Es heißt im Sohar, dass jeder Tag "seinen eigenen Dienst" tut, dass es also für jeden Tag einen auf ihn "zugeschnittenen" Dienst gibt. Nichtsdestoweniger sind es bestimmte Tage im jüdischen Jahr, die sich gegen die anderen noch abheben, und das sind die Festtage. Sie vermitteln einzigartige Aspekte von Weihung und Heiligung, sie enthalten ihre besonderen Tora-Lehren, die dazu angetan sind, das Verhalten des Juden während des folgenden Jahres zu beeinflussen. Dabei gilt stets das Prinzip: "In heiligen Dingen muss man immer weiter ansteigen", und so muss man jedes Mal die Lehre im folgenden Jahre vertieft und ausgebaut werden.

So vermittelt auch das Chanukkafest seine eigenen Lehren. Außerdem aber besteht eine zusätzliche Dimension in der "Botschaft" von Chanukka, die noch weiter geht als diejenige der anderen Feiertage. Der Talmud erklärt nämlich, dass im messianischen Zeitalter alle Feste "überschattet" sein werden, "ausgenommen Chanukka und Purim". Daraus folgt sofort, dass Chanukka – in einer besonderen Beziehung – über die anderen Feste hinausragt (und dass die ihm innewohnende "Botschaft" mächtiger ist), und dies sogar schon heute.

Die Lehren von Chanukka finden ihren spezifischen Ausdruck in den Chanukkalichtern; und nachdem nun – dem obigen Talmudzitat zufolge – Chanukka eine Dauerstellung einnehmen und von ewiger Gültigkeit sein wird, müssen diese Lehren für jeden Juden Gültigkeit haben, zu allen Zeiten und an jedem Orte. Damit aber eine Lehre eine so umfassende Gültigkeit besitzen kann, muss sie eine allgemein und leicht verständliche sein. Dieser "Generalnenner" muss so niedrig sein, dass er für jeden Juden zutrifft.

Diese Einfachheit und allgemeine Verständlichkeit tut jedoch der absoluten Wichtigkeit der Lehre keinen Abbruch. Im Gegenteil, die Schlichtheit ist in sich selbst bedeutsam – wie es der frühere Lubawitscher Rebbe s.A. einmal formuliert hat: "Die Schlichtheit eines Juden verbindet ihn mit G-ttes eigener Schlichtheit."

So denn künden die Chanukkalichter vielerlei Lehren. Zum Beispiel: Die Lichter sollen nahe dem Türeingang (oder am Fenster) stehen, damit ihr Schein auch auf die Straße dringt. Damit wird gezeigt, dass nicht bloß das jüdische Heim sondern auch die äußere Umwelt durch das Licht von Chanukka erhellt wird.

Oder: Jeden Tag der acht Tage des Festes muss ein Licht mehr entzündet werden. Das besagt, dass zwar am ersten Tage die Mizwa des Zündens mit einem einzigen Licht vollständig erfüllt worden ist, dass dies aber am zweiten Tage nicht mehr genügt: man muss zwei anzünden. Und so geht es aufwärts, jeden Tag ein Licht mehr. Die hierin zum Ausdruck gebrachte praktische Lehre ist klar: Wie hoch auch immer das gestern erreichte Niveau gewesen sein mag, heute muss der Jude mehr tun, er muss mehr Hingabe und Frömmigkeit zeigen, auf dem Wege zu immer höherer Weihung und Heiligung.

Ein weiteres Beispiel für eine Lehre von Chanukka ist in den letzten Tagen des Festes enthalten. Mit den Lichtern des siebten Tages sind Lichter an jedem der Wochentage einmal angezündet worden. Jeder Tag hat seinen eigenen Charakter, wobei dem Schabbat ein ganz besonderer Geist, ein mächtiges Potential innewohnt. Zur Zeit des Tempels wurde an jedem einzelnen Tage das "Tamid" (das ständige Opfer) dargebracht. Damit wurde für die Sünden des jüdischen Volkes gesühnt; und trotzdem hatte auch, innerhalb dieses allgemein gültigen Rahmens, das Opfer jedes Tages eine individuell verschiedene Aufgabe zu erfüllen. Also legt jeder Tag seine eigenen unterschiedlichen Aufgaben vor.

Noch tiefer ist die Lehre des achten Tages von Chanukka. Es wird erklärt, dass die Zahl "sieben" die kontinuierliche Fortdauer von "Zeit" versinnbildlicht. Die Zahl "acht" dagegen steht "über" der Zeit, sie bildet die "Schutzwehr" rings um die Zeit.

Das sind erst einige der ewigen Lehren von Chanukka.