"Auch ich und meine Mädchen werden genauso fasten ..." (4:16)

Da auf das ungebetene Vordringen zum König die Todesstrafe stand, schien die einzige Möglichkeit für Esther dieser Strafe zu entgehen und den König gegen Haman zu stimmen, darin zu bestehen, ihn mit ihrem Aussehen zu betören. Unter diesen Umständen wäre es ihrem Versuch, sich dem König zu nähern, sicher abträglich gewesen wie eine Frau auszusehen, die drei Tage lang nichts gegessen hat!

Esther war sich dessen bewußt, daß die Errettung des jüdischen Volkes von der Wiederherstellung seiner besonderen Beziehung zu Haschem abhängig war. Das Flehen vor einem König aus Fleisch und Blut war lediglich eine Notwendigkeit, um dem g-ttlichen Wunder den Anschein einer Abfolge natürlicher Ereignisse zu geben. Das wirkliche Mittel zur Errettung bestand im Gebet und in der reuigen Umkehr zu Haschem.

Durch ihr drei Tage währendes Fasten korrigierte Esther den Irrtum, der ursächlich dafür gewesen war, daß das jüdische Volk überhaupt dem Plan Hamans ausgesetzt wurde. Sie hatten "sich um Mahl des verruchten Achaschwerosch gütlich getan" – und dadurch gezeigt, daß sie ihre Sicherheit ihrer gesellschaftlichen und politischen Stellung zuschrieben. Hiermit entzogen sie sich dem besonderen Schutz Haschems.

Esther hingegen ging auf ganz andere Weise vor, indem sie den dem Wunder innewohnenden Geist über die äußere Hülle, in die sich das Wunder kleidete, stellte, selbst zum Nachteil dieser äußeren Hülle – nämlich ihrem Aussehen.

Durch diese Vorgehensweise machte sie die Ursache für Hamans Befehl zunichte und ebnete den Weg zu ihrer eigenen Errettung und der ihres Volkes.

(Likutej Sichot)