Die Welt an der Nase herumzuführen, ist eine Sache; sich selbst irrezuführen, dazu gehört nicht viel. Du bist ein Narr, wenn du dich selbst irreführst - denn einen Narren kam jeder an der Nase herumführen.


Die Menschen glauben, daß man Felsen zermahlen und Berge versetzen muß, um zur Wahrheit zu gelangen. Das stimmt nicht. Wahrheit heißt, mit Aufrichtigkeit zu G-tt zu sprechen, die Thora zu studieren im Bewußtsein, daß sie etwas G-ttliches ist, und dem Nächsten mit allen Kräften zu helfen. Man findet Wahrheit in den kleinen Dingen.

Man braucht nur etwas Dynamit und einige Bulldozer, um einen Berg zu bewegen. Doch um auch nur eines der kleinen Dinge zu tun, muß man vielleicht ein ganzes Leben lang an sich arbeiten.


Es gibt viele Wahrheiten. Jedes Wesen und jedes Partikel des Universums hat seine eigene Wahrheit - denn alles spiegelt seinen Meister auf eine andere Weise wider.

Die Wahrheit zu suchen bedeutet mehr, als die eigene Wahrheit zu finden. Es bedeutet, eine Wahrheit zu finden, die sowohl für dich als auch für den Nächsten etwas taugt, jetzt und immer, hier und überall, für den Körper und die Seele, für den Weisen und das kleine, unschuldige Kind.

Je höher die Wahrheit, desto weniger Grenzen kennt sie.


Alles, was existiert, ist dein Schöpfer und du.

Alles andere ist nur ein «Interface», ein Verbindungsstück.


Bei allem, was deine Welt bestimmt, geht es nur darum, wie du mit deinem Schöpfer verbunden bist. Alles, was dir begegnet, stellt eine Aufgabe für dich dar:

- Eine Verbindung, die du aufnehmen sollst.
- Eine Trennung, die du vermeiden sollst.
- Neutraler Boden, der darauf wartet, daß du ihn in eine Verbindung zu G-tt transformierst.

Wenn irgend etwas nicht Teil deines Lebensziels wäre, würde es in deiner Welt nicht existieren.


In deiner Welt gibt es nur deinen Schöpfer und dich. In der Welt deines Nachbarn gibt es nur seinen Schöpfer und ihn. Und seine Welt ist genauso wahr wie deine. In der Welt einer Kuh gibt es nur ihren Schöpfer und sie. Dasselbe gilt auch für ein Insekt, eine Pflanze, sogar für einen Stein. Das Bewußtsein jedes Wesens bildet eine eigene Welt. Und jede Welt ist wahr.

Daß du dies erkennst, ist auch ein Teil deiner Welt: Das Wissen darum, daß du in der Welt des anderen nur ein Zubehörteil bist, ein «Interface» oder Verbindungsstück, durch das er sich mit seinem Schöpfer verbindet. Jetzt weißt du immerhin, wie du in seine Welt eintreten sollst.

Wie findest Du den Mittelpunkt der Oberfläche einer Kugel heraus? Jedes lndividuum ist der Mittelpunkt einer ganzen Welt.


Die Welt ist ein Ort der ständigen Veränderung und der Ruhelosigkeit. Jeder Zeitpunkt ist anders als der vorherige und der folgende. Jeder Punkt im Raum ist seine ganz eigene Welt, mit seinen eigenen Bedingungen und seinem eigenen Zustand des Seins. Diese Welt ist eine Welt der Fragmente, die ständig in einem anarchisch anmutenden Verkehrsgewühl herumrasen.

Sehen wir uns unser eigenes Leben an. Wir tun so viele Dinge nacheinander - ohne jede offensichtliche Verbindung zwischen ihnen. Innerer Frieden herrscht, wenn sich jeder Teil von dir und jede Facette deines Lebens in dieselbe Richtung bewegen. Wenn du deinem Lebensziel folgst, erfährst du Frieden.


Das Licht wurde verborgen. Aber die Quelle des Lichts nicht. Die Quelle des Lichts ist überall.


Das höchste Gebet ist das Gebet eines kleinen Kindes.

Wir beten zu irgendeiner erhabenen Vorstellung des Unendlichen Lichts oder des Eigentlichen Seins oder ...

Das Kind jedoch hat keine Vorstellung. Es betet einfach zu G-tt. Wenn du morgens deine Augen öffnest, bist du ein neugeborenes Kind. Genau dann begegnest du G-tt von Angesicht zu Angesicht. Wahrend dein Gehirn allmählich zu arbeiten beginnt, bewahre diese Begegnung in dir.


Es gibt einen G-tt, der im Kleinen entdeckt wird, es gibt einen G-tt, der im Großen erfahren wird, und es gibt etwas, das weit darüber hinausreicht. Du betrachtest die Welt und siehst, daß es Leben in ihr gibt. Du schließt daraus, daß es eine harmonische Kraft innerhalb der Schöpfung gibt.

Du betrachtest die Welt erneut und erkennst, daß der Schöpfer keine Begrenzungen haben kann - Er muß ein unendlicher G-tt sein -, und daraus schließt du, daß G-tt über alle Dinge, die du kennst, gänzlich hinausgeht.

Aber beide Wege definieren G-tt anhand von Dingen, die du kennst - ob du Ihn nun in diesen Dingen findest oder ob du entdeckst, daß Er keines dieser Dinge ist und sie alle transzendiert. So weit reicht unser Verstand. Er kann immer weiter nach oben greifen, bis in alle Ewigkeit, und Ihn doch nie erreichen.

Tief im Inneren gibt es jedoch das Wissen um ein Sein, das nicht festgelegt ist, weder durch das, was es ist, noch durch das, was es nicht ist. Wie der Sohar sagt: «Kein Gedanke kann Ihn erfassen. Und doch wird Er in den innersten Bewegungen des Herzens erkannt.»


Ein scharfer Verstand wird für sich selbst eine eigene Wahrheit finden. Ein demütiger Geist wird eine Wahrheit finden, die größer ist als er selbst. Wahrheit ist nicht der Besitz von Intellektuellen, sondern von jenen, die wissen, wie sie ihrem eigenen Ich entkommen können.

Viele Dinge sind im Geiste wahr, doch ihre Wahrheit erweisen müssen sie hier auf Erden.


Kein Mensch kann für sich in Anspruch nehmen, die höchste Wahrheit erlangt zu haben, solange es noch einen anderen gibt, der sie nicht erlangt hat. Die höchste Wahrheit ist ein unbegrenztes Licht - und wenn es unbegrenzt ist, wie könnte es dann in der Welt des einen Menschen scheinen, aber nicht in der Welt des anderen?