Ich glaube, dass die Differenzen, welche heutzutage zwischen Chassidim und Misnagdim existieren, ideologische Gründe haben.
Als die chassidische Bewegung durch den Baal Schem Tow gegründet wurde, gab es bei manchen Juden echte Besorgnis, dass es einfach ein neuer Kult sein könnte, wie der messianische Kult um Schabatai Zwi, der Europa nicht einmal hundert Jahre zuvor überflutet hatte.
Menschen sind dem Unbekanntem gegenüber immer misstrauisch. So muss man sich nur vorstellen, was sie dachten, als der Gehilfe eines Lehrers plötzlich begann eine vollkommen neue Philosophie im Judentum zu verbreiten.
Die berechtigte Sorge war, dass die „Kat“ (Sekte), wie die Chassidim ursprünglich bezeichnet wurden, möglicherweise aus der traditionellen Tora und Mizwot ausbrechen würden. Aus diesem Grund wandten sich die Misnagdim gegen die Chassidim, und erschwerten ihnen ihr Leben wo es ihnen möglich war. Chassidim wurde in praktisch jeder größeren misnagdischen Stadt „exkommuniziert“.
All dies dauerte ungefähr 75 Jahre an; vom Beginn der chassidischen Bewegung (ca. 1750) bis in die ersten Jahre des neunzehnten Jahrhunderts. Zu dieser Zeit war es klar, dass die Ängste, bezüglich der Chassidim, unbegründet waren. Die Chassidim verließen nicht den Pfad von Tora und Mizwot, und sie übertrafen die Misnagdim sogar an Frömmigkeit und der sorgsamen, leidenschaftlichen Befolgung der Gebote.
Das 19. Jahrhundert wurde zur eine Ära der (relativen) Harmonie zwischen Chassidim und Misnagdim. Die Führer beider Lager traten zusammen auf und der wirklichen Gefahr entgegen, die sich dem Judentum darbot – der Reform-Bewegung. Die Zusammenarbeit und echte Freundschaft, die zwischen dem Zemach Zedek (dem dritten Lubawitscher Rebbe) und Rabbi Itzale Vilozhiner (von Brisk) existierte, ist sorgsam dokumentiert. Diese enge Beziehung dauerte über 100 Jahre an.
Am Beginn des 20. Jahrhunderts arbeiteten Rabbi DovBer und Rabbi Josef Jitzchak von Lubawitsch sehr eng mit dem Chofez Chaim, Rabbi Chaim Ozer Grodzenski, Rabbi Chaim Brisker und anderen zusammen.
Nach dem zweiten Weltkrieg startete der Lubawitscher Rebbe, Rabbi Menachem Mendel Schneerson, eine Kampagne, um die Lehren von Chassidus jedem zugänglich zu machen. Viele Angehörige misnagdischer Gemeinden fühlten sich durch Chassidus angezogen und wurden Chassidim. Zu dieser Zeit, vor ungefähr 25 Jahren, wurde die alte Animosität gegen die Chassidim wieder, durch gewisse Kreise in der misnagdischen Gemeinschaft, entfacht.
Hinter dieser Animosität gibt es keine Ideologie. All die Beschwerden gegen die Chassidim sind durch das 250jährige standhafte Festhalten an der Tora entkräftet worden. In der Tat gibt es viele chassidische Praktiken und Werte, die durch Misnagdim übernommen wurden. Es ist bedauerlich, dass es keine wirklichen “Tora-Größen” gibt, die diesen Bestrebungen entgegentreten, die versuchen die Saat des Unfriedens zwischen den Tora-treuen Juden zu säen.
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