Die Gesetze der Reinheit und Unreinheit betreffen Männer wie Frauen gleichermaßen. In den Zeiten, als der heilige Tempel in Jerusalem stand, wenn er den heiligen Tempel betrat oder wenn er heilige Nahrung zu sich nahm (Opfer, Teruma, Maaser Scheni, etc.), war es für jeden erforderlich [rituell] rein zu sein. Darum gingen sowohl Männer, als auch Frauen (verheiratet und unverheiratet) sehr häufig in die Mikwe. Tatsächlich wurden private Mikwaot in vielen der historischen Häuser, die durch die Archäologen in Jerusalem ausgegraben wurden, gefunden.

Heute, vor der lang erwarteten Ankunft des Maschiach, gibt es keinen halachischen Grund um [rituell] rein zu sein. Die einzige Ausnahme von dieser Regel ist Nidda; eine menstruierende Frau, die zur Mikwe gehen muss, bevor sie die ehelichen Beziehungen mit ihrem Ehemann wieder aufnehmen kann. So ist der Grund, weswegen eine Frau zur Mikwe geht, nicht [hauptsächlich] um rein zu werden, „sondern aus praktischen Zwecken“ heraus.

Das einzige Mal, an dem es für Männer halachisch verpflichtend ist zur Mikwe zu gehen, ist der Tag vor Jom Kippur. An Jom Kippur werden wir mit Engeln verglichen und müssen uns deshalb vorher reinigen. (In vielen Gemeinden gehen Frauen an diesem Tag ebenfalls zur Mikwe.)

Esra, der Prophet, etablierte (im vierten Jahrhundert BCE), dass jeder Mann, der einen Samenerguss hatte, gleich ob beim Verkehr oder anderweitig, in der Mikwe untertauchen sollte, bevor er betet oder Tora studiert. Diese Anweisung wurde nicht universell akzeptiert und wurde deshalb abgeschafft. Fromme Menschen sind aber über die Generationen hinweg immer der Anweisung Esras gefolgt.

Chassidim haben den Brauch jeden Tag zur Mikwe zu gehen, insbesondere vor Schabbat und Feiertagen. Damit wird beabsichtigt, dem täglichen Leben eine zusätzliche Dimension von Reinheit und Heiligkeit hinzuzufügen.