Jeder Mensch hat Verdienste aber auch Schuld. Sind die Verdienste größer als die Schuld, so spricht man von einem Zaddik - einem Gerechten. Ist die Schuld größer als die Verdienste, so nennt man ihn Rascha - einen Bösen. Ist beides im Gleichgewicht, so spricht man von einem Bejnoni - einem Mittelmäßigen.
Das gleiche gilt auch für Länder. Sind die gemeinsamen Verdienste der Bewohner größer als ihre Schuld, ist es ein gerechtes Land. Ist die Schuld größer als die Verdienste, ist es ein schändliches Land. All dies bezieht sich auch auf die ganze Welt.
Das Ausschlaggebende ist hierbei nicht das Zahlenmäßige, sondern das Ausmaß des Guten und des Bösen. Es gibt Verdienste, die schwerer wiegen als eine große Anzahl von Sünden. Aber auch umgekehrt kann eine Schuld schwerwiegender sein als viele Verdienste. Nur G-tt, dessen Wissen allumfassend ist kann entscheiden, welche Wertmaßstäbe anzulegen sind, wenn es darum geht, Schuld und Vergehen abzuwägen.
Darum sollte sich jeder Mensch während des ganzen Jahres so betrachten, als sei er halb schuldig und habe verdienstreich. Auch die Welt sollte er betrachten. Wenn er sich dann durch irgendeine Tat schuldig macht, so hat er nicht nur die Waagschale seines eigenen Schicksals belastet, sondern die der ganzen Welt, und könnte so deren Zerstörung verursacht haben, genau wie den Verlust seines eigenen Lebens. Hat er hingegen eine Mizwa erfüllt, so ist es möglich, dass er das Zünglein an der Waage für sich selbst und für die ganze Welt entscheidend bewegt hat, und zu seiner Errettung, so wie auch zur Rettung der ganzen Welt beigetragen hat.
So steht geschrieben: "... und der Gerechte ist der Grundpfeiler der Welt" (Mischlej 10:25). Wer das Rechte tut, hat für die ganze Welt Verdienst errungen und sie gerettet (Maimonidis Hilchot Tschuwa Kapitel 3:1-5).
ב"ה
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