Rosch HaSchana betont die Gewichtigkeit der Mitzwot des Juden. Deshalb wurde Rosch HaSchana am Tag der Schöpfung des Menschen festgelegt (1. Tischrej), welche der sechste Schöpfungstag ist und nicht am ersten Schöpfungstag (25. Elul). Dies bekräftigt, dass die gesamte Schöpfung erst durch die Erschaffung des Menschen Sinn macht, dessen Aufgabe es ist, G-tt zu dienen. Der G-ttesdienst des Menschen ist so gewichtig, dass dafür G-tt die gesamte Schöpfung kreierte und sie am Leben hält! Dies erkannte bereits der erste Mensch, als er sagte:1 Kommt, wir wollen uns niederwerfen, uns vor Ihm verneigen, lasst uns niederknien vor G-tt, unserem Schöpfer!2

Deshalb krönen wir G-tt zu Rosch HaSchana zum König. Wir werden uns unserer Bestimmung bewusst; nämlich, dass wir Knechte sind, die über sich einen Herrn haben, Der von uns möchte, dass wir Ihm aus ganzem Herzen dienen. Sobald wir in unsere Rolle als Knechte G-ttes schlüpfen, schlüpft auch G-tt in Seine Rolle als König und sorgt sich um seine Knechte, indem er ihnen ein gesegnetes Jahr in allen Belangen gibt.

Welche Welt ist die Hauptsache?

Wie gewichtig der G-ttesdienst des Menschen ist, verdeutlicht noch mehr die Lehre der Chassidut bei ihrer Analyse bezüglich dem Sinn der Welterschaffung. Wenn wir unsere Welt betrachten, die wegen ihrer physischen Zusammensetzung sehr begrenzt und vergänglich ist, tritt sofort die Frage auf, weshalb doch G-tt es für notwendig sah, diese materielle niedrige Welt zu erschaffen? Über dieser Welt gibt es noch unzählige spirituelle, g-ttliche Welten. Wozu dann diese niedrige Welt?

Die Lehre der Chassidut erklärt,3 dass diese Welt, obwohl so niedrig, keinesfalls für die spirituellen Welten (wie den Garten Eden) erschaffen wurde, als ob sie die Hauptsache wären. Denn auch die spirituellen Welten sind für G-tt ein Abstieg. Wären sie die Hauptsache, würde auch über sie die Frage auftreten: Wozu erschuf G-tt diese niedrigen Welten? Sie sind zwar höher als unsere Welt, doch für G-tt ist auch die spirituellste Welt sehr niedrig. Deshalb spielt das Niveau der Welt für G-tt bei Seiner Entscheidung, welche Welt Er als die Hauptsache ansieht, überhaupt keine Rolle. Denn im Vergleich zu Seiner Größe sind alle Welten gleich.

Diese Welt, dieses Geschöpf

Welche Welt ist es nun, die G-tt ausgewählt hat, dass sie für Ihn die Hauptsache sei? Erklärt die Lehre der Chassidut, dass es unsere niedrige Welt ist. Und alle spirituellen Welten wurden nur erschaffen, damit unsere Welt entstehen und der Mensch seine Aufgabe, G-tt zu dienen, erfüllen kann.

Hier kommt die enorme Rolle des Menschen im g-ttlichen Plan zum Ausdruck. Da für G-tt diese Welt die Hauptsache ist, werden auch der Mensch und sein Dienst zur Hauptsache für G-tt, welcher dazu auserwählt wurde, G-ttes Plan zu verwirklichen. Dies tut er, indem er G-tt zum König krönt und Seinen Willen erfüllt, die Thora lernt und die Mitzwot vollbringt. Dadurch bringt er G-ttes Gegenwart in diese niedrige Welt und erfüllt somit den Sinn der gesamten Schöpfung aller Welten, sowohl dieser Welt, als auch der oberen Welten.

König über alle

Zur vollkommenen Erlösung wird dieses Ziel erreicht sein.4 G-ttes Gegenwart wird dann für alle Geschöpfe allgegenwärtig sein und sie alle werden sein Königtum akzeptieren. Deshalb beten wir zu Rosch HaSchana für die Vollkommenheit der Welt zur endgültigen Erlösung: „Regiere mit Herrlichkeit über die gesamte Welt“, „Erscheine in Deinem Glanz und Deiner Stärke allen Bewohnern der Erde“ usw.

Aus all dem sehen wir, wie gewichtig unsere Mitzwot sind! Alle Weltensysteme wurden nur dafür erschaffen! Alle Welten, alle Seelen und alle Generationen seit der Schöpfung sind auf die Mitzwot des jüdischen Volkes angewiesen, welche allein das Schöpfungswerk zu seiner Bestimmung führt und es vollendet. Sie alle warten auf unsere Mitzwot und womöglich auch nur auf eine einzige weitere Mitzwa, wie Rambam schreibt: „Die Welt ist wie eine ausgeglichene Waage und bereits eine einzige Tat entscheidet alles!“5

(Hitwaadujut, Jahrgang 5747, Band 1, Seite 34)