Ich hatte eine schwierige Zeit bei der Erziehung eines meiner Kinder. Was immer ich versuchte, es funktionierte nicht. Ich sagte ihm, „Du wirst dafür eine Strafe erhalten, Ich werde dir kein Channuka-Geschenk geben, Ich werde dir in diesem Jahr kein Spielzeug zum Geburtstag kaufen …“ Ohne Erfolg.
Eines Tages, als ich mit meiner Familie in einem Einkaufszentrum war, begann sich mein Sohn schlecht zu benehmen. Ich wusste, dass meine vorherigen Versuche vergeblich gewesen waren und entschied eine andere Strategie anzuwenden. Um seine Aufmerksamkeit zu bekommen, nahm ich einige Lutscher heraus und gab sie meinen anderen Kindern, aber ihm nicht. Er begann zu schreien und wollte wissen warum er keinen bekam. Ich begab mich auf seine Augenhöhe und sah ihn mit Mitleid an. „Wenn ein Kind einen Lutscher bekommt“, sagte ich sanft zu ihm, „“so ist es ein Lohn für sein gutes Verhalten. Ich weiß, dass du ein guter Junge bist und ich weiß, dass du mir bald zeigen wirst, dass du einen Lutscher verdienst.“ Dieser Ansatz ließ ihn aufmerksam werden. Er beruhigte sich sofort, lächelte mich an … und streckte seine Hand aus um einen Lutscher zu erhalten. Ich merkte dann, dass man Disziplin eher mit Liebe und Liebenswürdigkeit, anstatt mit Hass oder Ärger lehren kann. Sie müssen sich auf eine höhere Stufe des Bewusstseins erheben. Mein Sohn lernte auch eine wertvolle Lektion: dass es sich viel mehr lohnt ein gewünschtes Verhalten zu zeigen, anstatt sich ungebührend zu benehmen.
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Der zwölfte Buchstabe des Aleph-Beis ist das Lamed. Die Form des Lamed vereint zwei Buchstaben in sich:1 das Vav und das Kaf.2 Die Kabbala3 sagt, dass der Buchstabe mit einem Turm verglichen wird, der in der Luft fliegt.
Gematria
Die Gematria von Lamed ist dreißig. In Pirkei Awot heißt es: „Wenn man dreißig Jahre alt wird, erreicht man seine volle Stärke.“4 Wir finden in der Thora, dass, als das jüdische Volk in der Wüste war, die Levi’im, die die schweren Gefäße trugen, zwischen dreißig und fünfzig Jahren alt sein mussten, da dies die kraftvollsten Jahre des Menschen sind.
Was war der zugrunde liegende Zweck der 40jährigen Reise der Juden durch die Wüste? Auf der einen Seite wissen wir, dass dies das Ergebnis der Verfehlung der [10] Kundschafter war. Die 40tägige Reise durch das Land Israel erinnert an den Beschluss G’ttes 40 Jahre in der Wüste zu verbleiben.5 Warum mussten sie gerade durch die Wüste wandern? Warum blieben sie nicht an einer Stelle? Einfach ein Lager aufschlagen und dort für 40 Jahre bleiben. Was war der Grund, dass sie insgesamt 42 Reisen in 40 Jahren unternommen haben?
Der Zweck der Reisen des jüdischen Volkes war es, die Wüste in einen Garten zu verwandeln; auch an diesen verlassenen Platz G’ttlichkeit zu bringen. Indem sie mit sich die Bundeslade führten – und in ihr die Thora – wurde jede Lagerstätte des jüdischen Volkes nicht nur zu einem spirituellen, sondern zu einem wirklichen Garten. Dies wurde dem jüdischen Volk zu einer Lehre und einem Wegweiser, bei all ihren zukünftigen Orten des Exils. G’tt teilte ihnen mit: Ihr werdet die Geschichte hindurch zu wandern haben. Ihr werdet von einem Land zum nächsten reisen. Aber wo immer ihr hingeht, müsst ihr die Lade G’ttes mit euch nehmen – G’ttlichkeit in den jeweiligen Bereich bringen, ihn erheben und seine Bewohner verbessern und spiritueller machen. Dies ist das Ziel eines Juden.6
Diese Kraft, die Welt ernsthaft zu verändern, beginnt wenn wir dreißig werden. Von diesem Punkt an sind wir dazu in der Lage. Der Midrasch Schemuel7 sagt, dass man mit dreißig die Fähigkeit andere zum Guten zu beeinflussen. Bis dahin wird die Grundlage dafür gelegt.
Bezüglich Lamed finden wir eine weitere interessante Gematria. Sowohl das Aleph (in der Form des Wortes Ulfana), als auch das Lamed (wie in Lameid) stehen für G’tt als Lehrer. Was ist die Verbindung dieser beiden Buchstaben? Die Form des Buchstaben Aleph besteht aus zwei Juds und einem Aleph: 10 und 10 und 6 = 26. Das Lamed setzt sich aus einem Kaf und einem Vav zusammen: 20 und 6 = 26. Sechsundzwanzig ist auch die Gematria des g’ttlichen Namen, dem Tetragrammaton – Jud-Hei-Vav-Hei.
Es gibt aber einen signifikanten Unterschied zwischen der Art zu Lehren bezüglich des Aleph und des Lamed. Das Aleph ist mehr Theoriebezogen, wohingegen das Lamed eher einen praktischen Ansatz verfolgt. Zum Beispiel, das Aleph steht für die geschriebene Thora, wohingegen sich das Lamed auf die mündliche Gesetz bezieht (die Anwendung dieser Konzepte in unserer alltäglichen Praxis).8
In einer anderen Quelle schreibt der Rebbe, (9) dass das Kaf des Lamed für das menschliche Wesen steht, welches sich aus der g’ttlichen und der „tierischen“ Seele zusammensetzt, jede von ihnen setzt sich aus zehn Fähigkeiten (gleich zwanzig) zusammen. Das Vav steht dafür, dass G’tt zwischen ihnen weilt. Der numerische Wert von Kaf ist zwanzig. Wenn G’tt zwischen ihnen weilt, so fügt er Seine zehn Sefirot, oder g’ttlichen Energien, hinzu, zusammen also dreißig = Lamed.
Darum nennt vielleicht der Sohar das Lamed einen in der Luft fliegenden Turm. Das Vav des Lamed steht für G’ttlichkeit, Spiritualität, welches oben „in der Luft“ gefunden wird. Das Vav, welches eine Verbindung von oben nach unten darstellt, bringt die G’ttlichkeit von den spirituellen Welten in die physische Welt hinunter, bis es sich im Kaf, dem menschlichen Wesen, wieder findet. Diese Vereinigung des Spirituellen und Physischen erfüllt das Lamed mit der Fähigkeit sehr hohe Konzepte in einer praktischen Weise zu lehren.
Bedeutung
Lamed bedeutet zu lernen und zu lehren – welches sich auch den täglichen Gebeten wieder findet, Lilmod Ulameid. (10) Aber das Wort Lamed, das Gebot zu lehren, richtet sich nicht nur an Lehrer, es ist eine Anweisung an jeden Menschen. Jeder Mensch kann seinen Freund oder ihre Freundin beeinflussen, und die Eltern haben die Verpflichtung ihren Kindern G’tt, gute Taten und Ethik näher zu bringen. Die Thora sagt uns, (11) “Du sollst deine Kinder lehren und zu ihnen über diese Dinge sprechen” (d.h., die Gebote und Verpflichtungen der Thora). Der Rambam sagt uns, dass diese Passage die Prämisse für die Mitzwa von Talmud Thora, dem Thora-Studium, ist; dass wir durch das Gebot, unseren Kindern zu lehren, um unsere eigene Verpflichtung des Thora-Studiums wissen. Denn wie können wir unseren Kindern die Thora lehren, wenn wir sie selbst nicht gelernt haben?
Wir können nun alle eine einfache Frage stellen: Warum lernen wir diese grundlegende Gebot indirekt? Wenn G’tt wollte, dass wir verpflichtet sind Thora zu lernen, warum hat Er nicht einfach gesagt, „Lerne Thora!“ Warum lernen wir nun diese Mitzwa durch das Gebot „Lehre deine Kinder“?
Der Rebbe erklärt, (12) dass, wenn es an das Thora-Studium geht, ein Mensch immer ein Kind ist, und folglich das Gebot, “lehre deine Kinder”, auch für uns gelten kann. Man sollte niemals sagen, „Oh, ich bin nun fünfzig. Ich habe die Thora zwanzig Mal gelesen. Man kann mir nichts Neues mehr erzählen.“ Demgegenüber ist die Thora unbegrenzt. Gleich wie oft wir sie studiert haben, wir können immer einen neuen Aspekt finden oder eine tiefere Bedeutung entdecken. Wir müssen wie die Kinder herangehen und bereit sein zu erhalten und zu hören. Wie es in Pirkei Awot heißt: (13) „Wer ist weise? Der von jedem lernt.“ “Jeder” kann auch jemand jüngeres als du sein.
Auch deine Kinder.
Fußnoten:
(1) Sefer HaLikkutim, Osios, Buchstabe Lamed, geschrieben durch den Tzemach Tzedek, den dritten Rebbe von Chabad (1789-1866).
(2) Reshimos #53, S. 6
(3) Siehe Sefer HaLikkutim, loc. cit., S. 845; 847.
(4) 5:23.
(5) Bamidbar 14:34. Siehe ebenfalls das Kapitel zum Buchstaben Jud.
(6) Likkutei Torah, Anfang von Nasso und S. 22b. Likkutei Sichos, Bd. 13, S. 16-17.
(7) Pirkei Awot 5:22.
(8) Aleph, der erste Buchstabe, steht für den ersten Schritt zur Erlangung von Wissen, und ist deshalb eher theoretisch. Der Buchstabe Lamed erscheint in der Mitte des Aleph-Beis und ist folglich tiefer in diesem Prozess. An diesem Punkt bist du fähig das theoretische Wissen in praktische Anwendungen umzuwandeln.
(9) Reschimos #53, S. 6.
(10) Segen vor dem Schema.
(11) Dewarim 6:7.
(12) Likkutei Sichos, Bd. 19, S. 38ff.
(13) 4:1.
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