Die folgende Geschichte ereignete sich vor ungefähr zwanzig Jahren. Es war wahrlich eine Familientragödie. Das junge israelische Paar hatte zwei kleine Kinder und lebte in Israel in Maale Edomim. Der Mann verdiente sein Geld als Polizist, und wollte eine Gehaltserhöhung. Die Polizeibehörde war einverstanden, doch dazu müsste er seinen Dienst in Eilat verrichten.
Als er seiner Frau von den Neuigkeiten erzählte, war sie zwar über die mögliche Gehaltserhöhung erfreut, aber der Gedanke, nach Eilat zu übersiedeln, gefiel ihr nicht. Aber einem Kompromiss willigte sie ein: Dass ihr Mann in Eilat seinen Dienst ableistete, und an Wochenenden Heim kehrte. Die Frau nahm es in Kauf, die ganze Woche alleine verbringen zu müssen, doch für die Gehaltserhöhung war sie dazu bereit. Keiner von den beiden ahnte im Geringsten, was für ein Unglück auf sie zukommen würde…
So vergingen Wochen und Monate; der Mann weit weg von der Familie, und die Frau einsam zu Hause. Und dann passierte es: Eines Tages überraschte sie der Mann mit Scheidungspapieren! Diese Hiobsbotschaft hatte seine Frau wie ein Blitz getroffen; was war denn nur geschehen!? Es stellte sich heraus, dass er in Eilat eine hübsche, junge Engländerin kennen gelernt hatte; sie verdrehte ihm den Kopf, und er wollte in ihr Heimatland auswandern und sie dort heiraten.
Die betrogene Frau schüttete ihr Herz bei der Familie Lewy aus, Schluchim (des Lubawitscher Rebben Gesandte) in Maale Edomim. Sie wollte dem Lubawitscher Rebben schreiben, und wandte sich deshalb an die Lewys. Es war ganz und gar nicht in ihrer Absicht, das Geschehene rückgängig zu machen. Die Scheidung hatte sie schon hinter sich gebracht, und ihr Ex-Mann verließ bereits das Land. Sie wollte den Rebben um Rat für die Zukunft fragen, insbesondere für ihre Kinder.
Binnen weniger Tage bekam sie ein Schreiben vom Rebben. Aufgeregt las sie darin: „Dringend die Mesusot kontrollieren lassen!“ Die Mesusot wurden geprüft, und ausnahmslos alle waren unkoscher. Die Lewys verhalfen der Frau zu neuen, koscheren Mesusot. Sie blieben in engem Kontakt.
Nach jedem Gespräch mit Frau Lewy fühlte sich die Frau ein wenig gestärkt, mit Hoffnung auf eine bessere Zukunft. Frau Lewy versuchte sie zu ermutigen, dass nun, nachdem sie des Rebben Anweisung befolgt hatte, bestimmt der Segen des Rebben seine Wirkung zeigen würde…
Eines Tages überraschte die Frau die Lewys in großer Aufregung. Ihr Ex-Mann kehrte nach Israel zurück. Er hatte seine englische Frau verlassen und wünscht seine erste Gattin wieder zu heiraten!
„Aber“, sagte die Frau in Ungewissheit, „ich fürchte mich davor, mich ein zweites Mal an ihn zu binden. Ich weiß nicht, ob ich ihm noch vertrauen kann.“ Dennoch war es ein kleiner Schimmer von Hoffnung für sie; schließlich war er der Vater ihrer Kinder. Sie wollte sich wieder mit dem Rebben beraten. Sehr bald erhielt sie eine Antwort, nämlich „die erste Möglichkeit in Betracht zu ziehen“ – sprich, ihrem Ex-Mann eine zweite Chance zu geben. Der Rebbe beendete den Brief mit Segen auf gute Neuigkeiten. „Soll ich ihm wirklich einfach so noch eine Chance geben“, reagierte die Frau skeptisch. Die Lewys konnten ihre Zweifel nachvollziehen.
Schließlich entschied sich die Frau, ihren Ex-Mann zu einem Treffen in ihrer Wohnung einzuladen, bei dem auch Rabbiner Lewy anwesend sein sollte. Er sollte ihm erzählen, weshalb seine Ex-Frau einem möglichen, gemeinsamen Neubeginn einwilligte. Er schilderte dem Mann den Briefkontakt zwischen seiner ehemaligen Gattin und dem Rebben. Der Mann vernahm deren Worte in großer Aufregung. „Wann wurde der erste Brief geschrieben“, fragte er erstaunt. Als Rabbi Lewy ihm das Datum sagte, war der Mann so gerührt, dass seine Augen feucht wurden. Da begann er zu erzählen: „Als ich nach London zog, lebte ich im Haus meiner Schwiegereltern. Ich arbeitete im Unternehmen meines Schwiegervaters. Ironischerweise war dieser Jude – ein Holocaustüberlebender. Seine Frau war Nichtjüdin. Sie lebten ohne jegliche jüdische Traditionen, und langsam wurde ich genauso.
Eines Nachts erwachte ich beängstigt und in schweißgebadet. Ich konnte mir mein Gefühl nicht erklären, aber eines war für mich klar: An diesem Ort konnte ich nicht länger bleiben!
Und jetzt weiß ich weshalb! Dies geschah an demselben Tag, an welchem ihr dem Rebben den ersten Brief geschickt habt. Sofort packte ich alle meine Sachen und verließ vor Sonnenaufgang das Haus. Als ich mich von meinem Schwiegervater am Telefon verabschiedete, reagierte dieser zu meiner großen Überraschung mit den Worten: „Ich bin froh, dass Du zum jüdischen Volk zurückkehrst!“ Da war ich völlig verblüfft.
Ich fuhr nach Amerika. Dort hörte ich über den Rebben und wollte für einen Neustart in einem fremden Land seinen Segen erhalten. An einem Sonntag kam ich zur berühmten Dollarverteilung. Ich stand vor dem Rebben wie versteinert und brachte kein Wort aus meinem Mund. Es war so, als würde er alles über mich wissen. In diesem Moment entschloss ich mich, in meine Heimat zurückzukehren, und meine Familie erneut aufzubauen, falls meine Frau dazu einverstanden wäre.“
Einen Monat später wurde die zweite Hochzeit des Polizisten und dessen Frau gefeiert. Bis heute führen sie ein glückliches Familienleben.
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