Bangladesch, im Jahre 1990. Der orthodoxe Geschäftsmann Natan Kopolowitz reiste geschäftlich nach Bangladesch. Während seines Aufenthalts knüpfte sich eine Freundschaft zwischen ihm und dem amerikanischen Geschäftsmann Pinchas Jarus. Die beiden trafen einander in einem Hotel in der Stadt Daka, in welchem sie sich niederließen. Als Natan dieses Mal im Hotel eintraf, sah er in der Lobby einen hastigen, religiösen Juden, welcher aus dem Hotel eilte. Am selben Tag traf Natan seinen Freund Pinchas. Dieser zog sofort aufgeregt einen Dollar aus seiner Tasche und sagte: „Diesen Dollar habe ich vom Lubawitscher Rebben bekommen.“ Natan kam nicht in den Sinn sich zu erkundigen, wann und wie er diesen Dollarschein erhalten hatte.
Inzwischen war ein Jahr vergangen. Natan war zu einer Hochzeit in London eingeladen. Dort traf er ein ihm bekanntes Gesicht. Da erinnerte er sich. Es war derselbe Chabad-Chassid, welchen er damals in Bangladesch in der Hotelhalle gesehen hatte. Sie kamen ins Gespräch und der junge Chabad-Chassid sagte: „Nun werde ich Ihnen eine faszinierende Geschichte von jenem Besuch im Hotel erzählen… Auch ich habe Geschäfte in Bangladesch. Sie erinnern sich doch sicherlich daran, dass das Land zu jener Zeit von einer riesigen Überschwemmung heimgesucht wurde, welche ganze Dörfer zerstörte und viele Leben kostete. Damals schlug man mir ein verlockendes Geschäft in Bangladesch vor, doch ich fürchtete mich, dorthin zu fahren. So fragte ich den Lubawitscher Rebben um Rat. Ich schrieb ihm einen Brief, doch bekam keine Antwort. Inzwischen bereitete ich mich auf die Reise vor. Der Tag des Abfluges war angekommen. Beim Check-In übergab ich mein Gepäck, doch blieb noch in der Flughafenhalle, mit der Hoffnung, dass die erwünschte Antwort des Rebben mich doch noch erreichen würde. Da meine Frau mir mitteilte, dass keine Briefsendung Zuhause angekommen war, telefonierte ich mit dem Sekretariat des Rebben. Aber auch dort wurde kein Rückschreiben des Rebben für mich hinterlegt. Ich rief meinen Schwager an, welcher im Stadtviertel des Rebben wohnte, um mich mit ihm zu beraten. Wir kamen zum Entschluss, dass es das Beste wäre, meinen Flug zu stornieren. Daraufhin ließ ich mein Gepäck von der Maschine entladen. Nach dem Gespräch mit ihm, kam meinem Schwager die Idee zur Dollarverteilung des Rebben zu eilen, und dort meine Frage direkt zu stellen. Mein Schwager erzählte dem Rebben von meinem Vorhaben. Darauf erwiderte er: ,Dort herrscht doch jetzt Unruhe.‘ Mein Schwager erwiderte: ,Die Lage beginnt sich zu stabilisieren‘. Da gab ihm der Rebbe einen Dollar für mich und segnete mich mit erfolgreicher Reise. Als mein Schwager schon gehen wollte, überreichte der Rebbe ihm einen weiteren Dollar und sagte: ,Und dieser ist für den Schaliach (des Rebben Gesandten) in Bangladesch. Dein Schwager wird dort einen Juden antreffen, welcher ‚in Sachen Lubawitsch‘ tätig ist...‘ Die Antwort des Rebben wunderte mich sehr. In Bangladesch gab es keinen Schaliach...
Ich traf in Bangladesch ein, und binnen weniger Tage bekam ich die Dollarscheine in mein Hotel zugeschickt. Sie können sich ja gar nicht vorstellen, wie viele Bemühungen ich darin gesteckt habe, einen Juden in der Gegend zu lokalisieren, doch ohne Erfolg. Inzwischen war der Tag meines Rückfluges gekommen. Mein Gepäck befand sich bereits im Taxi, doch ich war sehr unglücklich darüber, dass ich die Mission des Rebben nicht erfüllen konnte. Plötzlich klopfte mir jemand auf meine Schulter. Er stellte sich als der Jude Pinchas Jarus vor! ,Was tun Sie hier‘ fragte ich erstaunt. Er antwortete mir überglücklich: ,Ich habe soeben einem Juden das Leben gerettet...‘ In diesem Augenblick begriff ich, dass der Rebbe diesen Juden gemeint hatte. Mir blieb keine Zeit ihm irgendwelche Fragen zu stellen. Ich drückte ihm den Dollar in die Hand und sagte: ,Dieser Dollar ist vom Lubawitscher Rebben für Sie‘, und raste aus dem Hotel“.
Bei seinem nächsten Besuch in Bangladesch wollte Natan die ganze Geschichte hören und suchte Pinchas Jarus auf. Pinchas bestätigte, dass er den Dollar tatsächlich von jenem Chabad-Chassid erhalten hatte, kurz nachdem er einem Juden das Leben gerettet hatte…
Als Pinchas an jenem Tag in den Gassen Dakas ging, sah er einen weinenden jungen Mann in der Ecke stehen. Pinchas fragte den Mann, warum er weine. Er erwiderte, dass er Jude sei und sein Leid nur ein Jude verstehen würde. Pinchas offenbarte sich ihm sofort als Jude und bestand nun darauf, ihm von seinem Problem zu erzählen. Es stellte sich heraus, dass der junge Mann nach Bangladesch im Rahmen seiner Welttour kam. Dabei lernte er ein Mädchen kennen, und die beiden entschlossen sich zu heiraten. Nachdem sie auf ihrer Vermählung mit der Familie des Mädchens angestoßen hatten, nahm ihn der Vater zur Seite und sagte: „Nun wirst Du meine Tochter heiraten. Dir ist klar, dass Du zum Islam übertreten musst...“ Der junge Mann begann zu stottern. Der Vater erzürnte: „Denk nicht einmal daran, meine Tochter zu verlassen und Dich davon zu machen. Wenn Du nur versuchst zu fliehen, werde ich dafür sorgen, dass Du von hier nicht lebend raus kommst..!“
Pinchas nahm die Drohung genauso ernst wie der Mann selbst. Man musste auf der Stelle handeln. Da kam Pinchas eine Idee. Er rief sofort einen Freund bei den British Airways an und bat ihn, jenen jungen Mann auf die früheste Flugmaschine zu setzen, ohne, dass dabei sein Name auf der Flugliste registriert werden würde. „Ich brachte ihn zum Flughafen, und vergewisserte mich, dass er das Flugzeug bestieg. Als ich ins Hotel zurückkehrte, traf ich den Chabad-Chassid. Ich konnte meine Freude nicht zurückhalten und sagte ihm, dass ich soeben ein Leben gerettet habe. Da überreichte er mir einen Dollarschein mit der Botschaft: ‚Diesen schickt der Lubawitscher Rebbe an Dich!‘“
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