Bald ist Purim; und so soll heute wieder einmal betont werden, dass das Wunder der Errettung unseres Volkes im damaligen Persien darauf beruhte, dass (s. Midrasch, Esther Rabba 9, 5) Mordechai 22.000 jüdische Kinder versammelte und sie die Tora lehrte. Auch heute ist das Geheimnis des jüdischen Fortbestandes dasselbe; er hängt ab von der Erziehung der jüdischen Jugend im Geiste der Tora und ihrer Vorschriften.
Jedes Zeitalter hat für das Leben der Juden seine spezifischen Probleme; immer sind Lücken zu füllen. In jeder Generation erwächst uns die Aufgabe, unsere jüdischen Bemühungen auf ein ganz besonderes Gebiet zu konzentrieren, womit wir dann das spezifische Problem der Zeit zu lösen suchen. Im Auf und Ab unserer langen Geschichte haben sich unsere Führer nicht selten gezwungen gesehen, alle Quellen ihrer Weisheit anzuzapfen, um feststellen zu können, worin genau die Verantwortung der jüdischen Führerschaft für ihre Generation bestand.
Im Laufe der Zeit jedoch hat sich die Statur vieler unserer Führer vermindert, und man kann sich nicht mehr ausschließlich auf ihre Intuition verlassen, um das jeweilige "Problem des Augenblicks" aufzuspüren. In unseren Tagen kommt hinzu, dass unsere jüdische Pflicht und Verantwortung so schwerwiegend ist, dass G-tt selbst es (sozusagen) nicht riskieren kann, sich allein auf unsere Einsicht zu verlassen, dass wir die volle Tragweite unserer Verpflichtung erkennen und demgemäß handeln. Was wir zu tun haben, unterliegt daher nicht der Mutmaßung, sondern unsere Aufgabe ist völlig klar, ihre eigene "Botschaft" ist unmissverständlich: Es ist dies die Pflicht, unsere geistig ausgehungerte Jugend zu belehren.
Unsere jungen Menschen hämmern an unsere Türen; sie überlassen es uns gar nicht mehr, erst einmal die Prioritäten auszuklügeln, die notwendig sind, um ein lebenskräftiges Judentum zu erhalten. Die Situation lässt sich mit dem Zustand eines Menschen vergleichen, dem eine bestimmte Summe für wohltätige Zwecke zur Verfügung steht, der sich aber zuerst einmal lange überlegt, wem und zu welchem Zwecke genau er Unterstützung geben soll. Wenn inzwischen jedoch ein hungriger Armer kommt und um Geld bettelt, damit er Brot für sich und seine Familie kaufen kann, müssen alle solchen theoretischen Spekulationen sofort aufhören. Zu dem Manne, der sich mit dem Problem der Geldverteilung noch weiter herumschlägt, können wir dann nur sagen: "Wozu diese weiteren Überlegungen? Hier ist der Mensch, dessen Leben du retten kannst; und dies ist nun ein 'Muss'."
In einer solchen Lage befanden sich in früheren Zeiten jüdische Gemeinden oft; sie mussten sich genau überlegen, zu welchen Zwecken sie die ihnen anvertrauten Summen ausgeben konnten. Heute sollte derartige Zweifel nicht mehr existieren; denn diejenigen, die jüdische Erziehung so dringend benötigen (unsere Jugend), kommen von selber gelaufen und verlangen mit allem Nachdruck, das ihr geistiger Hunger gestillt werde. Indessen, nachdem vielen von ihnen jede jüdische Grundlage fehlt, sind sie häufig nicht einmal der Lage, ihre Bedürfnisse klar und präzise zu artikulieren.
So sagen sie zum Beispiel nicht: "Wir brauchen eine Tora-Erziehung, angefangen mit Alef-Bet, und dann immer weiter fortschreitend." Nein, stattdessen schreien sie: "Unser Leben ist leer und sinnlos." Das Paradoxon ist also, dass ihnen die jüdische Erziehung fehlt, aufgrund derer sie überhaupt erkennen könnten, dass sie – im Unterbewusstsein – nur nach Judentum verlangen!
Nur eines wissen sie, nämlich dass ihr Leben eine leere Hülle ist, ziellos und bedeutungslos. Jeder von ihnen ist sich bewusst, dass ihm viele Lebensjahre bevorstehen, und dass G-tt ihm verschiedene Fähigkeiten gegeben hat; er weiß aber überhaupt nicht, zu welchem Zwecke er diese herrlichen Gaben G-ttes lohneswert "angelegen" könnte. Was immer er bisher mit seiner Zeit und Energie getan hat, konnte ihn nicht wirklich zufriedenstellen.
In der Tora-Erziehung allein liegt die Errettung des jüdischen Volkes und die Gewährleistung seines Fortbestandes. Dem Hämmern der Jugend an unsere Türen dürfen wir uns nicht taub stellen.
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