Mehr als alles andere, suchen wir das Glück im Leben. Doch egal wie viel wir erreichen - materiell oder spirituell - für viele von uns scheint Glück schwer realisierbar zu sein. Irgendwie scheint es, als ob uns immer noch etwas fehlt, bevor wir wirklich glücklich und zufrieden sein können. Wenn wir den Feiertag Sukkot genauer unter die Lupe nehmen, kommen wir dem Geheimnis des Glücks auf die Spur.
Auf den ersten Blick scheint Sukkot ein ziemlich seltsames Fest zu sein. Nichts geschah am 15. Tischrei, das erklären könnte, warum dieser Tag zum Feiertag wurde. Andere Feiertage haben mit der Errettung des jüdischen Volkes aus großer Gefahr zu tun, zum Beispiel Pessach, Chanukka oder Purim. Oder sie erinnern daran, dass der Verlauf der jüdischen Geschichte verändert wurde, wie durch die Übergabe der Tora an Schawuot.
Dahingegen steht Sukkot für ein relativ „kleines“ Wunder, dass der „g-ttlichen Wolke“, die auf wundersame Weise die Juden in den vierzig Jahren ihrer Wüstenwanderung begleitete. Während des gleichen Zeitraums erfuhren die Juden noch zwei weitere Wunder, das Manna und das Wasser aus „Mirijams Quelle“. Doch obwohl diese beiden Wunder weitaus bedeutender zu sein scheinen als die himmlische Wolke - denn die Juden hätten ohne Nahrung und Wasser nicht überlebt, doch hatten sie durchaus die Möglichkeit, sich mit Zelten vor den Elementen zu schützen – sind ihnen keine Feiertage gewidmet.
Und Sukkot ist nicht irgendein Feiertag, sondern das freudigste der drei in der Bibel vorgeschriebenen Feste. In den Feiertagsgebeten ist jedes Fest kurz beschrieben: Pessach ist „die Zeit der Befreiung“, Schawuot „die Zeit der Übergabe unserer Tora“, nur Sukkot wird einfach als „Zeit der Freude“ bezeichnet. Auch heute ist es üblich, in den Nächten von Sukkot zusammenzukommen, zu singen, zu tanzen, „Lechaim“ zu sagen und fröhlich zu sein. Aber warum? Was ist der Grund für die enorme Freude an diesem Feiertag?
Kaum zu glauben, aber das Geheimnis von Sukkot scheint das Fehlen eines großen Wunders zu sein. Alle Wunder (oder persönlichen Errungenschaften) sind in der ein oder anderen Weise begrenzt, und begrenzen damit auch die sich daraus ergebene Freude. Die Freude ist im Rahmen des durch das Wunder oder die eigene Leistung Erreichten limitiert. Und wenn dieses Erreichte nachlässt oder verschwindet, dann ist es auch mit der Freude vorüber. Zudem gibt es eine Aussage der Mischna: „Der einhundert hat, wünscht sich zweihundert. Der, der zweihundert besitzt, sehnt sich nach vierhundert.“ Es ist unmöglich für jemanden, über etwas Erreichtes entzückt zu sein, wenn es noch so viel mehr gibt, das erreicht werden kann.
Wahres Glück kommt von dem, was jeder einzelne Jude wirklich hat: eine persönliche Beziehung zu G-tt. Diese Beziehung ergibt sich aus der g-ttlichen Seele, die jeder Jude besitzt und die hoffentlich während Rosch Haschana und Jom Kippur entdeckt wurde. Es ist das Bewusstsein, dass egal, in welchem spirituellen Zustand sich ein Jude persönlich auch befinden mag, diese Beziehung immer vorhanden ist. Und das löst unglaubliche Freude aus. Egal was, Sie sind mit G tt verbunden, und er kümmert sich um Sie!
An Sukkot verlassen wir also die Sicherheit und den Komfort unserer Heime, in der Erkenntnis, dass wahres Glück nicht von unserem wunderschön eingerichteten Wohnungen, unseren Designer-Möbeln oder irgend einem anderen Besitz oder einer anderen Leistung kommt. Wir wagen uns heraus in die Sukka, die der Sohar als „Schatten des Glaubens“ bezeichnet. Und wir konzentrieren uns auf unser wichtigstes Kapital: unsere g-ttliche Seele und unsere besondere Beziehung zu G-tt.
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