Der Monat Tischrej lässt sich in zwei Abschnitte teilen: Die erste Hälfte des Monats (Rosch HaSchana, die zehn Bußtage und Jom Kippur) ist von Ehrfurcht, Bitternis und Ernsthaftigkeit geprägt. In der zweiten Hälfte des Monats wechselt sich die Stimmung und Sukkot, „das Fest unserer Freude“, beginnt. Die Freude zu Sukkot ist sogar ein ausführliches Gebot der Thora Und du sollst dich an deinem Fest erfreuen und nur fröhlich sein,1 welche ihren Höhepunkt zu Simchat Thora findet.

Obwohl Ehrfurcht und Freude sehr widersprüchlich sind, besteht ein enger Zusammenhang zwischen den zwei Abschnitten im Tischrej. In der Seelenstimmung zwar unterschiedlich, sind tiefer betrachtet die freudigen Feste des Monats nicht ein Gegenstück, sondern eine Fortsetzung der ehrfürchtigen Tage. In den ehrfürchtigen Tagen bewirkten wir durch das Blasen in das Schofar, die Gebete, die Tschuwa und das Fasten Einiges im Himmel. In der zweiten Hälfte des Tischrejs besteht unser G-ttesdienst darin, all diesen Segen herunter auf diese Welt zu bringen. Dies bewirken wir durch die freudigen Feste Sukkot und Simchat Thora, an denen wir gemeinsam essen, trinken, tanzen und uns freuen!

Wegen dem engen Zusammenhang dieser zwei Abschnitte im Tischrej gibt es zwischen ihnen große Parallelen und die Mitzwot der ehrfürchtigen Tage finden allesamt einen Ausdruck in dem Sukkotfest.

Die Schofartöne in der Sukka

So spiegelt sich zum Sukkotfest Rosch HaSchana, Jom Kippur und die zehn Bußtage wider:

Rosch HaSchana: Die zentrale Mitzwa zu Rosch HaSchana ist das Hören des Schofars;2 und zwar insgesamt einhundert Töne.3 Es gibt drei Arten von Tönen: Tekia, Schewarim und Terua. Von den hundert Tönen bläst man sechzigmal Tekia, zwanzigmal Schewarim und zwanzigmal Terua. Diese hundert Töne und deren Unterteilung sind im „Laub“ der Sukka (סכך) angedeutet.4 Denn סכך ergibt den Zahlenwert von 100 und selbst die Unterteilung der hundert Töne ist den Buchstaben von סכך zu finden – ס = 60, כ = 20, ך = 20.

Freude für das ganze Jahr

Jom Kippur: Der Höhepunkt des G-ttesdienstes zu Jom Kippur im Tempel war das Darbringen des Weihrauchs (קטורת). Die Lehre der Chassidut erklärt, dass sich aus jenem Rauch die g-ttlichen Wolken „bildeten“, welche das jüdische Volk in der Wüste umgeben und beschützt haben. Und die Thora begründet das Sukkotfest wie folgt: Damit eure Nachkommen wissen, dass Ich die Kinder Israels (nach dem Auszug aus Ägypten) in Hütten gesetzt habe5 – diese „Hütten“ sind die g-ttlichen Wolken, in denen sie Schutz fanden, welche sich aus dem Weihrauch von Jom Kippur „bildeten“.

Die zehn Bußtage: Die sieben Tage zwischen Rosch HaSchana und Jom Kippur (insgesamt sind es die zehn Bußtage) finden ihren Ausdruck in den sieben Tagen des Sukkotfestes. So wie diese sieben Tage alle Wochentage inkludieren, deckt auch das Sukkotfest alle Wochentage ab.

In den Tagen zwischen Rosch HaSchana und Jom Kippur sind wir damit beschäftigt, unser vergangenes Jahr zu reparieren. Am Sonntag reparieren wir alle Sonntage des vergangenen Jahres, am Montag alle Montage usw.6 So hat auch das Sukkotfest Einfluss auf das gesamte Jahr, und zwar auf das Bevorstehende. Zu Sukkot bringen wir Freude in unser kommendes Jahr. Am Sonntag von Sukkot bringen wir Freude in alle Sonntage des kommenden Jahres, am Montag in alle Montage usw.

Besiegelt mit der Freude

Somit fließen die ehrfürchtigen Tage in das Sukkotfest ein. Der reuige Dienst an diesen Tagen bekommt das Siegel der Freude zu Sukkot, damit unser G-ttesdienst im Laufe des Jahres voller Lust, Glück und guten Herzens ist.

Und die positive Energie der Freude bleibt nicht nur etwas Abstraktes, sondern fließt im Leben mit ein. Deshalb drücken wir zu Sukkot unsere Freude mit üppigen Mahlzeiten, Gesang und Tanz aus. Dadurch bringen wir auch im Laufe des Jahres die Freude spürbar in unser alltägliches Leben.

(Likutej Sichot, Band 2, Seite 425)