Frage?

Ich heirate in wenigen Wochen und ich habe eine Frage zu einem jüdischen Brauch. Warum trägt die Braut einen Schleier? Der Brauch scheint mir etwas veraltet zu sein!

Da ich aber nichts falsch machen möchte, frage ich nach seiner Bedeutung. Gibt es eine jüdische Erklärung dafür?

Antwort!

Michelangelos berühmte Skulptur zeigt Moses’ Kopf mit Hörnern. Wissen Sie warum?

Diese Darstellung der Hörner beruht auf einer ungenaue Übersetzung der hebräischen Bibel aus dem Griechischen: Nachdem Moses vom Berg Sinai herunterstieg, so schildert es uns die Tora, erstrahlte Moses’ Kopf im g-ttlichen Licht. Für die Wörter „Strahlen“ und „Hörner“ stehen die gleichen hebräischen Buchstaben, so dass es falsch aus dem Griechischen übersetzt wurde: „Und Moses hatte Hörner“. Auf Grund dieses Übersetzungsfehlers zeigten viele mittelalterliche Kunstwerke einen gehörnten Moses, wie z.B. Michelangelo’s Skulptur.

Die Tora schreibt weiter, dass Moses Gesicht voller Heiligkeit war und deshalb so hell erschien, dass niemand es wagte, ihn anzusehen. Er musste fortan einen Schleier tragen. Wenn Moses mit den Menschen sprach, diente der Schleier als Filter des g-ttlichen Lichts.1

Bei einer Hochzeit sind die Seelen von Braut und Bräutigam unter der Chuppa erhöht, da sie im Begriff sind, sich zu vereinen. Bei der Braut offenbart sich dieser erhöhte Status stärker. Sie strahlt eine besondere Heiligkeit, die g-ttliche Präsenz („Schechina“) aus; der weibliche Aspekt von G-tt scheint durch das Gesicht der Braut.

Dieses Licht ist so intensiv, dass es verschleiert werden muss. Es gleicht dem von Moses’ Gesicht ausgestrahltem Licht. Heiligkeit bedarf einer Privatsphäre. Aus diesem Grund trägt die Braut einen Schleier.

Es sind beeindruckenden Momente unter der Chuppa. Die Gedanken und Gebete von Braut und Bräutigam haben zu diesem Zeitpunkt eine zusätzliche Kraft, denn es umgibt sie eine g-ttliche Aura. Auch Ihr großer Tag wird bald kommen. Achten Sie darauf, dass Sie jede heilige Sekunde genießen und nutzen.