Die Leute von Simonja kamen einst zum Rebbe, dem Rabbi Jehuda Hanassi, und baten um einen Gelehrten, der ihnen Rabbi, Lehrer und Richter sein sollte. Der Rebbe wählte Rabbi Levi bar Sissi aus, weil er seiner Meinung nach am geeignetsten war. Die Abgesandten von Simjona kehrten voller Vertrauen auf die Entscheidung des Rebbe mit ihrem neuen Rabbi zurück, errichteten eine große Bühne mitten in der Stadt und setzten Rabbi Levi darauf, damit alle ihn sehen konnten. Dann luden sie die Einwohner ein, ihre halachischen Fragen zu stellen.
Zur Verwunderung und Enttäuschung aller öffnete Rabbi Levi nicht einmal den Mund, sondern blieb stumm sitzen. Die Leute hatten den Verdacht, dass er sich im Gesetz nicht auskannte, und wollten seine Kenntnisse der Hagada prüfen. Aber die Lippen des Rabbis blieben versiegelt.
Die enttäuschten Leute von Simjona gingen zum Rebbe und klagten, Rabbi Levi sei völlig ungeeignet, ihr Vorbild zu sein.
Der Rebbe ließ Rabbi Levi rufen und befahl den Leuten, die Fragen zu wiederholen, die sie ihm gestellt hatten. Zu ihrer großen Überraschung beantwortete der Rabbi nun jede Frage klar und ausführlich. Der Rebbe fragte ihn: “Warum hast du diese weisen Worte nicht in Simjona gesprochen?”
Rabbi Levi antwortete: “In Simjona führte man mich auf eine große, hohe Bühne und stellte mich allen Leuten zur Schau. Ich konnte nicht verhindern, dass ich stolz auf all diese Ehre war. Aber dieser Stolz bewirkte, dass ich alles vergaß, was ich wusste.”
ב"ה
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