1. Der Midrasch erzählt, dass bei der Durchquerung des Schilfmeers aus dem Meeresgrund, Meeresbäume wuchsen, an denen Früchte hingen, die die Kinder pflückten und sie den Vögeln gaben, welche die Kinder Israels mit ihrem Gesang begleiteten, als jene ihr Loblieb sangen.

Es gibt eine Regel, der zufolge G“tt kein unnötiges Wunder bewirkt. Der Grund dafür liegt darin, dass auch die Natur eine Schöpfung G“ttes ist, obgleich sie auch die G“ttlichkeit verdeckt. So wird in der Chassidus-Lehre das Wort „Tewa“ (hebr. Natur) von den Worten „sie ertranken im Schilfmeer“ (ertranken, hebr. „taw’u“) hergeleitet. Ebenso wie ein Ding, wenn es im Wasser versinkt, nicht mehr sichtbar ist weil das Wasser es verdeckt, so verdeckt die Natur der Welt die g“ttliche Kraft, welche sie belebt. D.h., obwohl G“tt in seiner Güte jeden Tag immer die Schöpfung erneuert, so scheint es jedoch, dass die Welt sich so wie immer verhält, so dass man sogar – G“tt behüte – denken könnte, dass kein Herrscher in der Hauptstadt weilt, und sie sich selber regiert. Die Wahrheit ist aber, dass auch die Natur eine Schöpfung G“ttes ist, wie geschrieben steht „die Gesetze der Himmel und der Erde bestimmte Ich“ – G“tt sagt, dass er selbst die Naturgesetze der Himmel und der Erde festlegte. Es steht also eine Absicht hinter der natürlichen Ordnung der Dinge, und deshalb wirkt G“tt auch kein Wunder – eine Abänderung der Natur – wenn es nicht notwendig ist – um die natürlichen Abläufe nicht zu beeinträchtigen.

Daher erscheint folgendes unverständlich: Die Spaltung des Schilfmeeres reichte aus, um die Juden zu retten. Wozu ein weiteres Wunder, nämlich dass Bäume wuchsen, welche gleich nach ihrer Erschaffung Früchte trugen – was dem natürlichen Ablauf widerspricht, demzufolge eine gewisse Zeit zwischen dem Pflanzen eines Baumes bis zum Wachsen der Früchte, und eine weitere Zeitspanne bis zum Reifen der Früchte vergehen muss – welche man den Vögeln gegeben hat?

Man muss auch verstehen, warum die Spaltung des Schilfmeeres nicht einfach dadurch bewirkt wurde, dass die Wasser austrockneten und versiegten, sondern dadurch, dass die Wasser selbst zu Mauern wurden – „und die Wasser wurden ihnen zur Mauer auf ihrer Rechten und auf ihrer Linken“. Dies scheint unverständlich: Währe es nicht genug gewesen, wenn die Juden im Meer auf dem Trockenen gegangen währen? Wozu ein weiteres Wunder, durch dass die Wasser zur Mauer wurden?

Man muss sagen, dass das Wunder „und die Wasser wurden ihnen zur Mauer auf ihrer Rechten und auf ihrer Linken“ (und ebenso das Wunder der Fruchtbäume im Meer) kein zusätzliches Wunder, sondern ein Bestandteil des Spaltung des Schilfmeers an sich war. Daher erzählt die Tora auch zweimal die Geschichte der Durchquerung des Schilfmeeres. Das erste Mal wird berichtet, wie die Juden das Schilfmeer betraten: „und es kamen die Kinder Israels in das Innere des Meeres, wie aufs Trockene, und die Wasser waren ihnen zur Mauer zu ihrer Rechten und ihrer Linken“. Das zweite Mal berichtet von dem Zeitpunkt, nachdem die Juden bereits durch das Schilfmeer gezogen waren und die Ägypter ertranken: „und die Kinder Israels gingen… und das Wasser war ihnen zur Mauer auf ihrer Rechten und ihrer Linken“. Dies belegt, dass „die Wasser waren ihnen zur Mauer zu ihrer Rechten...“ für die gesamte Zeit zutrifft, in der die Juden im Meer wie auf festem Land gingen, von Betreten bis hin zum Verlassen des Meeres.

Zum Schriftvers „die Wasser waren ihnen zur Mauer zu ihrer Rechten...“ sagt die Mechilta, dass man zu jener Zeit den Juden vorwarf dass „jene Menschen Götzen dienen und im Meer gehen wie auf festem Land“. Unter den Juden gab es damals Götzendiener, und der Vorwurf bestand darin, dass man fragte, warum sie es verdient hätten, durch ein Wunder gerettet zu werden, da sie ja nicht besser seien als die Ägypter: „jene dienen Götzen und jene dienen Götzen“. Die Mechilta erwidert darauf: „Wer führte dazu, dass die Kinder Israels errettet wurden? Zu ihrer Rechten und zu ihrer Linken. Zu ihrer Rechten – das Anrecht, dass sie in der Zukunft die Tora annehmen würden, wie geschrieben steht – das Feuer der Religion war ihnen zur Rechten. Zu ihrer Linken, dies ist das Gebet (hebr. Tefila), einer anderen Version zufolge: zu ihrer Linken, dies sind die Tefilin. Tora und Gebet (oder Tefilin) bezeichnen also die beiden Richtungen links und rechts im G“ttesdienst, und jene beide Richtungen waren den Juden zur Mauer, schützten sie von beiden Seiten und ermöglichte ihre Rettung.

Es scheint unverständlich, wozu eine „Mauer“ notwendig sein sollte, welche die Juden von beiden Richtungen – links und rechts – schützte. Warum hätte ein Schutz nicht gereicht, im Besondern, das Anrecht, dass sie in der Zukunft die Tora annehmen würden, da ja G“tt zum Zeitpunkt der Übergabe der Tora die Juden aus allen Völkern erwählte, weshalb wir bei den Segenssprüchen des Schma Jisrael sagen „und uns hast Du aus allen Völkern und Sprachen erwählt“. Jene Erwählung bezieht sich auch auf den Körper des Juden, der anders ist, als die Körper der Völker der Welt. Während jene von den Schalen der Tum’ah abstammen, stammt der Körper aus der Schale Noga.

Der Unterschied zwischen den drei Schalen der Tum’ah und der Schale Noga ist ein ganz gewaltiger, so groß wie der Unterschied zwischen einer Schale und der Heiligkeit. Denn die drei Schalen der Tum’ah können nicht zur Heiligkeit aufsteigen, während die Schale Noga dazu in der Lage ist. Dies bedeutet, dass die Schale Noga potentiell heilig ist, ja sogar, dass dieses Potential zur Heiligkeit irgendwann ganz bestimmt umgesetzt werden wird, da es undenkbar ist, dass die heiligen Funken nicht eines Tages ausgelöst werden, wie geschrieben steht „kein Entfernter wird von Ihm entfernt bleiben“. Obgleich also die Schale Noga zeitweilig in die drei Schalen der Tum’ah herabsinken kann, so ist dies nur zeitweilig, letztendlich jedoch wird sie zur Heiligkeit emporsteigen.

Da nun schon allein durch die Übergabe der Tora die Juden auf wesentliche und grundlegende Weise von den anderen Völkern abgesondert werden sollten, hätte dieses Anrecht ausreichen sollen, um die Anklage „jene dienen Götzen und jene dienen Götzen“ zu entkräften. Wozu war es notwendig den Verdienst des Gebetes oder der Tefilin hinzuzuziehen?

3. Die Spaltung des Schilfmeeres bewirkte zwei Dinge: a) mit der Spaltung des Schilfmeeres wurde der Auszug aus Ägypten abgeschlossen, denn obwohl vor diesem Zeitpunkt die Juden schon Ägypten verlassen hatten, und obgleich sie schon in „Pi ha Chiroth“ (hebr. dem Ausgang der Freiheit) lagerten, so jagten ihnen doch die ganze Zeit Pharao und seine Soldaten nach. Erst am Schilfmeer kam dies ans Ende und der Auszug aus dem Exil Ägyptens wurde abgeschlossen. b) die Spaltung des Schilfmeers war eine Vorbereitung auf die Übergabe der Tora. Es wird an einigen Orten der Chassidus-Lehre erklärt, dass die Spaltung des Schilfmeers nicht nur der Rettung Israels diente, denn diese Errettung hätte auch auf andere Weise geschehen können denn „G“tt hat viele Wege“. Die Spaltung des Schilfmeers diente auch nicht dem weiteren Vorankommen in der Wüste, denn „auf der selben Seite, in der sie hineingingen, kamen sie heraus“, sondern sie war eine Vorbereitung auf die Übergabe der Tora. Durch die Übergabe der Tora entstand eine Verbindung zwischen oben und unten. Die Vorbereitung bestand darin, dass G“tt „das Meer in Festland verwandelte“. Die g“ttliche Kraft, welche in der Schöpfung verdeckt ist – das „Meer“ – (so, wie es auch alles verdeckt, was sich in ihm befindet) kam klar zum Vorschein – „das Festland“. (Nur, dass zum Zeitpunkt der Spaltung des Schilfmeeres diese Offenbarung allgemein und zeitweilig war. Dies diente der Vorbereitung darauf, dass mit der Übergabe der Tora jedem Juden die Kraft gegeben wurde, Dinge durch Tira und Mizwot dauernd mit G“ttlichkeit zu verbinden und sie zu offenbaren, also oben und unten zu verbinden.)

Alle Aspekte der Welt, welche G“tt im Anbeginn schuf, schuf er für Israel, welches Anbeginn genannt wird. Sie sind daher mit dem Anbeginn – den Juden – verbunden. Jede Handlung eines Juden bewirkt, dass derselbe Aspekt auch in der Welt zum Vorschein kommt. Und so bewirkte die Freisetzung der in den Seelen der Juden verborgenen G“ttlichkeit die Spaltung des Schilfmeers – die Offenbarung der in der Welt verborgenen G“ttlichkeit.

Daher bildete sich „eine Mauer zu ihrer Rechten und zu ihrer Linken“: das Anrecht der Tora und der Verdienst der Gebete bzw. der Tefilin, denn es war der G“ttesdienst entlang dieser beiden Linien – rechts und links – der die in den Seelen verborgene G“ttlichkeit zum Vorschein brachte.

Wenn der G“ttesdienst nur entlang einer der Linien geschieht, und selbst wenn er mit allen Kräften bis hin zur völligen Selbstaufgabe erfolgt, so kann es sein, dass dies alles aus der Natur der Tierseele oder der g“ttlichen Seele erfolgt, d.h. dass man sich auf Grund seiner natürlichen Neigungen zu der einen oder anderen Weise des G“ttesdienstes hingezogen fühlt. Die vollständige Selbstaufgabe eines Juden zu G“tt – bis zum Verlassen des eigenen „Ich“ – drückt sich jedoch darin aus, dass man G“tt auf beiden, gegensätzlich zueinander laufenden Weisen dient. Ein solcher G“ttesdienst kann nicht das Ergebnis einer natürlichen Neigung sein (da ja die Neigung sich nur jeweils auf eine der beiden Richtungen erstreckt), sondern muss auf der Selbstaufgabe zu G“tt beruhen.

Und so ist es der G“ttesdienst entlang beider Linien „zu ihrer Rechten“ und „zu ihrer Linken“, durch den sich die Selbstaufgabe zu G“tt auf eine Weise ausdrückt, welche die Grenzen der Natur und der Realität durchbricht. Dies wiederum wird durch das Entfachen der G“ttlichkeit in jeder jüdischen Seele bewirkt, welche wirklich ein Teil G“ttes von oben ist.

Da nun das Verhalten der ganzen Welt vom G“ttesdienst der Juden abhängig ist, so bewirkten die Bemühungen der Juden entlang der beiden Linien, die in ihren Seelen enthaltene G“ttlichkeit zu offenbaren, (bzw. der Fakt, dass sie diese Arbeit in der Zukunft durchführen würden) dass sich das Meer öffnete und eine Mauer zu beiden Seiten bildete. Das Meer – das Verborgene – trocknete nicht etwa aus und verschwand, sondern es offenbarte sich und ward zur Schutzmauer zur Rechten und zur Linken.

4. Diese Erklärung bezieht sich jedoch nur auf den zweiten Aspekt der Spaltung des Schilfmeeres – der Vorbereitung auf die Übergabe der Tora. Es wurde hier noch nicht geklärt, wie sich dies alles auf die Rettung der Juden bezieht, warum also die Arbeit entlang der beiden Linien notwendig war um die Anklage „jene dienen Götzen und jene dienen Götzen“ zu entkräften. Hätte dazu nicht die Arbeit entlang einer der beiden Linien – im Besonderen die künftige Übergabe der Tora und somit die Erwählung der Juden aus allen Völkern – ausgereicht? Warum berichtet die Tora auch zu Beginn der Durchquerung des Schilfmeeres –welches sich auf die Rettung von den Ägyptern und das Ende des Exils bezieht - dass „die Wasser ihnen zur Mauer zu ihrer Rechten und ihrer Linken“ waren?

Die Erklärung ist, dass Zweck und Ziel des Auszugs aus Ägypten die Übergabe der Tora waren. Daher erwähnte G“tt schon bei der ersten Ankündigung des Auszugs aus Ägypten die künftige Übergabe der Tora: „In deinem Herausziehen des Volkes aus Ägypten werdet ihr dem Herren auf diesem Berg dienen“. Und so wird auch sogleich beim ersten Gebot auf den Auszug aus Ägypten verwiesen: „Ich bin der Ewige, dein Herr welcher dich herausgebracht hat aus dem Land Ägypten“.

Daher musste auch der Abschluss des Auszugs aus Ägypten – welcher mit dem Beginn des Durchquerens des Schilfmeeres identisch ist (siehe oben) – auf eine Weise stattfinden, die schon die Übergabe der Tora in Betracht zieht. Es ging nicht nur um die Rettung der Juden von der Schale Ägyptens (was auch entlang einer der beiden Linien, gemäß den Begrenzungen der Natur hätte geschehen können), also um das Verlassen des Schlechten, sondern die Juden mussten ganz und gar der Realität und Eingrenzung entrückt werden. Dies kann nur durch die Arbeit gemäß beider Linien erfolgen, und deshalb muss auch schon zu Beginn der Durchquerung des Schilfmeeres erwähnt werden, dass „die Wasser ihnen zur Mauer zu ihrer Rechten und ihrer Linken“ waren.

5. Jedes Ding hier unten hat eine Wurzel dort oben. Die Wurzel des Ägyptens der Gegenseite, welches Tora und Mizwot stört, liegt im Ägypten im Bereiches der Heiligkeit, welches erst die Existenz des Ägyptens der anderen Seite ermöglicht. Ägypten im Bereich der Heiligkeit, das bedeutet, dass man G“tt auf begrenzte und beschränkte Weise, gemäß den Einschränkungen der Natur, dient. Dies kann sich, wie schon gesagt, auf die Natur der Tierseele oder auf die Natur der g“ttlichen Seele beziehen.

Wenn man G“tt auf begrenzte Weise dient (Ägypten der Heiligkeit), so hat man die Gefahr des Ägyptens der Gegenseite noch nicht gebannt. Auch wenn es zutrifft, dass man sich in diesen Moment nicht im Ägypten der Gegenseite befindet und es in diesem Moment im eigenen Bereich zunichte gemacht hat, so besteht doch seine Wurzel – das Ägypten der Heiligkeit – weiterhin und ein Rückfall ist nicht auszuschließen. Um dies wirklich zu verhindern, ist es notwendig G“tt entlang aller beider Linien zu dienen „zu ihrer Rechten und ihrer Linken“, denn ein solcher G“ttesdienst geht gegen die eigene Natur und Realität.

6. Dem gemäß kann man auch verstehen, warum es ein Gebot ist, den Auszug aus Ägypten jeden Tag zu gedenken. Und dies muss jeder Jude tun, sei er auf einer niedrigen Stufe, ein Mittelmensch oder ein vollkommener Gerechter. Dieses Gebot ist für jedermann und an jedem Tag dasselbe Gebot.

Nun mag es angehen, dass ein vollkommener Gerechter alle Tage des Auszugs aus Ägypten gedenken soll, da er sich mit G“tt verbinden muss, der unendlich ist. Wie hoch die Stufe der Arbeit des Gerechten auch sein mag – im Vergleich mit der nächst höheren Stufe stellt all dies eine Einschränkung und Begrenzung dar, die jeden Tag überwinden werden muss um noch höher zu steigen.

Es erscheint jedoch unverständlich, wie man das Herausgehen aus einer so hohen Stufe des Ägyptens der Heiligkeit mit einer niedrigen Stufe von Ägypten der Gegenseite – der drei vollkommen unheiligen Schalen der Tum’ah – zusammenfassen kann. Wie kann man sagen, dass es sich dabei um dasselbe Gebot handelt?

Die Erklärung ist, dass auch die höchste Stufe des Auszugs aus Ägypten immer noch mit dem Auszug aus dem Ägypten der Gegenseite verbunden bleibt: Wenn ein Gerechter aber beschließt, dass die Stufe, auf der er sich befindet, für ihn genug ist, und er nicht höher steigen muss, so muss er wissen, dass er damit dem Ägypten der Heiligkeit verfallen ist, welches wiederum die spirituelle Wurzel (wenn auch erst nach vielen Wandlungen) des Ägyptens der Gegenseite ist. Um dieses Ägypten der Gegenseite wirklich entgegenzutreten, ist es nötig, sich niemals mit dem Erreichten zufrieden zu geben und jeden Tag noch höher zu streben, so wie der Rebbe erzählt hat, dass es unter Chassidim üblich ist zu sagen – Ah! Morgen muss man als ein ganz anderer Mensch aufstehen.

7. Dem bereits Erklärten gemäß, kann man auch beantworten, warum bei der Spaltung des Schilfmeeres Bäume mit fertigen Früchten wuchsen, die man an die Vögel verfüttern konnte. Denn dies war kein zusätzliches Wunder, sondern nur ein Detail der Spaltung des Schilfmeeres:

In einem Kern, welchen man in den Boden pflanzt, befindet sich bereits der ganze Baum mit allen Früchten, die aus diesem Kern wachsen werden. Es bedarf nur einer gewissen Zeit um all das, was sich im Kern verbirgt zu offenbaren (so werden auch die Früchte besser, je mehr Zeit sie reifen können). Und auch die Kraft des Wachstums, welche sich im Boden befindet, ist bereits im Verborgenen vorhanden und birgt in sich alles, was einst durch sie wachsen wird (denn das pflanzliche Wachstum ist keine echte Schöpfung aus dem Nichts heraus).

Zum Zeitpunkt der Durchquerung des Schilfmeeres haben die Juden durch ihre Arbeit bewirkt, dass alles Verborgene sich offenbart – nicht nur bei ihnen selbst, sondern auch bei jenem Teil der Welt, der mit ihnen verbunden war. Damit die jüdischen Kinder die Vögel füttern konnten, welche mit ihren Stimmen den Gesang der Juden begleiteten, wurden die Bäume offenbart, welche sich bereits im Verborgenen in der Kraft des Wachstums im Meeresboden befanden. Dasselbe galt auch für die Früchte, welche im Verborgenen im Kern des Baumes existieren.

8. Der Meeresboden ist unbelebte Materie – die niedrigste der vier Stufen der Schöpfung. Das bedeutet, dass sich die Offenbarung des Verborgenen bei der Spaltung des Schilfmeers sogar auf die unbelebte Materie erstreckte. Aus diesem Unbelebten entstanden Bäume und Früchte – pflanzliche Geschöpfe – welche den Vögeln als Speise dienten und zu ihrem – der Lebewesen – Fleisch und Blut wurden. Die Vögel sangen zusammen mit den Juden – den sprechenden Geschöpfen. Die Juden wiederum sangen ein Lied für G“tt – denn dies ist Zweck und Ziel der sprechenden Geschöpfe: sich mir der G“ttlichkeit zu vereinen.

Dies bedeutet, dass sich bei der Spaltung des Schilfmeers die verborgene Kraft der unbelebten Materie offenbarte, welche sich – über die Pflanzen – mit den Lebewesen und den sprechenden Geschöpfen mit der G“ttlichkeit vereinte.

9. Alle Geschichten der Tora bergen in sich eine Anweisung für unseren G“ttesdienst im tagtäglichen Leben. Dies gilt im Besonderen für die Ereeignisse bei der Spaltung des Schilfmeers, derer wir jeden Tag gedenken müssen.

Jeden Tag muss ein Jude darauf hinarbeiten, dass die verborgenen Kräfte in seiner Seele offenbart werden. Dies kommt im G“ttesdienst ohne Einschränkungen und Grenzen, entlang beider Linien „zur Linken und zur Rechten„ zum Ausdruck. Dies gilt nicht nur für den Auszug aus dem Ägypten der Gegenseite, sondern es erstreckt sich auch auf Ziel und Zweck des Auszugs aus Ägypten – der Vorbereitung auf die Übergabe der Tora und noch weiter auf die zukünftige Erlösung, so wie unsere Meister seligen Andenkens sagen „Wenn sie nicht gesündigt hätten…“ wäre mit dem Auszug aus Ägypten die vollkommene Erlösung erfolgt. Durch diese vollkommene Erlösung wird die G“ttlichkeit selbst in unbelebten Dingen offenbart, so wie es einst bei der Spaltung des Schilfmeers geschah.

Die Offenbarung bei der Spaltung des Schilfmeers war zwar nur zeitweilig, verlieh aber den Juden die Kraft, nach der Übergabe der Tora dieselbe Arbeit auf dauernde Weise zu verrichten, welche sie bei den Offenbarungen am Schilfmeer gesehen hatten. Daher geschah es auch bei großen Gerechten, dass sie durch ihre Arbeit auch die G“ttlichkeit in unbelebten Gegenständen wahrnehmen konnten (bekanntlich sagte einmal der Alte Rebbe, während er einen Balken betrachtete: „ich sehe jetzt nur noch die G“ttlichkeit, welche diesen Balken belebt“). In allernächster Zukunft wird jedermann an diesen Offenbarungen teilhaben – „und die Ehre G“ttes wurde offenbar… und alles Fleisch wird schauen… denn der Mund des Ewigen hat gesprochen“. Das Wort des Ewigen wird in jedem Ding sichtbar werden, bei der vollständigen Erlösung durch Moschiach Zidkenu, dem Gesalbten unseres Heils, bald in unseren Tagen.