Eine unterschiedliche Meinung zwischen dem Rambam und dem Ramban in Hilchot Bet HaBechira, nachdem die Mizwa, einen Tempel zu errichten, angeführt wird, schreibt der Rambam1:

"Wir müssen Gerätschaften für das Heiligtum erschaffen: einen Altar für ... die Opfer, eine Rampe um den Alter welche sich zum Altar erhebt …, ein Waschbecken mit einem sockel, ein Altar für das Weihrauch-Opfer, eine Menora und einen Tisch [für die Schaubrote].

Indem die Gerätschaften in dieser Art erwähnt werden, hebt der Rambam ein Thema hervor, welches im Sefer HaMizwot2 erwähnt wurde – dass die Mizwa, das Heiligtum zu errichten, schließt ebenfalls die Herstellung all der Gerätschaften ein, welche für die vielen unterschiedlichen Einzelheiten des Opferdienstes im Beit HaMikdasch notwendig sind. Es gibt keine gesonderte Mizwa der Herstellung der einzelnen Gerätschaften.

In seinen Hasagos zu Sefer HaMizwot3, untergliedert und erklärt der Ramban, dass die Errichtung des Beit HaMikdasch als eine Mizwa betrachtet werden sollten und die Herstellung der Gerätschaften als getrennte Mizwot. Wie dargelegt:

Die Gerätschaften sind nicht Teil der Struktur. Vielmehr sind es zwei Mizwot, die nicht voneinander abhängen. Wir können Opfer im Beit [HaMikdasch] darbringen, auch wenn es uns an den Gerätschaften fehlt.4

Was ist nun der Grund für den Beit HaMikdasch

Opferdienst oder das Offenbaren der G-ttlichen Gegenwart. Die Unterschiedlichkeit der Meinungen zwischen diesen beiden Autoritäten steht stellvertretend für eine Divergenz des Zugangs bezüglich der Aufgabe in einem größeren Maßstab. Im Sefer HaMizwot5, beschreibt der Rambam die Mizwa, der Errichtung des Beit HaMikdasch, als ein Gebot „ein Haus des Dienstes zu errichten, wo Opfer dargebracht werden“; d.h., er legte eine Betonung auf den Beit HaMikdasch als Zentrum für den Opferdienst für G-tt. Ohne die Gerätschaften, welche für den Dienst notwendig waren, konnten die Opfer nicht dargebracht werden. Darum schließt die Mizwa, der Errichtung des Beit HaMikdasch, auch die Schaffung der Gerätschaften ein, welche für den G-ttesdienst notwendig sind.

Dieses Konzept wird ebenfalls in der Mischne Tora betrachtet6, wo der Rambam seine Befassung mit der Mizwa, der Errichtung des Beit HaMikdasch, wie folgt beginnt: „Es ist ein positives Gebot ein Haus für G-tt zu errichten, vorbereitet, dass Opfer darin dargebracht werden können.“

Die Mizwa der Errichtung des Heiligtums ist vervollständigt, wenn es ist „vorbereitet, dass Opfer darin dargebracht werden können.“7

Der Ramban, demgegenüber, sieht das Gebot der Errichtung des Beit Hamikdasch als ein separates Ziel – die Errichtung des Heiligtums für die Manifestation von G-ttes Gegenwart. Folglich schreibt er in seinem Kommentar zur Tora8: „[G-ttes] essentielles Ziel im Heiligtum war es, [die Errichtung eines] Ortes für die G-ttliche Gegenwart.“

In diesem Konzept stellt der Opferdienst einen zusätzlichen Dienst dar, der eigentlich nicht mit der Existenz des Beit HaMikdasch verbunden ist. Dementsprechend wird die Fertigung der unterschiedlichen Gerätschaften, die für den Opferdienst notwendig sind, eigene Mizwot angesehen.

Eine Auflösung der Unterschiede: Der Zweck des Beit HaMikdasch in den Augen des Menschen und Sein Zweck in den „Augen“ G-ttes diesen Gegensätzen zwischen dem Rambam und dem Ramban bedürfen einer weitergehenden Erklärung. Auf die Manifestation der Gegenwart G-ttes, als Ziel des Beit HaMikdasch, wird in dem Vers angespielt9, welchen der Rambam als Beweis, für das Gebot den Tempel zu errichten, zitiert10: „Und du sollst Mir ein Heiligtum errichten und Ich werde in ihm wohnen.“ Mehr noch, der Rambam beschreibt die Mizwa, der Errichtung des Beit HaMikdasch11, in Hilchot Bet HaBechira12, als das Errichten „eines Hauses für G-tt“. Er weist darauf hin, dass die Vorbereitung eines Hauses, in welchem sich G-ttes Gegenwart offenbart, als den Hauptzweck der Errichtung des Beit HaMikdasch.

Gleichzeitig sind wir angehalten zu sagen, dass der Ramban die Errichtung eines zentralen Platzes des G-ttesdienstes als ein fundamentales Ziel anerkennt, welches durch die Errichtung des Beit HaMikdasch erfüllt ist. Dafür gibt es Passagen in der Tora, welche eindeutig auf diese Verbindung hinweisen, betonend, dass G-ttes Wahl. „eines Ortes an dem Sein Name verweilen kann“, mit dem Gebot verbunden ist – „Dorthin werdet ihr bringen … eure Brandopfer, eure Opfer …“13

Darum muss erklärt warden, dass die Absichten, die durch den Rambam und den Ramban hervorgehoben wurden, sich nicht gegenseitig ausschließen. Der Unterschied zwischen ihren Perspektiven rührt von der unterschiedlichen Dimension, welche sie gewählt haben. Der Rambam spricht von dem Beit HaMikdasch im Bezug auf Mizwot, welche durch den Menschen erfüllt werden, um sich mit G-tt zu verbinden. Deshalb hebt er die Dimension des Opferdienstes hervor. Demgegenüber betrachtet der Ramban insbesondere „[G-ttes] essentielle Absicht in dem Heiligtum.“ Deswegen legt er besonderen Wert auf die Betonung der Manifestation der Gegenwart G-ttes.

In dem Zeitalter der Erlösung

Diese beiden Ziele, die Manifestation der G-ttlichen Gegenwart und der Opferdienst des Menschen, werden die höchste Stufe der Erfüllung im dritten Beit HaMikdasch erreichen, in der Ära der Erlösung. Dafür wird „das Heiligtum G-ttes, durch Deine Hand errichtet“14 sein, und „dort werden wir Dir die obligatorischen Opfer darbringen … mit Liebe, in Übereinstimmung mit dem Gebot Deines Willens.“15

Mag unser Studium der unterschiedlichen Elemente des Beit HaMikdasch die Zeit ankündigen, wenn wir uns wieder an ihm erfreuen können. Und mag dies in der nahen Zukunft stattfinden.

(Adaptiert von Likute Sichot, Bd. 4, S. 1346-1347; Bd. 11, Teruma)