Am ersten Pessach, nachdem er Rebbe von Alexander geworden war, sagte der Tiferet Schmuel: „Die Reihenfolge des Seder ist kadesch urechaz – den Kidusch das Gebet der Heiligung des Feiertages, sagen und dann die Hände waschen.
Sollte die Reihenfolge nicht umgekehrt sein? Zuerst waschen – der Mensch reinigt sich von der Sünde –, und dann in Heiligkeit aufsteigen.
Anhand einer Parabel aber können wir diese ungewöhnliche Reihenfolge nachvollziehen: Damit der einfache Bürger den Palast des Königs betreten darf, muss er einen Termin haben. Nach den entsprechenden Vorbereitungen darf er nur zur festgelegten Stunde und in angemessener Kleidung erscheinen. Wenn ein Mensch ohne Vorladung, zu einer anderen als der festgelegten Stunde oder in unziemlicher Kleidung einzutreten wünschte – er würde unter keinen Umständen eingelassen.
Aber wenn dieser Mensch vor einer Bande blutrünstiger Räuber flieht, mit letzten Kräften in den Palast läuft, um sein Leben zu retten, würde ihn niemand zurechtweisen oder bestrafen.
Am Ende der Exilsperiode in Ägypten befand sich Israel in den Tiefen von moralischer Verdorbenheit und Assimilation. Sie hatten keine andere Wahl, als mit letzter Kraft aufzuspringen, die Flucht zu ergreifen und sich direkt in den Palast des Königs aller Könige zu retten. Sie heiligten sich gewissermaßen zuerst (kadesch) und durchliefen erst danach eine Phase der Vorbereitung in den 49 Omer-Tagen – das war urechaz, das Wegwaschen der Sünden.“
Esser Sechuyot 20
ב"ה
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