Mohn Ostland hat insgesamt 11 Jahre im Gefängnis verbracht wegen seiner Drogenabhängigkeit.
Er hat einfach alles gestohlen, was ihm in die Quere kam, um seine Sucht zu finanzieren. Vor vier Jahren stieß er auf das jüdische ‚Zentrum für Drogenentwöhnung’ in Los Angeles. Heute ist Ostland selbst dort angestellt. Entwöhnt und selbstbewusst, macht er im Rahmen seiner Arbeit auch Bankeinlagen für das Zentrum.
In einem großen, nichtssagenden Gebäude beherbergt das Zentrum eine Entwöhnungsstation mit 42 Betten und ein angeschlossenes Wohnheim für Rekonvaleszente. Die Patienten kommen von überall, aus den USA, Kanada und Südamerika, um hier den Ausbruch aus der Substanzabhängigkeit zu versuchen. Woher auch immer sie kommen, die Reise zahlt sich aus - das Zentrum hat eine sensationelle Heilungsrate von mehr als 90 Prozent. In 25 Jahren hat es mehr als ein paar John Ostlands produziert.
Aber zu dieser international einzigartigen Erfolgsrate hat die Institution erst in den letzten drei Jahren gefunden - durch den Erwerb des neuen Gebäudekomplexes. Jetzt können die Patienten wesentlich effizienter betreut werden: Einerseits in der Abteilung für die ersten Stufen der Heilung, und danach im Wohnprogramm für „Absolventen”, die weiterhin vom Programm betreut werden, während sie in die Gesellschaft zurückkehren.
Initiator und bis heute Leiter des Programms ist Rabbi Yossi Cunin. Er führt den enormen Erfolg auf das über Jahrzehnte entwickelte Entwöhnungsprogramm zurück: Ein 3-Stufen-Programm zur Entwöhnung, ein 12-Stufen-Programm zur sozialen Rehabilitation im Rahmen eines Wohnheimes, und daneben ein Programm zur „persönlichen Entwicklung” unter fachmännischer Betreuung.
„Ich komme vor allem vorbei, um mich mit den Insassen zu unterhalten, um diesen Menschen das Gefühl zu geben, dass sie der Welt draussen etwas bedeuten”, sagt Cunin. „Und natürlich geht es oft um Fragen nach einer positiven Richtung im Leben, wo das Judentum sehr praktische Ansätze anzubieten hat.”
Er fügt hinzu, dass das Programm ursprünglich mit der Absicht gestartet wurde, Entzugspatienten ausschließlich seelsorgerisch zu betreuen. „Wir von Chabad wollten den Leuten die Möglichkeit geben, in einer unheimlich schwierigen Phase ihres Lebens, geistige Aspekte zum Ausdruck zu bringen. Wir erkannten jedoch bald, dass eine Trennung zwischen dem klinischen Teil und der religiösen Betreuung nicht empfehlenswert ist. Unser Lösungsansatz verbindet also eine professionelle Therapie mit den Werten des Judentums ... wir versuchen, Körper und Seele zu heilen.”
Verantwortlich für die Therapie ist die klinische Direktorin Donna Miller. Sie leitet individuelle Therapie- Sitzungen mit den Patienten, mit Betonung auf, wie sie es nennt, „persönliche Entwicklung”.
„Es geht dabei um Werte, und um die Leere, welche die Drogen bisher gestopft haben.”, erklärt sie. „‚Wozu sind wir auf dieser Welt?’ frage ich meine Patienten. ‚Für die Party, um das Mädchen zu kriegen, um den Porsche zu kriegen? Oder sind wir hier für einen anderen Zweck?’”
„Und hier kommen viele Werte der Tora ins Spiel, denn die können dem Menschen eine gute, positive Richtung vorgeben. Wir sind auf dieser Welt, sagt die Tora, um uns selbst moralisch weiter zu entwickeln und anderen zu helfen. Wie macht man das? Durch Taten der Güte und gute, positive Kommunikation”, führt Miller aus.
Die Therapie-Sitzungen haben Erfolg gezeigt, unabhängig vom jüdischen background des Patienten. „Ich lasse diese Werte in die Therapie einfließen.” sagt Miller „denn sie sind lebensnah und flexibel genug, um jedem Menschen mit seiner individuellen Problematik zu helfen.” Aber das Zentrum behandelt auch nicht-jüdische Patienten. „Wichtiger als das Ritual sind hier klare ethische Richtlinien und der Fokus auf eine produktive Einstellung zum Leben.” fügt Miller hinzu.
Die dritte Figur im „Triumvirat der Entwöhnung” ist Eitan Garbi, der die Patienten nach der ersten Phase der Entwöhnung zurück ins normale Leben führt, ein Weg, den er selbst gegangen ist.
Mit seiner starken Sonnenbräune und der offenen, legeren Art wirkt Garbi eher wie ein Surf-Lehrer als der fürsorgliche Betreuer, den die Bewohner beschreiben. Geboren in Israel, kam Garbi 1974 nach Los Angeles, wo er eine florierende Import- Export Firma aufbaute. Er lebte in einer luxuriösen Villa in Beverly Hills, seine Leidenschaft waren schnittige Sportwagen.
Aber als er durch einen Freund Bekanntschaft mit Kokain machte, entdeckte er die Tiefen der Abhängigkeit. 12 Jahre lang spann er die Spirale der Sucht, verlor seine Firma und seine Familie, und wiederholte während all dieser Zeit die beliebte Lüge: „Ich nehme Drogen in Beverly Hills, also bin ich kein Junkie.” Nachdem er mit der Hilfe von Chabad sauber wurde, dachte sich Garbie, dass das Programm effektiver werden könnte mit einem angeschlossenen Wohnheim, wo die soziale und wirtschaftliche Integration gefördert wird, die seinen Worten nach unablässig ist für die nachhaltige Heilung eines Abhängigen.
John Ostland ist einer von denen, die den Ausstieg geschafft haben. „Es sind die äußeren Bedingungen und die inneren Werte, die einem hier helfen auf dem Weg aus der Sucht.” sagt er „Es gab mir das Gefühl, dass ich gebraucht werde.”
So wie viele, die bei diesem Programm mitmachen, hat Ostland andere Methoden der Entwöhnung versucht, fand aber etwas bei Chabad, das ihm schlussendlich half, sauber zu bleiben. „Mit Donna und Eitan und Rabbi Cunin ist das irgendwie wie eine Familie. Es gibt mir das Gefühl, dass ich dazu gehöre. Ich glaube heute wieder, dass ich was mit meinem Leben machen kann.”
Klinische und soziale Betreuung, in Kombination mit den Werten der Tora hilft den Patienten, ihre Abhängigkeit zu überwinden und wieder ein produktives Leben zu führen. „Nein”, sagt Ostland „Es hilft nicht nur. Es hat mich gerettet. Es hat mich wieder auf die Beine gestellt und mir mein Leben zurückgegeben.”
Abdruck mit freundlicher Genehmigung von THE JEWISH JOURNAL, Artikel von Mike Levy (Los Angeles) publiziert am 14.02.2002 unter dem Titel: Recovered Lives
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