Schaul, der Händler, hatte ein schönes Haus mit teuren Möbeln und Kunstwerken. In seinem herrlichen Garten wuchsen seltene Blumen, die man von weitem riechen konnte. Sein alter Vater lebte bei ihm. Wahrscheinlich war das Verhältnis zwischen Vater und Sohn nie das Beste gewesen, wer weiß. Doch als der Vater immer schwächer wurde, betrachtete ihn die Familie und vor allem sein Sohn als Last. Besonders beim Essen war Schaul über seinen Vater entrüstet. Da dessen Hände zitterten, verschüttete er Suppe und Getränke auf seine Kleider und das feine Leinen, und oft fiel Porzellan zu Boden und zerbrach. Das Erscheinungsbild und die Hygiene des Patriarchen ließen sehr zu wünschen übrig.

Eines Tages, als die Familie beim Essen saß, ließ der alte Mann einen teuren Weinkelch aus Kristallglas fallen. Er zersprang in tausend Scherben, und Rotwein ergoss sich über das Tischtuch. Schaul war wütend. Seine Geduld war zu Ende. Er beschloss, seinen Vater fortzuschicken. Natürlich konnte er ihn nicht einfach auf die Straße setzen. Als sein Zorn sich gelegt hatte, kam ihm eine brillante Idee. „Geh und kauf Teller und Becher aus Holz“, befahl er einem Diener. Dieses Holzgeschirr sollte sein Vater bekommen. Vielleicht würde er etwas verschütten, aber er konnte wenigstens das teure Porzellan oder die Kristallgläser nicht zerbrechen. Wenn Besuch kam, konnte sein Vater sich zwar nicht mit seinem Holzgeschirr an den Tisch setzen; aber das war noch erträglich.

Wochen vergingen. Eines Tages ging Schauls jüngster Sohn Josef Süßigkeiten kaufen. Er war ein nettes Kind mit gutem Herzen, das alle liebten. Auf einmal sah er eine Gruppe von Bettlern an der Straßenecke sitzen und aus hölzernen Schüsseln der Suppenküche essen, genau wie sein Großvater zu Hause. Josef war bewegt, aber auch verwirrt. Ohne Zögern holte er sein ganzes Geld aus der Tasche und gab es den Bettlern. Dann lief er nach Hause und bat seinen Vater um ein Stück Holz und ein Schnitzmesser. Sein Vater gab ihm die Sachen, und Josef ging damit auf den Dachboden. Als er schnitzte, hörte er die ungeduldige Stimme seines Vaters: „Was machst du da oben? Warum brauchst du so lange?“ Josef nahm das Holz mit nach unten.

„Was hast du da?“, fragte Schaul neugierig. „Wofür hast du das Holz und das Messer gebraucht?“

„Ich mache eine Schüssel und einen Teller aus Holz für dich, Vater“, antwortete Josef freundlich. „Wenn du alt bist und Sachen zerbrichst, gebe ich dir Holzteller, wie die Bettler sie haben. Ich habe sie schon geschnitzt.“

Schaul erschrak. Einen Augenblick lang versetzte er sich in die Lage seines Vaters: alt, hilflos und respektlos behandelt. Jetzt erkannte er, wie furchtbar er sich benommen hatte. Er ging zu seinem Vater und bat ihn um Vergebung. Von diesem Tag an hatte der alte Mann ein angenehmeres Leben, und sein Sohn und seine Enkel ehrten ihn. Er verbrachte seine letzten Jahre zufrieden im Haus seiner Kinder. Und als Schaul alt wurde, genoss auch er die Ehre und die Bequemlichkeit, die sein Sohn Josef ihm zuteil werden ließ.