Auszüge aus einer Rede des Nobelpreisträgers Elie Wiesel vom 7. April 1992, bei einem Kongressdinner in Washington zu Ehren des 90 Geburtstages des Rebben.

Einige von ihnen wissen von meiner Bewunderung, nicht nur für den Rebben, sondern auch für seine Erziehung und seine Arbeit. Die Tatsache, dass er genau wusste, wen wohin zuschicken, zu den Enden der Welt, nur um ein Wort des Glaubens oder des Gesetzes der Jugend zu überbringen, die sonst verloren wäre, ist für mich ein Element, dass einer ganzen Generation Hoffnung bringt.

Als ein Chassid, kann ich ihnen heute Abend eine chassidische Geschichte erzählen. Sie handelt von einem sehr großen chassidischen Meister mit dem Namen Reb Naftoli von Ropschiz. Er war ein sehr guter Redner mit einem guten Sinn für Humor. An einem Schabbat Hagdol, kam er von der Synagoge zurück. Dem Brauch nach muss der Rabbi an diesem Schabbat eine Rede über das Spenden halten, und über die Wichtigkeit arme Juden zu unterstützen, so dass sie genug Geld erhalten, um den Seder zu feiern.

Als er nach Hause kam, fragte ihn seine Frau „Nu, wie war es?“ Er antwortete „Es war okay“.

„Nu hast du was erreichen können?“ Er sagte „nur die Hälfte“.

„Was soll das bedeuten?“

„Ich konnte die Armen überzeugen, etwas anzunehmen“.

Der Rebbe überzeugt die Reichen zu geben, die Lehrer zu lehren und die Studenten zu studieren.

Der Rebbe hat Sachen geschafft, von denen normale Menschen nicht einmal träumen.

Wie kann man Größe messen? Ich meine, mit welchen Kriterien bewertet man menschliche Größe?

In dem Fall des Lubawitscher Rebben, ist die Antwort einfach.

Ich kenne niemanden, der nach einem Jechidus (einem privaten Treffen mit dem Rebben) nicht zutiefst berührt, wenn nicht verändert worden ist.

Ich hoffe, dass ich mich immer daran erinnern werde, was ich fühlte als ich ihn vor ca. 30 Jahren zum erstenmal in seinem Studienzimmer traf, und was wir uns sagten. In seiner Gegenwart läuft die Zeit anders. Man fühlt sich inspiriert, geprüft, und man strebt nach dem Sinn, der zum eigenen gemacht werden sollte. In seiner Gegenwart ist nichts oberflächlich, nichts künstlich. In seiner Gegenwart findet man Kontakt zu seinem eigenen Gleichgewicht.

Aber was so besonders am Rebben ist, ist, dass nicht nur die, die ihn getroffen haben beeinflusst wurden, sondern selbst die Menschen die ihn nie trafen.

Irgendwie strahlt die Anwesenheit, dieses Mannes in unserer Mitte, eine Emanation mystischer Art aus, die Menschen berührt, die nie von ihm gehört haben. Das ist es vielleicht mehr als alles andere was den Rebben so einzigartig macht.

Dank seines Einflusses, seiner Präsenz, ist das jüdische Bewusstsein und die jüdische Erziehung auf jedem Kontinent beispiellos gestiegen. Gibt es einen Platz unter der Sonne, an den die Chabad-Gesandter nicht seine Botschaft von Toleranz, die tief in Ahawas Jisroel gewurzelt ist - die Liebe für Israel und damit auch für die ganze Menschheit - getragen haben?

Wo auch immer Juden wohnen und arbeiten, irgendwie kommen sie mit dem Rebben in Kontakt.

Ihm zum Dank, kann ein Jude, egal wo, fühlen, dass er oder sie zu einem alten Volk gehört, dessen Tradition der Größe ihrer Aufgabe Vorrang über den Zwang ihrer Voraussetzungen gibt.

Dank dem Rebben, wird ein Jude ein besserer Jude und damit ein besserer Mensch, der seine Mitmenschen menschlicher und großmütiger macht.

Darin liegt auch die Größe des Rebben.

Einige von uns können Glücklich sein, wir hörten seine Unterrichte, lernten mit ihm und sangen mit ihm. Wir sahen ihn mit seinen Schülern, wir sahen seine Errungenschaften.

Darum fühle ich mit großer Hingabe und Bewunderung, dass wir unsere Gläser erheben sollen und ausrufen „L´Chaim“ zu dem Admor (Meister, Lehrer und Rabbi) dieser Generation, dessen Leben ein Segen für so viele von uns war, ja für ganz Israel und die ganze Welt.

So, was können wir dem Rabbi in Brooklyn sagen, außer dass wir deine Schüler sind und wir dir folgen, denn genau wie du, glauben wir ans Gebet und ans Lernen. Wir glauben, dass das Gebet eine Verbindung zwischen einem Menschen und dem zweiten schafft. Wir glauben, dass das Lernen eine Verbindung zwischen einer Generation und der zweiten schafft.

Und wir glauben an ein zusätzliches Maß Solidarität, das immer vorhanden sein muss, egal was wir für uns selbst, unser Volk oder für andere tun…