Jener Tag begann, wie jeder andere. Er nahm allerdings einen äußerst unerwarteten Lauf. Chaja Grossman, damals ein 16-jähriges Mädchen, war die älteste Tochter von Rabbi Jitzchak David Grossman. Er war der Rabbiner der Stadt Migdal-HaEmek. An jenem Tag kehrte seine Tochter mit einem geschwollenen Auge von der Schule zurück. Zuerst sah es nicht bedrohlich aus und die Eltern dachten, dass es sich um eine harmlose Entzündung handelte.

Als das Auge jedoch weiter anschwoll und Blut und Schleim absonderte, waren die Eltern alarmiert und eilten zum Hausarzt. Dieser sah sich nicht in der Lage, das Problem zu lösen und schickte sie zu Spezialisten nach Haifa. Von dort wurden sie nach Tel-Aviv weitergeschickt, und dann nach Jerusalem. Doch kein Arzt konnte Chaja helfen. Ein Arzt meinte, dass das Auge der Kern des Problems sei, ein anderer meinte, es sei eine Erkrankung der Haut. Ein dritter erklärte, dass es sich um eine Allergie handeln müsse. Sieben Monate lang litt schon das Mädchen und ihr Zustand verschlechterte sich.

Eines Tages reiste Rabbi Grossman nach Amerika. Dort erzählte er einem seiner Freunde von dem Problem. Er riet ihm, sich an Professor Albert Ohrenblatt zu wenden, ein religiöser Jude, der als internationale Koryphäe galt. Doch dieser meinte, dass er nichts tun könnte, solange er die Patientin nicht vor sich hätte. Rabbi Grossman kaufte ein Ticket und bereits am nächsten Morgen war seine Tochter in Amerika. Die erste Bitte der Tochter lautete: „Ich möchte den Lubawitscher Rebben sehen!“

Rabbi Grossman hatte dem Rebben bereits zuvor geschrieben, dass er einen Segen für seine Tochter bekommen wollte. Und so waren sie kurz vor dem Morgengebet in der Synagoge des Rebben in „770“ in Brooklyn, New York. Viele Menschen wollten den Rebben sehen und stellten sich an den Seiten des Eingangs auf. Als der Rebbe ankam und aus dem Auto stieg, trat Rabbi Grossman plötzlich aus der Reihe hervor und stellte sich vor den Rebben. Der Rebbe blieb stehen. „Rebbe“, sagte Rabbi Grossman sichtlich bewegt, „meine Tochter hat ein Problem mit dem Auge. Sie braucht Euren Segen für eine vollständige Heilung!“ Er wies auf seine Tochter, die neben ihm stand. Der Rebbe blickte für den Bruchteil einer Sekunde auf das kranke Auge und ordnete an: „Kontrolliere sofort Deine Mesusot, und sie wird geheilt sein. Mögest Du sie zur Thora, Chuppa und guten Taten erziehen!“

Rabbi Grossman war vollkommen außer sich. Er lief zu einem öffentlichen Telefon, und rief zu Hause an: „Kontrolliert sofort alle Mesusot“, rief er. In Windeseile wurden die Mesusot einem Fachmann zur Kontrolle übergeben. Der Fachmann entdeckte, dass in einer der Mesusot das Wort עיניך (Deine Augen) fast zur Gänze ausgebleicht war. Der Zusammenhang war nun nicht allzu schwer zu verstehen. Man erwarb sogleich eine neue Mesusa und montierte sie anstatt der vorherigen. Währenddessen betete Rabbi Grossman das Morgengebet mit dem Rebben. Als sie fertig waren, traf er seine Tochter ganz aufgeregt an. „Papa, was ist mit meinem Auge“, fragte sie. „Was soll denn los sein?“, wunderte sich der Vater. „Ich spüre, dass sich da etwas tut“, meinte sie. Rabbi Grossman konnte nichts bemerken und sagte seiner Tochter, dass sie sich ein wenig ausruhen solle. Als sie erwachte, bemerkte sie, dass die Schwellung nachgelassen hatte! Rabbi Grossman war überglücklich. Ein Wunder war geschehen! Mittlerweile rückte der Termin bei Professor Ohrenblatt näher und sie fuhren zu ihm. Rabbi Grossman zeigte dem Arzt den Krankenakt seiner Tochter, mit allen Aufnahmen und Befunden. Der Professor studierte die Unterlagen und inspizierte dann das Auge. Er war völlig erstaunt. Der Zustand des Auges war nun erheblich besser, als es im Krankenakt dargestellt war. Rabbi Grossman erzählte dem Arzt vom Segen des Rebben. „Das ist ein echtes Wunder“, meinte er ergriffen.

Zwei Wochen gingen vorüber. Das Auge wurde tagtäglich besser. Eines Abends nahm Rabbi Grossman an einer Hitwaadut (Zusammenkunft der Chassidim) in der Synagoge des Rebben teil. In einer Pause zwischen den Reden, während das Publikum eine inspirierende Melodie sang, ging Rabbi Grossman zum Rebben. „Ich heiße Jitzchak David ben Itta Perel“, sagte er und bat den Rebben um einen Segen, „dass ich Erfolg haben möge“. „Amen“, antwortete der Rebbe und fragte: „Ist mit Deiner Tochter alles in Ordnung?“. „Es ist schon viel besser“, meinte der Vater und erwähnte den Namen der Tochter und ihrer Mutter. „Dann möge es noch viel besser werden“, wünschte ihm der Rebbe. Es ist wohl überflüssig zu erwähnen, dass der Segen des Rebben sich auch verwirklichte.

18 Jahre gingen vorüber. Eines Tages wurde Rabbi Grossman als Gast einer jüdischen Gemeinde nach New Jersey eingeladen. Als er am Schabbat die Synagoge betrat, sah er, wie einer der Betenden auf ihn zulief. Er umarmte ihn und weinte. Rabbi Grossman erkannte den Mann nicht. „Ich bin Professor Ohrenblatt“, sagte er, „ich bin derjenige, der das Wunder nach dem Segen des Lubawitscher Rebben mit eigenen Augen mitverfolgt hat. Ich habe hautnah erlebt, dass es G-ttlichkeit gibt!“