Im Allgemeinen sagen wir, dass nur Menschen Freiheit der Wahl haben, und dass Engel das tun, womit sie beauftragt werden. Sie haben keinen bösen Trieb, so dass sie nichts Unrechtes würden tun wollen, selbst wenn sie eine Wahlmöglichkeit hätten.
Aber wir stellen fest, dass bestimmte Engel bestraft wurden, was implizieren würde, dass sie die Freiheit der Wahl haben.
Zum Beispiel heißt es im Talmud (Bava Metzia 85b), dass Elijahu der Prophet einmal Rabbi Juda offenbarte, dass, wenn Rabbi Chiya und seine Söhne simultan beten würden, der Messias komme. Rabbi Juda rief daraufhin einen öffentlichen Fasttag aus und wies Rabbi Chiya und dessen Söhne während des Gebets an, den G-ttesdienst zu führen. (An einem Fasttag leiten drei Menschen die G-ttesdienste.) Als sie das Gebet „Er gibt das Leben den Toten wieder“ erreichten, eine Anspielung auf die messianische Zeit, erbebte die Erde. Im Himmel wurde eine Stimme vernommen: „Wer offenbart Geheimnisse in der Welt?“ – bezüglich des Geheimnisses, wie der Messias herbeigebracht werden kann. Und die Antwort war: „Elijahu.“ Elijahu wurde dann gebracht und zu sechzig Peitschenhieben aus Feuer verurteilt.“ Diese Geschichte scheint zu implizieren, dass Elijahu, ein Engel, die Freiheit der Wahl hat und durch falsches Wählen Strafe auf sich ziehen kann.
Weiter steht im Talmud (Chagiga 14b-15a) die Geschichte von vier Weisen, die den Himmel erreichten, weil sie G-ttes unaussprechlichen Namen kundtaten. Nur einem von ihnen gelang es dies unverletzt zu überstehen. Einer starb; ein anderer wurde geistig verwirrt; und ein dritter wurde ein Renegat. Warum wurde der letzte ein Renegat? Er sah den Engel Matat, der die Erlaubnis hatte zu sitzen, während er die Verdienste von Israel aufzeichnete. Er sagte, "Ist ihm nicht beigebracht worden, dass im Himmel es kein sitzen ... und keine Erschöpfung gibt? Vielleicht [G-tt verhüte] gibt es zwei Gottheiten im Himmel?“ Matat wurde damals hinausgeworfen und zu sechzig Schlägen aus Feuer verurteilt.
Wenn wir einmal die genaue Bedeutung dieser Geschichte beiseite lassen, so scheinen sie doch zu implizieren, dass Engel tatsächlich eine freie Wahl haben und deswegen bestraft werden können.
Einige Kommentatoren behaupten, dass diese „Strafen“ nicht wörtlich genommen werden sollen und sie lediglich metaphorisch sind. Jedoch sagt Rabbi Shmuel von Lubawitsch, ein Mytiker des 19. Jahrhunderts, dass, obwohl Engel im Allgemeinen keine frei Wahl haben, die zwei Engel in den oben genannten Geschichten, Elijahu und Matat (der ursprünglich Enoch war), tatsächlich Menschen waren, die in den Himmel aufgestiegen waren und zu Engeln wurden. Sie behieltten sogar in diesem himmlischen Zustand noch ihre menschliche Kapazität zu wählen.
ב"ה
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