Der Magid von Trisk pflegte am Anfang eines neuen Jahrs die Tora zu zitieren, um zu belegen, dass der Moschiach in diesem Jahr kommen und den Juden die lang ersehnte Erlösung bringen werde. Im folgenden Jahr fand der Magid erneut Belege dafür, dass dieses Jahr das Jahr der Erlösung war. Als man ihn nach dem Grund für diese jährliche Übung fragte, antwortete er:

„Wenn ein Mensch sieht, dass sein Vater etwas Falsches tut, befindet er sich in einer Zwickmühle. Einerseits gilt das Gebot, seinen Vater zu ehren; andererseits sind wir verpflichtet, jeden zu ermahnen, der ein Gebot der Tora verletzt. Das Schulchan Aruch (das jüdische Gesetzbuch) weist uns an, in einem solchen Fall zu unserem Vater zu sagen: „Vater, steht nicht in der Tora, dass ...?“ So weisen wir ihn auf seinen Fehler hin, ohne ihn direkt zu kritisieren.

G–tt hat versprochen, uns zu erlösen, und der Talmud lehrt, dass alle Termine für die Erlösung gekommen und vergangen sind. Aber G–tt ist unser Vater, den wir achten und verehren müssen, selbst wenn er nicht tut, was wir von ihm erwarten. Darum sage ich jedes Jahr zu G–tt: „Vater, sagt nicht die Tora, dass die Erlösung dieses Jahr kommen muss?“