Viele Menschen denken, ein Leben im Einklang mit Tora und Mizwot zu führen, bringt große Einschränkungen zwangsläufig mit sich, was nicht mit persönlicher Freiheit vereinbar ist. Daher fragen viele nach der Möglichkeit, als ein guter Jude oder Mensch ohne die religiösen Beschränkungen zu leben. Es gibt Tausende gute Juden, die nicht die Gebote befolgen. Sie tun sowohl in jüdischen als auch nicht-jüdischen Kreisen viel Gutes. Sie sind sehr aktiv und vielleicht sogar Vorbilder in der Welt der Wissenschaft, Kunst oder Betriebswirtschaft, halten aber z.B. keine Schabbat-Gesetze ein, legen keine Tefillin an. Was ist also Schlimmes dabei, ein guter, aber gesetzesuntreuer Jude zu sein?
Das gute Leben
Jeder Mensch strebt nach dem sogenannten guten Leben. Dieses besteht für viele im Streben nach dem Besten, was uns das Leben anbieten kann: Eine gute Familie, gute Eltern, einen guten Partner, gute Kinder und Enkel, ein gutes Einkommen und Haus, eine gute Umgebung und Gemeinde, gute Freunde und – vor allem – Spaß. All diese „guten Dinge“ machen das „gute Leben“ aus. Zu Beginn seines Lebens steht für jeden Menschen deshalb die Frage, wie ein solch gutes Leben zu gestalten ist.
Diese Frage wird um so schwieriger, weil das Leben ringsum nicht perfekt ist. Es weist viele Probleme auf. In der heutigen Welt werden viele Kinder geboren, deren Eltern geschieden sind, viele Paare trennen sich und viele Menschen haben Depressionen und geringes Selbstbewusstsein. Immer mehr Menschen stellen fest, dass sie ihr Glück nicht mit materiellen Gütern kaufen können. Immer mehr Menschen nehmen Beruhigungsmittel oder Drogen. Da schon viel Glück dazugehört, um alle Bedingungen des guten Lebens zu erfüllen, begnügen sich die meisten Menschen mit dem Mittelmass. Letztendlich erkennen sie, dass nicht alles im Leben zu haben ist. Was ist aber dann das Geheimnis des guten Lebens?
G-tt ist gut
G-tt, der Schöpfer des Menschen und der ganzen Welt, weiß am besten, was das Beste für den Menschen und die Welt, in der er lebt, ist. G-tt hat uns dieses Wissen mitgeteilt. G-tt ist gut. Es liegt in der Natur des Guten, gut zu sein. In Seiner unendlichen Güte hat Er uns mitgeteilt, wie ein Mensch, der sein Leben auf eine bestimmte Art und Weise lebt, eine gesunde Seele in einem gesunden Körper erlangt. Außerdem wird er es in dieser und der zukünftigen Welt gut haben. Es ist offensichtlich, dass ein Mensch den Anweisungen des Schöpfers des Menschen folgen sollte, selbst wenn einige dieser Anweisungen oberflächlich betrachtet Einschränkungen beinhalten.
Verglichen mit einem Auto, sollte vor der ersten Fahrt das Handbuch gelesen werden, denn sein Ignorieren könnte Auto und Fahrer in Gefahr bringen.
Im tagtäglichen Leben akzeptieren wir vieles ohne es zu hinterfragen. Zum Beispiel machen sich die meisten Menschen keine Gedanken darüber, ob die Aerodynamik des Flugzeuges, das sie gerade besteigen, auch in Ordnung ist.
Auch auf anderen Gebieten, z.B. der gesundheitsfördernden oder –schädlichen Produkte kommt niemand auf die Idee, alles selbst nachzuprüfen. Interessierte würden sich ein neues Gebiet und nicht eins von Experten bereits gründlich erforschtes aussuchen, denn eine Wiederholung dieser Experimente wäre pure Zeitverschwendung.
Da im Judentum die geistige und körperliche Gesundheit besonders eng miteinander verbunden sind, treffen alle Anstrengungen für eine gute körperliche Gesundheit im besonderen Maße auch auf die geistige Gesundheit zu, d.h. auf die Art und Weise, wie die Seele verfeinert werden kann.
So würde ein Mensch, der in seinem langen Leben die nötigen Mittel zur Durchführung verschiedener Experimente einsetzt, zweifellos zur selben Schlussfolgerung kommen, wie wir sie in der Tora vorfinden: Das Einhalten der Schabbat-Gesetze, des Kaschruts, u.a. Das beweist, dass die Tora die Wahrheit beinhaltet und gut für den Menschen ist.
In Seiner unendlichen Güte wollte G-tt uns all diese Mühe ersparen und vor Fehlern bewahren. Daher gab Er sowohl denen, die gerne forschen, als auch jenen, die dies nicht können, die Ergebnisse vorher. Er überließ uns aber auch Bereiche, wo Menschen ihre eigenen Experimente durchführen können, ohne Seine Regeln zu verletzen.
Die Anweisungen der Tora beinhalten feste Regeln, - jedoch sollen sie nicht die Freiheit des Menschen einschränken. Sie sind vielmehr der Weg zum guten Leben.
Wir wollen dies an einigen Beispielen verdeutlichen.
Wer sieben Tage in der Woche arbeitet, hat keine Zeit, sich geistig zu regenerieren. Selbst die minimale Freizeit wird oft dazu verwendet, den Körper im Fitnessklub oder auf dem Golfplatz fit zu halten, während die Seele leider oft vernachlässigt wird. Viele Menschen erachten die vielen Gebote des Schabbat als Einschränkungen. Tatsächlich schaffen diese Einschränkungen aber eine Atmosphäre, in welcher wir individuell und im Kreise unserer Familie und Freunde geistig wachsen kann.
Als Beispiel dafür stellen wir uns einen ohne Flügel während der Schöpfungsgeschichte erschaffenen Vogel vor. Sobald er andere Vögel, die fliegen können sieht, würde er den Schöpfer bitten, ihn auch fliegen zu lassen. Während der Vogel schläft, würde G-tt ein Paar Flügel an diesem Vogel anbringen. Der Vogel aber, der beim Erwachen zwei neue Gliedmassen an seinem Körper sieht, würde sagen: „G-tt, ich habe dich darum gebeten, dass ich fliegen kann. Ich habe dich nicht gebeten, dass du mich schwerer machst.“ G-tt aber würde antworten: „Kleiner Vogel, bewege die Flügel, und du wirst sehen, dass du fliegen kannst.“ Die Einschränkungen erscheinen uns oft als Belastungen, aber wenn wir sie gut nutzen, dann helfen sie uns, zu wachsen.
Die Rabbiner sagen: „Es gibt keinen freien Menschen außer demjenigen, der sich dem Torastudium widmet.“ Das bedeutet, dass die Tora den Menschen von persönlichen Beschränkungen befreit. Oberflächlich betrachtet erscheint dies erstaunlich, da die Tora den Menschen viele Einschränkungen auferlegt. Die Lösung dieses Rätsels ist, dass es in jeder Generation und in jedem Zeitalter eine Art Sklaverei, ein „Ägypten”, gibt. Manche Menschen versklaven sich an ihre Arbeit, andere gehorchen den Wünschen ihres Körpers. Manche beten Geld oder Macht an. Die Tora ist das Gegenmittel, das den Menschen von seiner persönlichen Gefangenschaft befreit. Sie versetzt den Menschen in die beneidenswerte Lage, sowohl das Gute dieser als auch der zukünftigen Welt zu maximieren.
G-tt ist kein rücksichtsloser Diktator, der darauf besteht, dass seine Untertanen unsinnige Rituale einhalten. G-tt ist gut und möchte, dass es seinen Geschöpfen gut geht. Die größte gute Tat war es, dass Er uns eine lebendige Tora gegeben hat, die uns zum größten Gut führt, das wir als Menschen sowohl für unseren Körper als auch unseren Geist erlangen können.
Zusammenfassend bedeutet dies, dass eine gute Beziehung mit den Eltern, dem Ehegatten, den Kindern nur dann aufgebaut werden kann, wenn ein Mensch den Anweisungen der Tora folgt. Einen gesunden Körper zu erlangen, erfordert das Befolgen der Kaschrutgesetze. Will er gesunde Kinder bekommen, dann sollte er die Taharat-Hamischpacha-Gesetze (die Gesetze der rituellen Reinheit der Familie) halten. Für einen gesunden Geist und ein gesundes Herz sollte er Tefillin anlegen und sich dem Torastudium widmen. Für eine gesunde heimische Atmosphäre sollte er zu Hause Tora lernen und Mizwot einhalten, und um die Familie daran teilhaben zu lassen Freitagabend am Tisch Tora diskutieren. Wenn er beschützt werden möchte, sollte er eine Mesusa an seiner Tür befestigen. Wenn er möchte, dass G-tt gut zu ihm ist, dann sollte er den Armen Zedaka (Wohltätigkeit) geben. Denn die Wege der Tora und Mizwot bringen den Menschen sowohl in dieser Welt als auch in der zukünftigen Welt Gutes.
Wenn die Rabbiner beschreiben, wie ein Jude die Gebote akzeptieren soll, dann sprechen sie vom „Akzeptieren des Joch’s der Mizwot“. Dies hört sich so an, als würden die Mizwot eine Last darstellen. Die wahre Bedeutung dieses Ausdruckes ist jedoch, dass ein Mensch Imperativen folgen sollte. Die menschliche Natur und die Jetzer Hara (böse Neigung) bringen den Menschen dazu, dass er allzu schnell Versuchungen zum Opfer fällt. Versuchungen sind am Anfang süß und später bitter. Die menschliche Natur ist so angelegt, bittere Konsequenzen zu vernachlässigen, da nur das anfängliche Vergnügen im Vordergrund steht. So zügeln z.B. Kinder und manchmal auch Erwachsene, obgleich sie vor bestimmten Lebensmitteln gewarnt wurden, nicht ihren Appetit, - selbst mit dem Wissen um die Konsequenz, krank zu werden. Gleichermaßen hat G-tt uns das „Joch“ der Tora und Mizwot auferlegt. Egal ob wir Tora und Mizwot verstehen oder nicht, ob die Versuchung klein oder groß ist: Für einen Juden ist es gut, G-ttes Gebote unhinterfragt auszuführen!
Die G-ttliche Brücke
Es gibt noch einen weiteren Aspekt des „Joches” der Tora und Mizwot: Obwohl Tora und Mizwot den Menschen zu ihrem eigenen Nutzen gegeben wurden, gibt es noch eine wichtigere Qualität, mit der G-tt die Tora und die Gebote ausgestattet hat: Sie verbinden den Menschen mit G-tt, d.h. das Geschöpf mit dem Schöpfer, denn sonst hätte der Mensch mit seinem Schöpfer keine Gemeinsamkeiten. Indem G-tt dem Menschen Mizwot gab, die er in seinem tagtäglichen Leben ausführen soll, hat Er ihm eine Möglichkeit gegeben, sich mit seinem Schöpfer zu verbinden und damit seine zeitlichen sowie räumlichen Begrenzungen zu überwinden.
Tora und Mizwot sind eine Brücke, die den Abgrund zwischen dem Schöpfer und seinen Geschöpfen überwindet, wodurch sich der Mensch mit G-ttlichkeit verbinden kann. G-tt hat diese Brücke entworfen, denn Er allein kann uns Menschen über diesen Abgrund führen. Es ist unmöglich für ein Geschöpf, selbst eine Brücke zum Unendlichen zu erbauen, da sie durch ein erschaffenes Geschöpf entwickelt wurde. Niemand findet deshalb - unabhängig von Tora und Mizwot - seinen eigenen Weg zu G-tt. Die Tora beinhaltet eine Offenbarung von Oben: „Und G-tt stieg auf Berg Sinai herab“. Er hat uns die Hand ausgestreckt und uns einen Weg zu Ihm gezeigt.
Diese Beziehung kann durch das Einhalten von Tora und Mizwot natürlich aufgebaut werden; denn sie beruhen auf dem Willen G-ttes, und nicht auf körperlichen oder geistigen Vorteilen. Daher bezieht sich der Segenspruch, den ein Jude vor der Erfüllung der Mizwa sagt, nicht auf den Nutzen der Mizwa. Vielmehr heißt es, dass G-tt uns durch Seine Gebote geheiligt hat und sie zu halten uns befahl.
Das Wort ‚Mizwa’ bedeutet Gebot und Verbindung. Die 613 Gebote sind 613 Verbindungen, die ein Mensch mit G-tt aufbauen kann. Die Mizwot umspannen das gesamte Spektrum menschlichen Erlebens. Sie ermöglichen dem Juden, mit dem G-ttlichen sowohl in Bezug auf geistige als auch weltliche Angelegenheiten überein zu stimmen.
Ein zentraler Glaubenssatz besagt, dass der Schöpfer jede Sekunde die ganze Schöpfung aus dem Nichts erschafft. Seine Aufgabe ist es, eine physische Welt zu erschaffen, in welcher der Mensch dem G-ttlichen eine angemessene Wohnstätte erbauen kann. Der Mensch kann dies durch das Halten der Mizwot erreichen, d.h. indem er jeden Aspekt der Schöpfung mit dem Schöpfer verbindet.
Der Mensch soll sich auch in seinen weltlichsten Beschäftigungen an G-tt erinnern. Bevor er isst, sagt er einen Segensspruch, wodurch er sich bewusst macht, wer das Essen erschaffen hat. Wenn er seine Eltern achtet, dann hält er das fünfte Gebot, das der Ehre G-ttes entspricht.
Die Rabbiner haben uns beigebracht, dass die Belohnung einer Mizwa eine Mizwa ist. Einige Kommentare erklären dies im wörtlichen Sinn, d.h. dass die Belohnung einer Mizwa die Gelegenheit ist, eine weitere Mizwa auszuführen; anders interpretiert: Die Belohnung besteht in der Verbindung des Menschen mit seinem Schöpfer während der Ausübung der Mizwa.
Diese Verbindung ist gutes Leben. Im jüdischen Kontext kann Leben als etwas Ewiges definiert werden, während Tot etwas Unterbrochenes ist. Die Rabbiner erklären, dass die Gerechten sogar im Tot lebendig sind. Die Vergnügungen dieser Welt sind momentan. Sie können eine Minute lang dauern, oder eine Stunde, eine Woche oder sogar einige Jahre, aber sie sind nach einer Weile vergangen. Wirkliches Leben ist ewig. Wenn wir uns mit der Mizwa-Ausübung beschäftigen, dann verbinden wir uns mit G-tt und daher mit der Ewigkeit, so dass wir tatsächlich lebendig sind. Diese Verbindung dauert eine Ewigkeit und ist die Transzendenz zeitlicher Begrenzungen. Die Gerechten sind sogar nach ihrem Tode lebendig, da sich ihr Aufenthalt auf dieser Welt ganz und gar mit der Verbindung zu G-tt beschäftigt hat, die auch nach dem Tod weiterbesteht.
Dies bringt uns zur Definition wahren Glücks. Wahres Glück ist nicht an eigener Selbstzufriedenheit messbar, selbst wenn diese Selbstzufriedenheit geistiger Natur ist. Wahres Glück ist als das Wissen definierbar, den Willen G-ttes jederzeit zu erfüllen. Solch ein Glück ist dauerhaft. Auch in schwierigen Zeiten ist es möglich, G-tt mit Freude zu dienen. Solch eine Verbindung mit G-tt ist wahres Glück, denn es schafft Erleben mit G-tt. Tatsächlich ist Er das größte Gut, das G-tt uns geben kann.
Die Welt wurde von G-tt erschaffen. Daher können wir keinen gemeinsamen Nenner mit dem Schöpfer haben. Diese Welt besteht aus verschiedenen Geschöpfen, die in vier Klassen eingeteilt werden: Mineralien, Pflanzen, Tiere und Menschen. Selbst der intelligenteste Mensch, d.h. das höchste Geschöpf der höchsten Klasse, ist nur ein begrenztes Geschöpf und kann mit G-tt, dem unendlichen Schöpfer, keine Gemeinsamkeiten haben.
Trotzdem hat uns G-tt die Möglichkeit gegeben, Ihm nahe zu kommen und uns mit Ihm zu verständigen. Offensichtlich weiß nur der Schöpfer selbst, wie wir Ihn erreichen können. Darin liegt eine der wichtigsten Aspekte der Tora und Mizwot. Für viele Menschen besteht der Sinn der Tora darin, sich seinen Lohn zu erarbeiten und Bestrafung zu vermeiden oder ein gutes Leben zu führen. Tatsächlich hat die G-tt-gegebene Tora unendlich viele Aspekte. Einer der wichtigsten Aspekte ist es, dass wir durch sie eine Ebene erreichen können, die über unserem Status als Geschöpf liegt. Diese Ebene ist bei weitem perfekter als das, was ein Mensch in seiner eigenen begrenzten Sphäre erreichen kann.
So gesehen ist es nicht verwunderlich, dass Tora und Mizwot sogar in solch einfachen, materiellen Aspekten wie den Essensgesetzen Ausdruck finden. Da auch unser Geist nur erschaffen ist und daher Grenzen hat, kann er nicht wissen, wie er über diese Grenzen hinauswachsen kann. Die Tora ist jedoch die Verbindung zwischen dem Geschöpf und dem Schöpfer. Es steht geschrieben: „Und ihr, die ihr an G-tt, eurem G-tt, festhaltet, lebt alle“. Vom Schöpfer aus gesehen sind sowohl die leiblichen als auch die spirituellen Geschöpfe gleich weit entfernt.
Die Schönheit der Tora und Mizwot besteht darin, daß sich jeder Mensch in den einfachen alltäglichen Handlungen, - wie sie normale Individuen vollbringen können - mit dem G-ttlichen verbinden kann, wodurch diese Welt zu einer Wohnstätte für G-tt verwandelt wird. Die Tora ist nicht im Himmel, sondern „sie ist dir sehr nahe, in deinem Mund und Herzen, damit du sie einhältst.“
Wie wäre es mit einem Kompromiss?
Hier ist die Antwort für diejenigen, die ein Kompromiss-Judentum anstreben, also jene, die sich aussuchen, welche Mizwot sie halten möchten und welche nicht: „Wer aber Tora und Mizwot selektiv angeht, der widerspricht sich selbst.“ Wer sich das Recht vorbehält, selbst zu entscheiden, welche Gebote er hält und welche nicht, für den ist die ganze Tora nicht mehr ein G-ttliches Instrument. Deshalb ist es viel ehrlicher, die Ansprüche der Tora zu erkennen und sich als Ziel vor Augen zu halten, als aus Bequemlichkeit die Ansprüche des Judentums den eigenen anzupassen.
Zurück zur ursprünglichen Frage: „Kann ein Mensch ein guter Jude sein, ohne die Gebote zu halten?“ Antwort: „Selbst wenn dieser Mensch so lebt, wie er es persönlich als gut, moralisch, liebenswürdig erachtet, und damit teilweise seinen Sinn durch die Mizwot, die er tut, erfüllt, z.B. ein in den Augen G-ttes erstrebenswertes, gutes, moralisches Leben zu führen, enthält er sich trotzdem die maximale Güte vor.... und verpasst damit die beste Möglichkeit, G-tt nahe zu kommen.“
Was ist wirklich gut?
Als letzten Punkt wollen wir hier besprechen, dass wir uns ohne die Tora, die uns erhellt und unserem komplizierten und hektischen Leben Richtung gibt, in der Frage, was „Gut-Sein“ bedeutet, irren könnten.
Moralische Gebote, die dem menschlichen Rechtspruch ohne G-ttliche Lenkung und Genehmigung überlassen werden, wurden schon oft so verdreht, dass aus einem Laster eine Tugend wurde. Viele Menschen und Völker haben die moralischen Gebote „Du sollst nicht töten ... Du sollst nicht stehlen“ selbstsüchtig betrachtet, um dann ihre schlimmen Absichten als Mittel zum Zweck zu legalisieren.
Da früher die Notwendigkeit der G-ttlichen Autorität für allgemeine moralische und ethische Gesetze bezweifelt wurde, wissen wir leider heutzutage, dass der menschliche Verstand allein nicht ausreicht. Denn gerade das Volk, das die höchststehende Kultur im Sinne der exakten Wissenschaften, Medizin und sogar Philosophie und Ethik hatte, stellte sich als das verkommendste Volk der Welt heraus. Dieses Volk erhob Raub und Mord zu Idealen, und jeder weiß inzwischen, wie klein die Minderheit war, die sich gegen Hitler aufgelehnt hat. Unter Ausschaltung des gesunden Menschenverstandes wurde eine verbrecherische „Kultur“ eben nicht nur von einigen wenigen praktiziert, sondern die große Mehrheit der Deutschen betrachtete sich nur zu gern als „Herrenvolk“.
Dieses Beispiel verdeutlicht, dass moralische Richtlinien nicht von einzelnen Menschen allein bestimmt werden können, denn ihre menschliche Voreingenommenheit wird ihre Werte färben. Vielmehr sollte die Menschheit sich auf absolute Maßstäbe der Güte und Moral verlassen, die in G-ttes Tora verkörpert sind.
Eine der Kernaussagen der Zehn Gebote ist in den Eingangsworten enthalten: “Ich bin der Herr euer G-tt“. Dieses Prinzip des Monotheismus war eine revolutionäre Idee in der damaligen heidnischen Zeit, die von der polytheistischen Kultur Ägyptens dominiert war. Im zweiten Gebot das Verbot aller Arten des Götzendienstes. Gleichzeitig enden die Zehn Gebote mit scheinbar einfachen und offensichtlichen Verboten wie „Du sollst nicht stehlen“.
Die Tiefgründigkeit des Monotheismus, mit der die Zehn Gebote beginnen, und die Einfachheit der ethischen und moralischen Gesetze, mit denen sie abschließen, deuten auf zwei wichtige Lehren hin:
1. Der wirklich Gläubige ist nicht derjenige, der abstrakte Ideen besitzt, sondern derjenige, dessen Wissen ihn zum angemessenen tagtäglichen Verhalten sogar in einfachen Angelegenheiten führt, z.B. in seinen Interaktionen mit seinen Nachbarn und in seinem Respekt für deren Besitz.
2. Die ethischen und moralischen Gesetze, die manchmal so offensichtlich erscheinen wie „Du sollst nicht töten“ und „Du sollst nicht stehlen“, sind nur gültig und werden nur dann eingehalten, wenn sie auf den ersten beiden Geboten, d.h. der G-ttlichen Autorität, basieren.
Durch die Zehn Gebote wird betont, dass selbst die einfachsten Gebote moralischen und ethischen Handelns auf der Grundlage des „Ich bin G-tt“ und „Ihr sollt keine anderen G-tter neben mir haben“ basieren. Das stellt sicher, dass die Menschen sie befolgen werden. Nur Tora und Mizwot stellen den wahren Sinn des jüdischen Lebens dar. Sie sind gleichzeitig der Lebensquell jedes Juden.
Zusammenfassung
1. Ein Leben, das mit Tora und Mizwot angefüllt ist, ist der sicherste Weg zum guten Leben. Es wird dem Menschen auf dieser Welt Erfüllung bringen.
2. Das größte Gut, das ein Mensch erleben kann, ist G-tt selbst. Diese Verbindung wird durch Tora und Mizwot hergestellt.
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