„Guten Tag, spreche ich mit Rabbi Friedman? Sind Sie ein Kabbalist?“ Rabbi Manis Friedman, der Chabad-Rabbiner in Minnesota (USA) und ein bekannter Redner, war überrascht. Er war sicher, dass es sich um einen Witz handelte. „Selbstverständlich!“, sagte er daher. „Dann können Sie bestimmt auch einen ‚Dibbuk‘ (Obsession) austreiben?“
„Was für eine Frage!“, meinte Rabbi Friedman belustigt. „Wunderbar! Ich bin in 40 Minuten bei Ihnen!“, sagte die Stimme und legte auf. Genau 40 Minuten später stand ein junges Paar vor der Tür des Rabbis. Er konnte sein Staunen über den Anblick der Frau nicht unterdrücken. Ihre Augen waren glasig, ihr Gesicht hager und sie hinkte stark. „Ein Dibbuk hat meine Frau eingenommen“, sagte der Mann, der sich mit dem Namen David vorstellte. Er erzählte über das Leid, das er und seine Familie in letzter Zeit durchgemacht hatten. Sie waren von Israel nach Minnesota gezogen. Die Frau würde Botschaften von einem „Wesen“ bekommen, das sie beherrschte. Sie wurde gewalttätig und war eine Gefahr für die ganze Familie. „Wir haben uns schon an viele Experten gewandt – ohne Ergebnis. Daher suchten wir nun nach einem Kabbalisten und fanden Sie!“
„Hört mir zu“, sagte Rabbi Friedman, „als wir telefonierten, war mir nicht bewusst gewesen, wie ernst die Lage ist. Ich werde den Fall an den Lubawitscher Rebben weiterleiten. Er wird euch bestimmt helfen. Aber es gibt eine Bedingung: Ihr müsst mir versprechen, dass Ihr Alles tun werdet, was der Rebbe euch befiehlt.“ Das Paar willigte ein. Der Rabbi gab sofort alle Details an den Sekretär des Rebben weiter. Nach etwa einer Stunde bekam er die Antwort des Rebben: „Sie müssen sich an die Kaschrut-Speisegesetze halten“. Rabbi Friedman rief David sofort an und berichtete ihm von der Antwort des Rebben. „Was ist Kaschrut?“, fragte er verwundert. Daraufhin setzte sich der Rabbi mit den beiden zusammen und brachte Ihnen alles über Kaschrut bei. Ein Team des Chabad-Hauses machte die ganze Küche koscher. Langsam machte sich eine Besserung bei der Frau bemerkbar.
Monate später, am Pessach-Seder-Abend, hieß Rabbi Friedman gerade seine Gäste für den öffentlichen Seder willkommen. Eine unbekannte Frau begrüßte ihn lächelnd: „Wir haben es doch noch geschafft!“ Rabbi Friedman fragte höflich: „Haben Sie sich angemeldet?“. Die Frau wunderte sich: „Sie haben uns doch persönlich eingeladen!“ Plötzlich erstarrte Rabbi Friedman. Es war die Frau mit dem „Dibbuk“! Die Veränderung war dramatisch.
Eines Tages rief David wieder an. „Ich würde gerne einen Segen vom Rebben für mich bekommen“. „Selbstverständlich!“, antwortete Rabbi Friedman, „Um was geht es?“ „Ich wurde gekündigt und finde seither keinen Job!“ David erzählte, dass man ihn gekündigt hatte, nachdem er öfters mit Verletzungen, die seine Frau verursacht hatte, in der Arbeit erschienen war. Er war ihnen zu komisch vorgekommen. „Gib mir Deinen Namen und den Namen Deiner Mutter“, sagte ihm der Rabbi und rief Rabbi Benjamin Klein, den Sekretär des Rebben, an. Ein Tag ging vorüber, doch keine Antwort kam. Rabbi Friedman meldete sich nochmals und fragte: „Hat der Rebbe die Anfrage erhalten?“ „Die Notiz liegt am Tisch des Rebben“, sagte der Sekretär, „doch er reagiert nicht darauf“. Am nächsten Tag rief er nochmals an. „Der Rebbe bittet Dich, den Namen der Frau und ihrer Mutter zu eruieren“, sagte Rabbi Klein. „Den Namen der Frau? Es geht doch um den Mann!“, entgegnete Rabbi Friedman. „Du hast richtig gehört, der Rebbe möchte den Namen der Frau wissen!“
Rabbi Friedman rief die Frau an. „Wie geht es Ihrem kleinen ‚Dibbuk‘?“, leitete er das Gespräch scherzhaft ein. „Es geht uns gut“, meinte die Frau. „Was soll das bedeuten? Ich dachte, er ist zur Gänze verschwunden?“, fragte der Rabbi. „Nicht wirklich“, stammelte die Frau, „es ist nämlich so, dass wir koschere Milch (Chalav Israel) nur sehr schwer bekommen können, daher erlauben wir uns hier eine Ausnahme…“. „Aber ihr habt versprochen, dass ihr den Anweisungen des Rebben genau folgen werdet!“, brummte Rabbi Friedman. „Wir werden uns bessern!“, versprach die Frau. Dann gab sie ihm die Namen durch.
Rabbi Friedman informierte Rabbi Klein und urgierte auch wegen David. Doch er bekam niemals eine Antwort. Ein Jahr ging vorüber. Eines Tages traf Rabbi Friedman zufällig auf David. „Was gibt es Neues?“, fragte er. „Sie werden sich sicher freuen zu hören, dass wir uns geschieden haben!“, sagte David. „Bitte!?“, wunderte er sich, „warum sollte mich das freuen?“ David zögerte. „Alles begann damit, dass der Rebbe mir nicht antworten wollte. Meine Frau hatte innerhalb von einer Stunde eine Antwort! Bald war ich gezwungen, ihr zu offenbaren, dass ich in Wahrheit kein Jude bin! Ich wurde in Indien geboren und bin irgendwie nach Israel geraten, wo ich sogar in der Armee diente. Doch ich bin kein Jude.“ Rabbi Friedman staunte. „Aber Dein Name und der Deiner Mutter sind jüdisch!“
„Die Namen habe ich erfunden“, sagte David schamerfüllt. „Meine Frau meinte, dass sie eine jüdische Familie haben wollte und unsere Wege trennten sich…“
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