Die Feier, die das Wasseropfer begleitete, wurde simchat beit ha scho’ewa genannt, „Feier des Ortes, an dem Wasser geschöpft wird“. Das Wasser für das Opfer auf dem Altar wurde den Quellen von Schiloach entnommen. Dieses Wasser nannte man „Wasser der Erlösung“ nach dem Vers Und ihr sollt fröhlich Wasser schöpfen aus den Quellen der Erlösung (Jeschajahu 12:3). Die Könige des Hauses David wurden an diesen Quellen gesalbt, und von ihnen kommt Israels Erlösung.

Aber es gehörte mehr zur Zeremonie als das Wasserschöpfen. Wer Zeuge der Freude war, die mit dem Ausgießen des Wassers einherging, war glücklich und entspannt. Der Talmud Jeruschalmi (Sukka 5:1) schreibt dazu:

„Warum wird die Feier beit ha-scho’ewa (Ort des Schöpfens) genannt? Weil wir von dort den Geist der Heiligkeit schöpfen ... Jona ben Amitai war einer der Pilger, die zum Fest nach Jerusalem gingen. Er ging zum simcha beit ha-scho’ewa, und der Geist der Heiligkeit ruhte auf ihm, und er wurde ein Prophet.“ Daraus lernen wir, dass der Geist der Heiligkeit nur auf einem Menschen ruht, dessen Herz mit Freude erfüllt ist.

Die Weisen erzählen (Sukka 51a): Wer die Feier am beit ha-scho’ewa nicht erlebt hat, der hat nie wahre Freude gesehen. Am Abend nach dem ersten Festtag gingen die Kohanim und Levijim in den Hof der Frauen (des Beit Hamikdasch) und verschönerten ihn.

Sie befestigten metallene Streben an den Wänden, an den Plätzen, die sie zu diesem Zweck vorbereitet hatten. Dann legten sie Holzbretter auf die Streben. So machten sie drei Balkone im Süden, Osten und Norden des Hofes. Diese Balkone benutzten die Frauen. Die Männer standen unten im Hof (von den Frauen getrennt), damit es keine Anzüglichkeit gab.

Der ganze Hof war nur hundertsiebenundachtzig Amos lang und hundertfünfunddreißig Amos breit. Dennoch drängten sich wie durch ein Wunder Tausende von Menschen in ihm.

Man stellte goldene Lampen in den Hof, jede fünfzig Amos hoch (manche sagen, hundert Amos hoch). Jede Lampe hatte oben vier goldene Schalen, die mit Öl und Dochten gefüllt wurden, und an jeder waren vier Leitern befestigt, eine für jede Schale, und vier junge Kohanim bestiegen die Leitern mit Gefäßen, die dreißig Lug Öl enthielten, das sie in die Schalen gossen.

Man benutzte dicke Dochte, damit die Lampen starkes Licht ausstrahlten. Die Dochte bestanden aus den abgetragenen leinenen Hosen und Gürteln der Kohanim. Wenn die Lampen angezündet waren, gab es in ganz Jerusalem keinen Hof, den das Licht des beit ha-scho’ewa nicht erhellt hätte, denn der Beit Hamikdasch stand auf dem höchsten Berg Jerusalems, und die Lampen waren hoch und überragten die Mauern des Tempelhofes. Das Licht war so hell, dass eine Frau nachts in ihrem Hof Getreidekörner verlesen konnte.

Fromme und wohltätige Männer tanzten vor denen, die sich zum Fest versammelt hatten. Sie hielten Fackeln in den Händen, sangen und priesen G-tt ... und während die Weisen Israels sowie seine Hochgestellten und Frommen im Hof feierten, standen die Levijim unten auf den fünfzehn Stufen, die vom Hof der Israeliten zum Hof der Frauen führten, und auf dem Pflaster zwischen jeder Stufe und spielten Harfe, Leier, Zimbel, Trompete und andere Instrumente.

Zwei Kohanim standen mit Trompeten in den Händen am Tor, das den Hof der Israeliten vom Hof der Frauen trennte. Wenn der Hahn krähte und damit verkündete, dass es beinahe Morgen war, bliesen sie eine Tekia, eine Terua und noch eine Tekia ... Wenn sie (die Kohanim, die Wasser für nisuch ha-majim schöpften) im Hof ankamen, bliesen sie noch eine Tekia, Terua und Tekia.

Sie bliesen ihre Trompeten, bis sie das Tor erreichten, das nach Osten geht. Wenn sie dort waren, wandten sie sich nach Westen und sprachen: „Unsere Väter, die an diesem Ort standen, wandten den Rücken nach Westen und das Gesicht nach Osten und warfen sich nach Osten, wo die Sonne war, zu Boden. Doch unsere Augen sind G-tt zugewandt.“ R. Jehuda sagt: „Sie wiederholten den Satz ,Wir gehören G-tt, und unsere Augen gehören G-tt.’“

Die Rabbis lehrten: Einige von ihnen sagten: Glücklich sind unsere jüngeren Jahre, wenn wir uns ihrer im Alter nicht schämen müssen. So sprachen die frommen und mildtätigen Männer. Andere sagten: Glücklich sind unsere späteren Jahre, denn sie sühnen die früheren. So sprachen die Reumütigen. Und beide sagten: Glücklich ist, wer nicht gesündigt hat, und wer gesündigt hat, soll bereuen, damit ihm vergeben werde.

R. Jehoschua ben Chanina sagte: Wenn wir beim simchat beit ha-scho’ewa jauchzten, bekamen unsere Augen keinen Schlaf. Wie war das möglich (warum dauerte es so lange)? Die erste Stunde des Tages war das tägliche Morgenopfer.

Danach beteten wir, dann brachten wir die zusätzlichen Opfergaben des Festes in den Studiersaal, dann aßen und tranken wir, darauf folgte Mincha, dann das tägliche Nachmittagsopfer und schließlich simchat beit ha-scho’ewa.