Die folgende Geschichte trug sich im Jahre 1988 zu. Rabbi Mosche Weiss, Rabbiner der „Newe-Achieser“ nahe in Bne Brak, spürte eine plötzliche Verschlechterung seines Gesundheitszustandes. Erste Untersuchungen brachten kein Ergebnis, doch sein Zustand verschlimmerte sich zusehends. Sein Schwiegersohn schickte einen Brief an den Lubawitscher Rebben. Die Antwort ließ nicht lange auf sich warten: „Man soll Tefilin und Mesusot kontrollieren. Ich werde am Grab (des früheren Lubawitscher Rebben Rabbi Jossef Itzchak Schneerson) beten.“

Rabbi Weiss hatte die Raschi-Tefilin von seinem Vater, einem hoch geachteten Rabbiner, geerbt. Die Schriftrollen der Tefilin waren von hoher Qualität und ein bekannter Schreiber, Rabbi Chaim Sofer, hatte sie geschrieben. Auch seine Rabenu-Tam-Tefilin waren von guter Qualität, doch bereits seit dem Ende der Shoa in Verwendung.

Als der Sohn von Rabbi Weiss den Brief des Rebben las, veranlasste er, dass Tefilin und Mesusot von Experten kontrolliert werden. Dabei stellte sich heraus, dass einige Mesusot ungültig waren und auch die Rabenu-Tam-Tefilin (ein zweites Paar Tefilin) aufgrund ihres Alters ausgetauscht werden mussten. Andererseits waren die Experten von der Qualität und der Schrift der Raschi-Tefilin begeistert. Nur die Gehäuse wollten sie austauschen, da diese noch nach veralteten Methoden fabriziert wurden. Die Familie von Rabbi Weiss zögerte nicht und kam den Forderungen der Experten nach.

In der Zwischenzeit fuhren die Ärzte mit ihren Untersuchungen fort, bis man die Krankheitsursache fand: Ein bösartiger Tumor hatte die Milz und die Schilddrüse befallen. Die Ärzte empfahlen, den Tumor mit einer Serie von Chemotherapien zu behandeln. Nachdem die Ärzte die Voruntersuchungen abgeschlossen hatten, stellten sie aber fest, dass sich die Milz um das Achtfache vergrößert hatte. Professor Aron Pollak, damals Vorstand der hämatologischen Abteilung des Hadassah-Spitals in Jerusalem, wollte aus diesem Grund keinesfalls mit der Therapie beginnen.

Rabbi Weiss schickte inzwischen noch einen Brief an den Rebben. Er berichtete von den Tefilin und Mesusot und beschrieb seine medizinische Situation. Er bat den Rebben, für ihn zu beten.

Als die Familie schließlich die Antwort des Rebben erhielt, waren sie höchst erstaunt: „Ich habe Ihren Brief erhalten. Ich empfehle Ihnen, Ihre Tefilin überprüfen zu lassen. Ich werde beim Grab für Sie beten.“ Die Familie von Rabbi Weiss konnte absolut nicht verstehen, warum sie die Tefilin nochmals überprüfen lassen sollten! Sie waren sich sicher, dass es sich um ein Missverständnis handelte. Doch Rabbi Weiss sah das anders. Er weigerte sich, seine Tefilin ohne weitere Kontrolle anzulegen. „Wenn der Lubawitscher Rebbe schreibt, dass man die Tefilin kontrollieren soll, dann muss etwas Wahres dran sein“, sagte er. Inzwischen betete er mit den Tefilin seines Sohnes.

Nach einigen Tagen entschied der Sohn, die Tefilin doch nochmals kontrollieren zu lassen. Diesmal schickte er sie zu Rabbi Kaner, einem hoch angesehenen Tefilin-Experten aus Bne Brak. Dieser teilte ihm mit, dass er mit einer langen Wartezeit rechnen müsste. Doch als er ihm erzählte, wer die Kontrolle veranlasst hatte, gab er nach, obwohl er sich selbst nicht zu den Anhängern des Rebben zählte.

Als Rabbi Kaner die Gehäuse der Tefilin öffnete, geschah etwas Eigenartiges: Ungefähr dreißig ganze Buchstaben, richtige Tintenbröckchen, fielen aus den Schriftrollen. So wie es aussah, hatte man beim Einarbeiten der Schriftrollen in die Kapseln zu viel Druck angewandt. Da das Material schon sehr alt war, waren die Buchstaben einfach abgerutscht! In anderen Worten: Die Tefilin von Rabbi Weiss wurden im Moment ihrer Versiegelung ungültig!

Rabbi Weiss' Sohn kaufte sofort neue Schriftrollen. Am nächsten Tag erzählte er seinem Vater, was geschehen war. Dieser war sehr glücklich und wollte gleich mit den neuen Tefilin beten. Noch während er mit Talit und Tefilin auf sich betete, betrat Prof. Pollak das Zimmer. Er meinte, dass er es sich anders überlegt hätte und nun doch mit der Chemotherapie beginnen möchte. Dies war sehr verwunderlich, da er sich zuvor so dezidiert dagegen ausgesprochen hatte.

Am Tag nach der ersten Therapie wurde die Milz des Rabbis wieder untersucht. Als der Professor die Bilder bekam, war er völlig erstaunt: „Ich kann es nicht glauben! Die Milz hat sich massiv zusammengezogen!“ Vor den Augen des Sohnes verglich der Professor die Bilder und meinte, dass er so etwas noch nie gesehen hätte. „Das hat es in der Geschichte der Medizin noch nie gegeben!“, sagte er. Die Therapie wurde fortgesetzt und Rabbi Weiss wurde wieder gesund. Danach fuhr er nach Amerika, um den Rebben zu besuchen und sich zu bedanken. Während dieses Besuches wurde er zu einem Anhänger des Lubawitscher Rebben. Er fuhr noch oft zu ihm und war stets ein gern gesehener und hoch geschätzter Gast beim Rebben.

Rabbi Weiss' Sohn pflegte diese Geschichte öfters zu erzählen und fügte am Schluss noch hinzu: „Es war uns eine große Lehre, zu sehen, was es bedeutet an Zadikim zu glauben und ihnen zu folgen!“