„Die Menschen glauben“, erklärte der vorige Rebbe, Rabbi Josef Jizchak Schneersohn, „die Mizwa Ahawat Jisrael (Liebe zum Mitjuden) bedeute, man müsse den anderen lieben wie sich selbst. Das ist falsch. Die Mizwa verlangt, dass wir uns so lieben wie den anderen!“
Lange bevor die moderne Psychologie sich mit der Selbstachtung befasste, lehrte das Judentum, wie wichtig es ist, sich selbst zu lieben und zu akzeptieren. Denn nur wenn wir uns selbst lieben, können wir unsere Angehörigen, Freunde, Kollegen und sogar Leute, die Geld von uns wollen, wirklich lieben. Wir sollen allerdings keine Egoisten werden und schlechte Charakterzüge nicht lieben, sondern ablegen.
Wie können wir uns selbst lieben? Am besten beginnen wir damit, die ersten Worte zu studieren und in uns aufzunehmen, die wir ein jüdisches Kind lehren: „Tora Ziwa – die Tora, die Mosche uns anbefohlen hat, ist ein ewiges Erbe des jüdischen Volkes.“
G–tt hat uns ein kostbares Geschenk gegeben: die Tora. Wir dürfen die moralischen, ethischen und spirituellen Lehren der Tora in uns aufnehmen und uns daran freuen. G–tt hat sie für uns maßgeschneidert, denn er liebt jeden Juden, wie Eltern ihr einziges Kind lieben, das ihnen im hohen Alter geboren wird.
Die Tora und ihre Lehren sind ewig. G–ttes Liebe für jeden Juden ist ebenfalls ewig. Er liebt uns. Darum können wir uns auch selbst lieben. Von „Tora Ziwa“ gehen wir weiter zu „Schma Jisrael – Höre Jisrael: ER ist unser G–tt, ER ist einer!“ Diese Worte sind nicht nur ein Bekenntnis zum Monotheismus; sie bekräftigen, dass G–tt überall ist, und sie bekräftigen eine grundlegende jüdische Lehre: dass G–tt gut ist. Nichts ist von G–tt getrennt, und alles, was G–tt tut, ist letztlich gut. (Hoffen wir, dass wir das „Gute“ auch erkennen und schätzen.)
Jeder jüdische Unterricht will die Selbstliebe stärken. Im dritten Kapitel der Pirke Awot (Ethik der Väter) weist Rabbi Jischmael uns an, „jeden Menschen freudig zu begrüßen“. Das bedeutet nach den Worten des früheren Rebbe, dass wir auch uns selbst freudig begrüßen müssen!
Nach dem Aufwachen sollten wir uns ein frohes „Guten Morgen!“ zurufen. Wenn wir die Freude verloren haben, müssen wir sie wiederfinden und willkommen heißen.
Selbstliebe hat nichts damit zu tun, wer wir sind, wie viel Geld wir verdienen oder wie wir aussehen. Wir sollen unseren innern Kern lieben. Unserem Wesen nach sind wir alle Funken desselben einen G–ttes. Nur wenn wir uns selbst lieben, lieben wir also auch alle anderen.
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