Rabbi Schalom von Bels pflegte jedesmal vor Rosch Haschana vor dem Schofarblasen einige Toragedanken zu äussern. Einmal begann er, vor den Tekiot über die Wunder die in Ägypten geschehen waren, zu sprechen. Dabei erzählte er den ganzen Dialog zwischen Pharao und Mosche, wo der Pharao fragt, wer denn mitgehen wolle und Mosche antwortet: "Mit unserer Jugend und mit unseren Alten, mit unseren Söhnen und Töchtern werden wir gehen!" Darauf der Pharao: "Ihr könnt alle, auch eure kleine Kinder können gehen, doch euer Vieh sollt ihr bei uns lassen." Mosche erwiderte: "Nein, auch unser Vieh wird mit uns gehen, wir werden kein einziges Tier in Ägypten hinterlassen, denn wir brauchen unsere Tiere, um G-tt zu dienen."

Nachdem Rabbi Schalom diesen Dialog wiederholt hatte, begann er sofort den Segensspruch auf das Schofarblasen zu sagen um danach das Schofar zu blasen. Über Rosch Haschana und seine Bedeutung hatte er überhaupt nicht gesprochen. Die Chassidim waren sehr erstaunt und konnten nicht verstehen, wo der Zusammenhang zwischen Schofarblasen und der Befreiung aus Ägypten lag.

Einer dieser Chassidim besuchte kurz nach Rosch Haschana den berühmten Zaddik, Rabbi Meir von Premischlan. Dieser fragte ihn: "Was hat euer Rabbi in diesem Jahr vor dem Schofarblasen gesagt?" Der Chassid wiederholte ihm die Worte des Rabbi und fügte hinzu, dass die Chassidim sich nicht erklären konnten, was die Verbindung zwischen Schofarblasen und Befreiung aus Ägypten sei.

Da sagte Rabbi Meir: "Euer Rabbi hat sehr wichtige Worte zum richtigen Zeitpunkt gesprochen! Im Himmel war bestimmt, dass im kommenden Jahr viele jüdische Kinder sterben sollten. Darauf sprach euer Rabbi zum Himmel die Worte von Mosche: "Wir werden mit unsern Kindern gehen! Wir brauchen unsere Kinder, denn sie werden einst heranwachsen und G-tt dienen." Da wurde im Himmel bestimmt, das jüdische Vieh werde in diesem Jahr an einer Seuche sterben. Darauf sagte euer Rabbi mit den Worte Mosches: "Auch unser Vieh brauchen wir, denn mit seiner Hilfe dienen wir G-tt!" "Du sollst wissen", fügte Rabbi Meir hinzu," dass nun eine Seuche auf die Vögel kommen wird, denn diese hat dein Rabbi in seinen Worten nicht erwähnt". In jenem Jahr starben viele Vögel an einer schrecklichen Krankheit, doch die Menschen und das Vieh wurden verschont.