Ich begann mein Eheleben mit einem nichtjüdischen Ehemann, viel Ehrgeiz, einem College-Abschluss und ein paar falschen Einstellungen. Gewiss, ich war spirituell gesinnt, obwohl ich nicht genau wusste, was das ist. Ich hätte nur sagen können, dass es sich um einen Charakterzug handelt, den man hat oder nicht hat. Man spürt es einfach. Es heißt: gut und mitfühlend sein, am Erntedankfest etwas Nettes sagen und gerührt sein, wenn man einen traurigen Film anschaut. Mit G-tt hat das nichts zu tun, oder?

Mein Mann, ein leitender Angestellter, hatte Mitte 30 eine vorzeitige Midlife Crisis. Aber im Gegensatz zu anderen Männern ging es ihm um Glauben und Spiritualität (schon wieder dieses Wort!), nicht um einen roten Sportwagen. Mein Mann entdeckte das Judentum und suchte einen spirituellen Weg, der ihn schließlich zur Konversion führte. Erst war er konservativ, dann wurde er orthodox.

Als ich meine eigene spirituelle Suche begann, traf ich unerwartet zwei Frauen, die von einer orthodoxen Rebbezin über die Mikwe, das jüdische rituelle Bad, unterrichtet wurden. Ich war zufällig dabei. Ich verstand das Thema nicht. Anfangs hatte ich keine Ahnung, worum es ging. Die Rebbezin gefiel mir, und bald hatte ich sie gern.

Wie ich kamen diese Frauen nicht aus einer religiösen Familie. Sie waren klug und humorvoll, und wir lachten uns durch den Unterricht. Wir sprachen über unser spirituelles Liebesleben - fast so wie die Frauen in einer berüchtigten Fernsehserie, die in New York City spielt. Wir waren einfach vier Frauen, die sich unterhielten. Natürlich tranken wir keine Cocktails und saßen in einer Synagoge; aber wir waren echt, und keine Kameras nahmen uns auf.

Sag einfach nein Ich lernte eine uralte Weisheit über eheliche Harmonie kennen, einen wirklich koscheren Aspekt der Intimität: Die Mizwa Taharat haMischpacha - Reinheit der Familie. Sie war ganz anders, als ich erwartet hatte. Es ging nicht um die zornigen, repressiven Ideen, die ich von meiner Großmutter gehört hatte, sondern um einen liebevollen Umgang mit der Intimität, der die Teilnehmer nicht entwürdigte und keine Schuldgefühle wegen des Körpers auslöste. Was für eine Offenbarung!

Einfach gesagt, geht es darum, jeden Monat einige Tage auf "körperlichen Kontakt" zu verzichten, nämlich während der Menstruation und weitere sieben Tage. Dem folgt das Eintauchen in die Mikwe. Das sind mindestens 12 Tage ohne Kontakt. Oha, das ist eine lange Zeit. Warum sollte sich eine moderne verheiratete Frau das antun, ganz zu schweigen von ihrem Mann, der möchte, dass alles "bleibt, wie es ist"? Auf den ersten Blick ist die Einschränkung der körperlichen Intimität störend. Und was würde sie für meine Ehe bedeuten?

Einige Wochen versammelten wir vier uns in der Synagoge, um mehr über diese Mizwa zu erfahren. Keine von uns hatte versprochen, in die Mikwe zu gehen. Ich bestand darauf, dass ich mich nur informieren wollte und Gesellschaft suchte. Nein danke, ich brauchte keine Mikwe. Aber es hörte sich gut an. Dann erfuhr ich Einzelheiten über dieses Bad. Ich schaute mir die Mikwe in unserer Gemeinde an, und sie war schön. Sie war keine schwarze Grube unter der Synagoge. Sie sah aus wie ein Wellness-Center für Frauen. Angeblich wirkte Taharat haMischpacha Wunder. Sie sollte die Magie der jungen Ehe wachrufen und Frische und Romantik in der Ehe bewahren. Eines Tages war ich so neugierig, dass ich beschloss, einen Versuch zu wagen.

Es kann nicht schaden Auf diesem Teil meines Weges machte ich einen Sprung: Ich wollte diese Mizwa befolgen, ohne sie zu verstehen. Ich wusste, dass ich sie zuerst erleben musste, um mein Verständins zu wecken. Dieser schwierige Sprung wurde dadurch erleichert, dass ich eine Mizwa erforschte, an der nur ich und mein Mann beteiligt waren. Er ermutigte und unterstützte mich. Niemand sonst brauchte es zu wissen, und es tat niemanden weh, wenn ich aufgeschlossen war und lernen wollte.

Die religiösen Frauen, die ich traf, waren keine prüden Leute, die sich im Schrank anzogen. Sie liebten ihren Mann und ihr Leben, und sie gingen einmal im Monat in die Mikwe. Ich konnte es ja probieren. Da der körperliche Aspekt unserer Ehe in diesen Tagen Nebensache war, konnten wir nur reden. Was für eine Idee! Also redeten wir.

Es war großartig. Es wurden keine falschen Hoffnungen geweckt, und wir verstanden beide, dass wir uns mit dieser Mizwa selbst Grenzen setzten. Dazu waren wir bereit. Doch irgendwie war es keine Einschränkung, sondern eine Befreiung.

Wir waren frei, abends über unsere Ziele und Träume zu reden, unsere Liebe ohne körperlichen "Beweis" auszudrücken. Am Ende der Trennungszeit kommt der große Tag, besser gesagt die große Nacht, und die Frau geht in die Mikwe.

Bevor sie hineinsteigt, muss sie dafür sorgen, dass nichts an ihrem Körper sie daran hindert, das umhüllende Wasser zu spüren. Sie entfernt Make-up, Schmuck und Nagellack und wird in einer Wanne völlig sauber. Der letzte Schritt vor der Mikwe ist eine Dusche nebst Haarwäsche und Kämmen. Das alles erinnerte mich an die Vorbereitung auf eine wichtige Verabredung: Ich konzentrierte mich auf das Physische und fühlte mich meinem Körper eng verbunden. Ich arbeite viel und achte dabei wenig auf mich selbst, außer dass ich selbstkritisch bin.

Der Gedanke, körperliche Hindernisse vor der Mikwe zu entfernen, veranlasste mich, über die körperlichen und seelischen Barrieren nachzudenken, die wir in unserem Leben errichten und die uns vom Ehepartner trennen: Fernsehen, Computer, Telefon, Handy. Aber auch seelische Faktoren erschweren die Intimität, etwa wenn ich mich für zu dick oder irgendwie unattraktiv halte. Ich überlegte, was ich dagegen tun könnte. Den ersten Schritt hatte ich bereits getan: Ich war bereit gewesen, mehr über die Mikwe zu lernen.

Die Mikwe ist überhaupt nicht repressiv; sie macht Verwöhnung zur Tradition und zum Ritual; sie macht körperliche Zuwendung zu einem Teil der spirituellen Suche. Ich profitiere davon.

Menschen unterscheiden sich von Tieren. Wir handeln nicht nur instinktiv, sondern können Entscheidungen treffen. Wir können alle unsere körperlichen Handlungen erhöhen, indem wir G-tt ins Spiel bringen und sie heiligen. Taharat haMischpacha bringt G-tt ins Schlafzimmer.

Der Höhepunkt war das Eintauchen in die Mikwe. Ich empfand das warme Wasser als Umarmung G-ttes. Seitdem ich G-tt in den intimsten Bereich meines Lebens gebracht habe, möchte ich unbedingt mehr Mizwot halten.

Mindy McLees lebt in Sherman Oaks, Kalifornien, mit ihrem Mann und zwei Söhnen. Derzeit arbeitet sie an einem Buch über die Mikwe.