Darf sich ein Nicht-Jude dem Kabbalastudium widmen? Obwohl sich die Tora, die uns am Berg Sinai gegeben wurde, primär auf Juden bezieht, beinhaltet sie auch einen Gesetzeskodex für die ganze Menschheit, d.h., die Tora enthält Anweisungen für Juden und Nicht-Juden. Der Gesetzeskodex für Nicht-Juden wird nach dem Biblischen Noach „Noach’s Kodex“ genannt. G-tt hat Adam sechs Gebote gegeben: Diene keinen Götzen, betreibe keine G-tteslästerung, töte nicht, stiehl nicht, brich nicht die Ehe, stell ein Gerichtssystem auf. Ein siebtes Gebot, welches das Verzehren der Gliedmassen eines lebenden Tieres verbietet, wurde Noach später gegeben. Zusammen stellen diese sieben Gebote Noach’s Gesetzeskodex dar, da alle Menschen heutzutage Nachkommen des Noach sind. Maimonides hat entschieden, dass ein gerechter Nicht-Jude, der Noach’s Gesetzeskodex hält, weil G-tt es von ihm verlangt, einen Platz in der zukünftigen Welt zugesichert bekommt.
Eines der sieben Gesetze verbietet Götzendienst. In Talmudischen Kommentaren wird diskutiert, ob dieses Verbot nur Götzendienst betrifft oder ob es sich auch auf Schituf (Partnerschaft) bezieht und eine Art Dualismus innerhalb G-ttes beinhaltet. Alle sind sich jedoch einig, dass Nicht-Juden eine verfeinerte Wertschätzung des Monotheismus und seiner verwandten Konzepte wie G-ttliche Vorsehung und Allwissenheit anstreben sollten. Dies setzt voraus, dass man sich regelmäßig mit den Prinzipien und Details monotheistischen Glaubens beschäftigt.
Im Talmud steht geschrieben, dass die sieben universalen Gesetze allgemeine Prinzipien darstellen, die in dreißig Einzelheiten unterteilt sind. Diese werden in der Encyclopaedia Talmudit im Anhang über die Benei Noach aufgezählt. Im Talmud steht weiter, dass ein Nicht-Jude, der Noach’s Gesetzeskodex studiert, sich denselben hohen Status verdient wie der Hohepriester, der den innersten Raum des Heiligtums betritt. Wenn ein Nicht-Jude die sieben Gebote vollkommen erfüllen möchte, dann muss er auch die Einzelheiten sehr wohl kennen. Um die fundamentalen Prinzipien des Monotheismus zu verstehen, kann ein Nicht-Jude bestimmte Kabbalistische Texte studieren. Der Abschnitt Schaar HaYichud WeHaemuna (Tor der Einheit und des Glaubens) in Tanja wäre z.B. dafür angemessen. Im Talmud wird jedoch davor gewarnt, dass Nicht-Juden andere Teile der Tora lesen. Man sollte daher eine kompetente rabbinische Autorität konsultieren, um herauszufinden, welche Traktate für die Nachkommen Noach’s angemessen sind.
Zusammenfassend kann man sagen, dass ein Nicht-Jude Chassidische oder Kabbalistische Texte lesen und studieren kann, die eines der sieben allgemeinen Gesetze oder ihre Ableitungen erklären. Nicht-Juden, die mit jüdischen Organisationen Kontakt aufnehmen, um sich über Kabbala und jüdischen Mystizismus zu informieren, sollten Informationen über Noach’s Gesetzeskodex erhalten, denn Maimonides hat entschieden, dass Juden ihre Umwelt soweit wie möglich beeinflussen sollten, den Gesetzeskodex von Noach zu befolgen. Je mehr wir uns der Messianischen Zeit nähern, um so häufiger wird dieses Phänomen vorkommen, bis die ganze Welt das Wissen um G-tt suchen wird. Juden sollten eine führende Rolle in der Verbreitung von Noach’s Gesetzeskodex spielen. Dabei sollte ganz deutlich gemacht werden, dass es uns nicht darum geht, Nicht-Juden zum Judentum zu konvertieren, und dass Proselytenmachen niemals ein Ziel des Judentums war.
Die Juden sollten die Führerrolle als „das Volk der Priester und einer heiligen Nation“ akzeptieren, die ihnen vor Sinai gegeben wurde. Die Idee des „Volkes der Priester“ bedeutet nicht, dass jeder Jude ein Kohen ist. Es bedeutet vielmehr, wie gesagt, dass jeder Jude eine „priesterliche Funktion“ erfüllt. Die Funktion eines Priesters ist es, den Menschen G-tt, und G-tt den Menschen, nahe zu bringen. Gleichermaßen ist jeder Jude verpflichtet, G-tt zur Welt, und die Welt zu G-tt, zu bringen.
Eines der natürlichen Gesetze ist es, dass G-tt eine Abgrenzung zwischen Juden und Nicht-Juden angebracht hat. Wenn wir Juden versuchten, uns zu assimilieren bzw. die Nicht-Juden nachzuahmen, dann lehrte uns die Geschichte immer wieder, dass die Nicht-Juden uns Juden an unsere Herkunft erinnert haben, und zwar stets mit schmerzhaften Konsequenzen.
Deshalb sollten wir nie vergessen:
Unser Volk wird nur den Respekt der anderen Völker gewinnen, wenn wir die Anweisungen der Tora ganz und gar befolgen. Dadurch erfüllen wir gleichermaßen auch unsere priesterliche Funktion.
Zur Zeit gibt es eine weitverbreitete Bewegung der Nachkommen Noachs. Tausende Nicht-Juden entdecken den Glauben Noachs wieder. Die jüdische Welt muss diese Herausforderung annehmen und Materialien für die Verbreitung in der nicht-jüdischen Welt vorbereiten. Nicht-Juden, die mehr über Kabbala wissen möchten, sollten mit einer dieser Organisationen Kontakt aufnehmen, um von ihnen in die richtige Richtung gelenkt zu werden. Dort erhalten die Nicht-Juden klare Richtlinien in Bezug auf das Studium des jüdischen Gesetzeskodex’, des universellen Kodex’ und seiner mystischen Dimension.
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