Die Freude zu Sukkot ist viel größer, als zu den anderen Feiertagen, Pessach und Schawuot. Bezüglich Sukkot betont die Thora die Freude, indem sie gleich dreimal dazu gebietet, während zu Schawuot die Thora die Freude nur einmal erwähnt und zu Pessach dieses Motiv überhaupt nicht in der Thora vorkommt. Unsere Meister erklären,1 dass dies mit dem Zustand der Ernte zu den Feiertagen, welche zu verschiedenen Jahreszeiten stattfinden, zusammenhängt. Zu Pessach, auch „Fest des Frühlings“2 genannt, ist die Ernte erst in ihrem Anfangsprozess. Deshalb kann noch nicht von Freude die Rede sein, da noch ungewiss ist, wie die Ernte ausfallen wird. Zu Schawuot kann bereits geerntet werden. Deshalb gibt es bereits Freude darüber, doch sie hält sich in Grenzen, da die Ernte noch auf dem Feld liegt und man von ihr noch nicht profitieren kann. Zu Sukkot hingegen wird die Ernte bereits eingesammelt und kann genossen werden. Deshalb ist die Freude groß.
Spirituelle Ernte
Die Konzepte der Thora sind ewiglich und gelten zu jeder Zeit für jeden Juden.3
Diese drei Schritte zur Freude gab es nicht nur bei den antiken Bauern, oder den heutigen Landwirten, sondern sie gehören zu jedem Juden, nämlich bei seinem Dienst zu G-tt.
Die spirituelle „Ernte“ sind die Thoralehre und die Mitzwot (In den Schriften wird die Thoralehre als „Getreide“4 bezeichnet und die Mitzwot als „Früchte“5). Dabei gibt es drei Schritte: „Pessach“ bildet den ersten Schritt; „Schawuot“ den zweiten Schritt und zu „Sukkot“ erreichen die Thora und die Mitzwot ihren Höhepunkt. Deshalb ist dann die Freude am Größten.
Ein Fundament ist nicht genug
Pessach ist von dem Auszug aus Ägypten gekennzeichnet. Auf geistiger Ebene erhielt da das jüdische Volk die Kraft des Glaubens, wie die Thora sagt: Und Israel hatte gesehen... und es glaubte an G-tt.6 Der Glaube ist zwar das Fundament für das Erfüllen der Mitzwot, aber er kann ungenutzt bleiben. Zu glauben bedeutet nicht immer, danach zu leben. Man kann an G-tt und die Thora glauben, aber sich nicht dementsprechend verhalten. Denn der Glaube an sich ist etwas Abstraktes, zu allerseits, um ein praktischer Wegweiser im Leben zu sein.
Der zweite Schritt ist Schawuot, das Fest der Thora. Nun erhält der Glaube ein praktisches Handbuch, gefüllt von Mitzwot. G-tt gibt uns Seine Thora und das jüdische Volk nimmt sie willig auf, indem es verkündet: Wir wollen tun und hören (verstehen)!7 Dieser Teilprozess wird mit der Ernte des Getreides verglichen. Alles ist schon bereit, der Ertrag muss nur noch eingesammelt werden. So auch nimmt das jüdische Volk die Mitzwot auf sich, hat sie aber noch nicht „gekostet“ — praktisch ausgeübt.
Viel Ertrag
Der Prozess ist mit seinem dritten Schritt vollendet. Der ereignet sich zu Sukkot. Von Schawuot bis Sukkot hatte das jüdische Volk viel Zeit, die Mitzwot praktisch zu erfüllen. Deshalb kann es nun zu Sukkot die „spirituelle Ernte“ einsammeln. Der Jude vollendet zu Sukkot seinen Dienst zu G-tt durch die praktischen Mitzwot und deshalb ist die Freude über seine spirituelle Entwicklung umso größer.
Dies erklärt die große Freude zu Sukkot. Wir freuen uns über die große Fülle von Mitzwot zu einem Feiertag, der reich an Mitzwot ist. Sukkot ist immerhin der einzige Feiertag mit sieben Mitzwot aus der Thora: Sukka,8 die vier Arten (Lulaw, Etrog, Hadassim, Arawot)9, die Freude10 und und die Darbringung des Chagiga-Opfers (Feiertagsopfer).11
Wir freuen uns darüber, Juden zu sein, die eine besondere Thora haben. Wir freuen uns darüber, ein besonderes Verhältnis zu G-tt zu haben, weil wir Seine Kinder sind.
Wir freuen uns darüber, mit G-tt zu tun haben zu dürfen, indem wir Seine Thora lernen und seine Mitzwot erfüllen.
(Likutej Sichot, Band 29, Seite 232)
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