Dicke Bände von Erzählungen und reiche Schätze an Schilderungen von Chassidus, die auf uns durch Überlieferung von Mund zu Mund gekommen sind, berichten uns von unserem heiligen Rabbi, dem Enthüller des allgemeinen Chassidismus, unserem Führer und Lehrer, Rabbi Israel Baal Schem Tow und dessen Schüler, unserem heiligen Lehrer und Magid (Prediger) aus Mesritow und von meinem heiligen Ahnen, dem alten Rabbi, dem Begründer der Chabadlehre, das Andenken des Heiligen und Gerechten sei gesegnet, Ihre Verdienste mögen uns und unseren Brüdern beistehen. Die Erzählungen bezeugen die Vorliebe unserer heiligen Lehrer und Führer für die Einfachheit und Schlichtheit im G-ttesdienste des jüdischen Menschen.

An einem Sommertage sass mein Ahne, der Verfasser des Responsenwerkes (Zemach Zedek), der bekannt war als eine Grösse auf talmudischem Gebiet und die ganze Kabbala und die Schriften des Rabbi Jizchok Luria (Ari) beherrschte – nachdem er die ganze Nacht gelernt und nach Morgengrauen einige Stunden im Gebet nach den Auslegungen des Ari verbracht hatte, angetan in Tallis (Gebetmantel) und Tefilin (Gebetriemen) fastend in das Thoralernen vertieft.

Es war ein Markttag und zwei Dorfbewohner aus der Umgebung von Lubawitsch, Reb Binjomin Benisch und Reb Jizchok Schoul, beide sehr einfache aber g-ttesfürchtige Menschen, kamen beide auf einem Wagen nach Lubawitsch.

Reb Binjomin Benisch hatte seine Geschäfte abgewickelt und da es noch heller Tag war, ging er in das Bethaus, um dort zu warten, bis Reb Jizchok Schoul seine Waren verkauft haben und im Vorbeifahren mit seinem Wagen an das Bethaus kommen werde, um das Nachmittagsgebet zu verrichten und um dann mit ihm gemeinsam den Heimweg anzutreten.

Reb Binjomin Benisch betrat das Bethaus und da er nur ein einfacher Mensch war, der nicht lernen konnte, zog er aus seiner Tasche das Buch der Psalmen und fing an die Psalmen mit einer herzlichen Stimme zu rezitieren. Mein heiliger Urgrossvater in Tallis und Tefilin gehüllt, war in seinem Studium sehr vertieft und bemerkte erst nach einiger Zeit, dass jemand aus tiefstem Herzen Psalmen betete, bis seine Seele fast verging. Da wendete sich der heilige Verfasser des «Zemach Zedek», um zu sehen wer das sei und weinte bitterlich darüber, dass er die Einfalt und Schlichtheit, wie sie dieser Dorfmann besass, nicht erreichen konnte.

Unterdessen trat einer der hervorragendsten Anhänger seines Schwiegervaters, Reb Efraim Joffe aus Kapust ein und zu diesem sagte mein Ahne, der Verfasser des «Zemach Zedek»: «Ach könnte ich doch nur einen einzigen Vers in solcher Schlichtheit hersagen, wie es Reb Binjomin Benisch tut.»

«G-tt ist allen nahe, die ihn rufen, all denen, die ihn in Wahrheit anrufen.»