Frage?

Jahrelang dachte ich, dass der Besuch der Mikwe eine wunderschöne und spirituelle, einzig und allein für Frauen konzipierte Mizwa ist, damit Frauen mit G-tt auf diese Weise verbunden sind. Das war vor meiner Heirat. Nun denke ich, dass es keinesfalls nur eine Mizwa für Frauen ist. Vielmehr fühle ich so, als sollte ich für jemand anderen „koscher“ gemacht werden, fast so wie man Geschirr kaschert. Ich muss nur in die Mikwe gehen, wenn mein Ehemann es braucht. Eine Frau, die nicht verheirat ist, muss diese Mizwa nicht erfüllen. Und wenn mein Mann nicht zu Hause ist, gehe ich auch nicht in die Mikwe. Wenn es eine spirituelle Reinigung ist, sollten alle Frauen gehen, ungeachtet dessen ob sie verheiratet sind oder nicht. Ich fühle mich gekränkt und auch benutzt. Ich hoffe, sie können mir ein tieferes Verständnis in dieser Sache vermitteln.

Antwort!

Sie haben Recht, die Mikwe ist keine religiöse Pflicht für Frauen. Unsere Literatur verweist auf die Taharat Hamischpacha, die Familienreinheit.

Der Besuch der Mikwe ist eine Mizwa für die Ehe, für die Familie. Sie heiligt diese Beziehung, und ist damit auch ein Segen für die Kinder, die aus dieser Verbindung stammen. Und da die Frau die Stütze der Familie ist, ist diese Mizwa der Heiligung von Ehe und Familie den Frauen anvertraut worden.

Im Hohelied, König Salomons leidenschaftlicher Darstellung der Liebe G-ttes zum jüdischen Volk, nennt der Bräutigam, G-tt, seine Geliebte „meine Schwester, meine Braut“. Ein seltsamer Kosename. Schwester, Braut?!

Doch haben diese Worte ein tiefgründiges Konzept. Die Liebe eines Mannes zu seiner Schwester ist keine sehr leidenschaftliche, aber eine dauerhafte. Man hat eine Vergangenheit, ein Verständnis, man weiß, von wo der andere herkommt. Und man kann sich nicht von seiner Schwester scheiden lassen. Die Liebe eines Mannes zu seiner Braut ist viel tiefer, es ist eine leidenschaftlichere Liebe.

Unglücklicherweise hält diese Liebe nicht immer. G-tt nennt seine Geliebte „meine Schwester, meine Braut“, um deutlich zu machen, dass diese Liebe beide Qualitäten hat: „Schwester“ steht für Ewigkeit, „Braut“ für Leidenschaft.

Zweimal während des weiblichen Zyklus stärken wir und konzentrieren uns auf die zwei Aspekte der Beziehung.

Während Nidda, der Zeit der Unreiheit, ist die Beziehung ist in einer Art Schwester-Modus. Wir vertiefen die geistige Beziehung, die Freundschaft, den „deshalb habe ich mich in ihn verliebt“ - Aspekt der Ehe.

Wir lernen Zuneigung zum Ausdruck zu bringen, in den Lebensbereichen außerhalb der Schlafzimmer. Dann, nach der Mikwe, sind wir in einer Art Braut-Modus. Nach der fast zwei Wochen dauernden Trennung entdecken wir wieder die Leidenschaft der Ehe.

Demzufolge geht es bei der die Mizwa nicht nur um Ihre Verbindung zu G-tt, es geht um ihre Beziehung zu ihrem Ehemann, und seine zu Ihnen, und Ihre gemeinsame Verbindung Ihrer Ehe mit G-tt.