Die Ehe verändert das Leben zweier Menschen sehr. Im Idealfall bringt die Ehe Stabilität, Liebe, Zufriedenheit und Erfüllung fürs Leben, was außerhalb des ehelichen Rahmens undenkbar wäre. Doch sie beinhaltet auch eine ganze Reihe neuer Verantwortungen. Es kann aber auch sein, dass all die positiven Gefühle in Wirklichkeit das Resultat dieser Verantwortungen sind. Ein "Leben der Freiheit", unbelastet von jeglichen Verbindlichkeiten, mag auf kurze Sicht ganz verlockend erscheinen, jedoch erweist es sich im allgemeinen nicht als der Weg zum Glücklichsein.
Die Ehe verändert die Wirklichkeit auf der Ebene des SeelenlebensWie in jedem Bereich des Lebens, so reflektiert auch hier unsere physische/materielle Welt eine viel erhabenere, spirituelle Realität: Die Ehe verändert ebenfalls die Wirklichkeit auf der Ebene des Seelenlebens. Wie es in den Lehren der Kabbala ausführlich steht, werden Bräutigam und Braut unter der Chuppa (Traubaldachin) mit den erhabensten aller G-ttlichen Segen ermächtigt. Und dieses unermessliche Potential wird mit der Eheschließung verfügbar! Eines der Resultate dieser erhöhten, spirituellen Pracht ist der Zusatz gewisser Mizwot (Gebote), wie sie verheirateten Personen eigen sind. Daneben gibt es auch eine ganze Reihe jüdischer Traditionen (Minhagim), die erst nach der Hochzeit befolgt werden, da sie die spezielle spirituelle Stellung der Eheleute widerspiegeln.1
Familienreinheit
Nichts ist heiliger und kostbarer für den Schöpfer, als die Vereinigung zwischen Mann und Frau. Schließlich befindet sich dort die Quelle des Lebens, und was kann von größerem Wert sein, als das Leben selbst? Und was kann heiliger sein, als die Handlung, durch die wir unseren Schöpfer auf die wesentlichste Art und Weise nachahmen, und durch die wahrhaftig neues Leben entsteht? Darüber hinaus haben wir gelernt, dass der ursprüngliche Prototyp des Menschen ein "Gebilde" aus Mann und Frau war, ähnlich "Siamesischen Zwilingen", die in entgegengesetzte Richtungen schauten. G-tt sieht unsere Existenz noch immer als diesen Prototyp, der Mann und Frau gleichzeitig beinhaltet. Die Vereinigung zwischen ihnen bedeutet die Verwirklichung der G-ttlichen Vollkommenheit in der Welt.
G-tt hat uns durch die Tora gelehrt, wie wir uns zu dieser einzigartigen die Ehe auszeichnenden Heiligkeit Zugang verschaffen, sie bewahren, und unsere intimsten Momente mit G-ttlichkeit und Bedeutung erfüllen. Dies erreichen wir durch das Erlebnis der Mikwe. Einmal im Monat, nach einer etwa zweiwöchigen Periode vollständiger Enthaltung von jeglicher Intimität, taucht die Frau in das heilige Wasser der Mikwe ein, was dem Paar erlaubt, sich körperlich wiederzuvereinigen und das in einer neuen, noch engeren Weise.
Neben des Beitrages der heiligen Dimension zum Eheleben, erlaubt diese monatliche Trennungszeit das intensivere Entfalten der verbalen Kommunikation zwischen den Eheleuten. Somit hilft das Beachten der Familienreinheit dabei, eine Verbindung zwischen den Seelen aufzubauen, so dass die Beziehung niemals zu einer rein körperlichen Angelegenheit degeneriert.
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Kinder in die Welt bringen
Ausgestattet mit Segen und erhobenen Kräften ist das Paar jetzt bereit, die schwierige Aufgabe der Kindererziehung in Angriff zu nehmenAusgestattet mit Segen und erhobenen Kräften ist das Paar jetzt bereit, die schwierige Aufgabe der Kindererziehung in Angriff zu nehmen. Biologisch gesehen, erfordert das Elternsein keine besonderen Leistungen, da das Wunder der Entwicklung eines Embryo sich fast von allein ereignet. Doch die Erschaffung einer liebenden, warmen Umgebung, die Kindern ein gesundes Wachstum ermöglicht, materiell sowie spirituell, erfordert die geistigen Kräfte, die dem Paar unter der Chuppa gegeben wurden.
Die Mizwa, Kinder in die Welt zu bringen, ist eine der größten Mizwot überhaupt. Sie ist die erste Mizwa, die dem Menschen einst gegeben wurde. Unsere Weisen sprechen sehr ausführlich über ihre Wichtigkeit und tadeln diejenigen, die dieses Gebot ignorieren.
G-tt kreiert, und der Mensch benutzt die Rohstoffe, welche ihm von Oben gegeben wurden, um zu formen und zu gestalten. Doch in einem Bereich hat Er auch dem Menschen die Fähigkeit gegeben, etwas zu erschaffen, und zwar auf dem Gebiet der Zeugung. Kinder ermöglichen es dem Menschen, G-tt auch in einem weiteren Sinne nachzuahmen. Sie erlauben es uns zeitlich begrenzten Wesen, unsterblich zu werden: Selbst nachdem der Körper zu Staub zerfallen sein wird, leben seine Seele und sein geistiges Vermächtnis weiter – auch in dieser Welt – durch die Kinder, die Enkel, und alle zukünftigen Nachkommen.
Das biblische Gebot der Zeugung ist erfüllt durch das In-die-Welt-bringen eines Jungens und eines Mädchens. Doch unsere Weisen sagen, dass das Hinzufügen jeder Jüdischen Seele dem Aufbau einer ganzen Welt gleicht, und daher soll sich niemand von diesem Gebot enthalten, sogar nach der Erfüllung des biblischen Minimums.2
Schabbat- und Festagskerzen zünden
Nach der Hochzeit fangen Frauen an, zu Ehren von Schabbat und / oder Jom Tow, zwei Kerzen zu zünden, statt nur einer, wie sie es vor der Heirat tun.
Das Heim mit der Glut der Tora und der Mizwot zu erleuchten, ist in erster Linie die Aufgabe der Frau – Sie gibt im Haus "den Ton an". Dies spiegelt sich im Gebot und Privileg des Kerzenzündens wieder, das vor allem die Aufgabe der Frau ist. Während jüdische Damen und Mädchen dazu ermutigt werden, schon vor der Hochzeit Kerzen zu zünden, vergrößert sich nach der Heirat ihre Verbindlichkeit, das Heim zu erleuchten, wesentlich.
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Haarbedeckung
Das Heim mit der Glut der Tora und der Mizwot zu erleuchten, ist in erster Linie die Aufgabe der FrauDas jüdische Gesetz (Halacha) verlangt von verheirateten Frauen, in der Öffentlichkeit das Haar zu bedecken. Nach der Halacha kann sich ein Mann von seiner Frau scheiden, ohne ihr die Ketuba (Abfindungen im Falle von Scheidung oder Verwittwung) bezahlen zu müssen, wenn sie sich unbedeckten Hauptes in der Öffentlichkeit zeigt. Doch auch die Kabbala betont den Ernst dieses Gebotes sehr. Wer besorgt ist, wegen ihrer allzu religiösen Erscheinung die Stelle zu verlieren, oder von den Kollegen missverstanden zu werden, kann dem durch Menschenhaarperücken, die von echtem Haar nicht zu unterscheiden sind, abhelfen.
Die Beziehung zu den Schwiegereltern
Die Schwiegereltern sind wie die eigenen Eltern zu ehren: Schließlich sind Mann und Frau ein einziger Körper, und so sind die Eltern des Ehepartners in gewisser Hinsicht auch die unseren. Die Beziehung zu den Schwiegereltern soll möglichst harmonisch sein, wozu die Rabbiner und die Psychologen der Schöpfung sicher viele nützliche Ratschläge geben können. Eine herzliche und respektvolle Einstellung den Schwiegereltern gegenüber wird auch vom Ehepartner geschätzt und bringt zum Ausdruck, dass wir dessen Gefühle ehren.
Tallit
In den meisten Aschkenazischen Gemeinden, fangen Männer nach der Hochzeit an, einen Tallit (Gebetsschal) zu tragen. Der Tallit wiederspiegelt das g-ttliche "Umgebende Licht", das sich erst nach der Heirat offenbart. Siehe Ring, Kreis und Dach für mehr Information zu diesem Thema.
(Sefardische und Jeckische (aus Deutschland stammende) Juden legen den Tallit schon vor der Hochzeit an.)
Für mehr Informationen über den Tallit, klicken Sie bitte hier.
[Unter den Chassidim ist es Brauch, während des Gebetes einen Gartel um die Hüfte zu tragen. In chassidischen Kreisen wird damit erst nach der Hochzeit begonnen.]
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