Drei Jahre nachdem der berühmte Zaddik, Rabbi Arje Leb von Spole (einer Stadt in Weissrussland), er war auch unter dem Spitznamen “Spoler Seide (Großvater) bekannt, in der Stadt Spole wohnte, herrschte in Russland eine schreckliche Hungersnot, unter der die Juden im Lande, welche sehr arm waren, ganz besonders zu leiden hatten.

Rabbi Arje Leb, der sich stets um die materiellen Bedürfnisse unzähliger armer Familien kümmerte, war durch diese traurige Situation äusserst bedrückt und konnte keine Ruhe finden. Wochenlang ernährte er sich nur von trockenem Brot und Tee, gerade genug um am Leben zu bleiben. Er wollte damit seiner Solidarität mit der hungernden Bevölkerung Ausdruck verleihen.

Es erreichten ihn von überall her Briefe von vielen Zaddikim, welche ihn aufforderten, irgend ein Wunder zu bewirken. Rabbi Arje Leb war nämlich dafür bekannt, dass dank seiner heiligen Arbeit immer wieder Wunder geschahen.

Der Rabbi berief daraufhin eine auserwählte Gruppe von zehn großen Männer zu sich und informierte diese darüber, dass er beabsichtige, G-tt vor Gericht zu rufen, und dass sie an diesem Gericht die Richter sein sollen. Die weisen Männer begannen damit, während dreier Tage zu fasten und zu beten.

Am dritten Tag erhob Rabbi Arje Leb mit folgenden Worten Anklage: “Normalerweise, müsste der Kläger den Ort des Angeklagten aufsuchen, um ihn dort vor Gericht zu stellen, doch in unserem Fall befindet sich G-tt ja überall, also auch hier in meiner Wohnung. Deshalb kann meine Klage auch hier stattfinden. In der Tora steht geschrieben: 'Denn mir sind die jüdischen Menschen Diener (sagt G-tt).' Aus der Halacha kennen wir die Verpflichtung des Herrn, für den Lebensunterhalt seines Angestellen, seiner Frau und dessen Kinder aufzukommen. So müsste G-tt doch auch seine Diener Männer, Frauen und Kinder mit Nahrung und Kleidung unterstützen.

G-tt könnte zwar antworten, dass seine Diener ihm nicht treu sind und deshalb nicht verdienen, von ihm unterstützt zu werden. Doch erstens gibt es in der Halacha in Bezug der Behandlung eines Dieners keine Klausel die eine solche Ausnahme bestätigen würde und außerdem ist G-tt selbst dafür verantwortlich, wenn ihm seine Diener nicht so treu ergeben sind, da er ihnen den schlechten Trieb doch selber eingepflanzt hat. Ich schwöre, dass alle Kinder Israel, einmal von diesem Trieb befreit, ihrem G-tt treu dienen würden. Ich fordere deshalb im Namen aller Frauen und Kinder von G-tt, dass sich diese Situation sofort ändern möge und dass genügend Nahrung für alle da sei."

Nach kurzer Beratung akzeptierte das Gericht alle Forderungen ausnahmslos und forderte den Angeklagten auf, das Urteil zu erfüllen.

Fünf Tage später gab die russische Regierung bekannt, es seien neue Wege gefunden worden, riesige Mengen an Getreide zu sehr günstigen Preisen aus Sibirien zu importieren. Nach bekanntwerden dieser Meldung fielen sofort alle Getreidepreise auf dem Markt ins Bodenlose und als wenig später die Ware aus Sibirien tatsächlich eintraf, war der Getreidemarkt während des ganzen Jahres derart überschwemmt, dass Brot zu ungewöhnlich günstigen Preisen jederzeit erhältlich war.