Erez Israel leidet manchmal an schwerer Dürre, weil es dort nur im Winter regnet. Vor vielen Jahren herrschte einmal eine solche Trockenheit. Die Juden versammelten sich, um zu beten. Sie fasteten und weinten. Aber es nützte nichts — keine Wolke war zu sehen.

Die Nichtjuden in Erez Israel litten ebenfalls. Als die Not unerträglich wurde, rief der Pascha von Jerusalem die Ältesten der jüdischen Gemeinde zu sich und befahl ihnen, zu ihrem G–tt zu beten und für Regen zu sorgen. „Wir sind zuversichtlich, dass uns das gelingt, aber nur, wenn du uns erlaubst, im Grab der Patriarchen zu beten“, erwiderten sie.

Sofort ließ der Pascha den Schlüssel zum Grab bringen. Zehn der reinsten und frömmsten Juden wurden ausgewählt, um die Meoras Hamachpela zu betreten.

Die Zehn eilten nach Chewron, gingen in die Grabkammer und stiegen die ersten fünf Stufen hinab. Dort lasen sie inbrünstig das erste Buch Tehillim. Danach ging einer von ihnen hinaus und schaute nach, ob sich schon Wolken gebildet hatten. „Der Himmel ist immer noch klar und blau“, berichtete er.

Nun gingen sie weitere fünf Stufen hinab und rezitierten das zweite Buch Tehillim. Sie beteten aus ganzem Herzen und ganzer Seele. Dann schickten sie wieder einen von ihnen hinaus. „Es hat sich nichts verändert“, sagte er. „Die Sonne scheint so stark wie immer.“

Jetzt stieg die Gruppe erneut fünf Stufen hinab und las das dritte Buch. Sie beteten noch inniger. Wieder ging ein Mann hinaus und kehrte mit der Botschaft zurück: „Der Himmel ist dunkel. Es hat zu regnen begonnen!“ Als die Zehn sahen, dass sie Erfolg gehabt hatten, beteten sie weiter – diesmal nicht um Regen, sondern für die endgültige Erlösung, die Geula. Doch plötzlich erhob sich ein so heftiger Wind, dass sie aus der Grabkammer geweht wurden.

Jetzt war den zehn Gelehrten klar, dass sie zu weit gegangen waren. Es war noch zu früh, um für die Geula zu beten. Wir dürfen nicht versuchen, die Erlösung vor ihrer festgesetzten Zeit zu erzwingen.