Tatsache des Auszuges im Frühjahr wird von unseren Weisen dahingehend interpretiert, dass damit G-ttes besondere Güte angezeigt wird, indem er nämlich die Juden aus Ägypten in der klimatisch angenehmsten Jahreszeit herausführte. Wie es bei allen anderen Themen in der Tora der Fall ist, können auch von dieser Stelle bedeutsame Aspekte und Lehren abgeleitet werden.
Im Kreislauf der Natur bringt der Frühling all jene Naturkräfte wieder zum Leben, die während des Winters geruht hatten und verborgen waren; das Gras fängt wieder an zu wachsen, und auf den Bäumen sprießen Blüten, um später zu reifer Frucht zu gedeihen.
Der gleiche Gedankengang kann auf den Menschen angewandt werden, denn auch in seinem Leben kann es einen Zustand des "Winters" geben, eine Zeit scheinbarer Unergiebigkeit. Aber kein Jude und keine Jüdin sollte sich so einschätzen – und erst recht andere nicht so beurteilen –, als sei seine oder ihre Wirksamkeit zu Ende, selbst wo eine lange "unfruchtbare" Periode hinter ihnen liegt. Wenn es nur die richtige Eingebung und den entsprechenden Antrieb gibt, kann ein solcher Zustand von "Winter" mit Leichtigkeit und ganz plötzlich wieder in einen "Frühling" verwandelt werden, in eine Zeit von Knospen, die dann schließlich zu guten Früchten für G-tt und Menschen reifen werden.
Chag Sameach und Schabbat Schalom